Nicht nur auf den Autobahnen, hier die A 5 bei Lahr, ist der zunehmende Pendelverkehr deutlich spürbar. Foto: Archiv

Anstieg um 38 Prozent im Ortenaukreis seit dem Jahr 2000 / IG Bau fordert mehr Wohnraum

Die Zahl der Berufspendler ist auch in der Ortenau in den letzten Jahren stark angestiegen. Nach einer Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung nehmen immer mehr Mensche immer längere Wege zum Arbeitsplatz in Kauf.

Ortenau (red/wa). Die IG Bau macht für den Anstieg der Pendlerzahlen auch den fehlenden Wohnraum gerade in den Großstädten und Ballungszentren verantwortlich. Immer mehr Menschen müssten immer längere Wege zur Arbeit in Kauf nehmen, heißt es in einer Mitteilung. Hinzu komme ein großer Investitionsstau bei der Verkehrsinfrastruktur von der Schiene über die Straße bis hin zum Radweg.

Zuletzt verließen 16 Prozent aller Berufstätigen auf dem Weg zur Arbeit die Grenzen des Landkreises – 38 Prozent mehr als noch im Jahr 2000. Das hat die IG Bauen – Agrar – Umwelt mitgeteilt. Die IG Bau Südbaden beruft sich hierbei auf eine aktuelle Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). Danach zählt der Ortenaukreis rund 28 000 sogenannte Auspendler.

Diesen Trend nennt die Gewerkschaft "alarmierend". Immer mehr Menschen müssten immer weitere Strecken zur Arbeit zurücklegen – und verbrächten immer mehr Lebenszeit im Stau, kritisiert Bezirkschef Lukas Oßwald. Dafür sei maßgeblich auch eine verfehlte Wohnungsbaupolitik in den Ballungsgebieten verantwortlich. "Seit Jahren hält das Angebot bezahlbarer Wohnungen nicht mit dem Bedarf Schritt. Wir haben gerade in den größeren Städten eine gute Entwicklung bei den Arbeitsplätzen, aber für die Menschen wird es immer schwieriger, sich dort auch eine Wohnung zu leisten", sagt Oßwald.

Wohnraum fehlt dort, wo die Arbeitplätze sind

Strecken von über 50 Kilometern bis zum Betrieb seien mittlerweile gang und gäbe. Dies belaste nicht nur die Umwelt, sondern auch die Nerven und die Gesundheit der Betroffenen. Die IG Bau fordert ein Umdenken in der Wohnungspolitik. "Die öffentliche Hand muss viel mehr als bisher investieren, um bezahlbaren Wohnraum in den Metropolen und Ballungsräumen zu schaffen", betont Oßwald. Es würden mehr Sozialwohnungen und mehr bezahlbare Mietwohnungen gebraucht. Dafür müsse es eine bessere Förderung geben – etwa durch höhere steuerliche Abschreibungen und gezielte Wohnungsbau-Förderprogramme. Durch solche Anreize für das Bauen im bezahlbaren Segment ließe sich ein Großteil der fehlenden Wohnungen errichten.

Um die Berufspendler im Ortenaukreis zu entlasten, müsse mittelfristig jedoch auch die Verkehrsinfrastruktur ausgebaut werden, fordert Oßwald: "Wir brauchen bessere Schienennetze und mehr Radwege. Aber auch bei Straßen und Brücken ist der Nachholbedarf groß."

Die Entwicklung im Landkreis ist nach Angaben des BBSR Teil eines bundesweiten Trends: Im Jahr 2015 pendelten 60 Prozent aller Beschäftigten mit Auto, Bus und Bahn zu ihrem Arbeitsplatz.

Durchschnittlich legten sie dabei 16,8 Kilometer zurück. 15 Jahre zuvor lag die Pendlerquote in Deutschland noch bei 53 Prozent.

INFO

Pendlerverkehr

Laut Nahverkehrsplan 2016 gibt es im Ortenaukreis rund 26 500 Auspendler über die Kreisgrenze. Wichtigstes Ziel ist Rastatt mit 6000 Beschäftigten, gefolgt von Freiburg (4500). Bei den Einpendlern dominieren Frankreich mit 6000 Beschäftigten, Emmendingen (3200) und Rastatt (3100). 137 000 Beschäftigte pendeln innerhalb des Kreises, 40 Prozent davon (54000) innerhalb einer Gemeinde. Die meisten Einpendler weisen Offenburg (23 600), Lahr (20 500) und Kehl (8 600) auf.