Martin Baus bei seinem Vortrag über Siebenpfeiffer, der als einer der Vorkämpfer der Demokratie in Deutschland gilt. Foto: Haberer

Martin Baus stellt Philipp Jakob Siebenpfeiffer vor

Als einer der Hauptinitiatoren des Hambacher Festes 1832 zählt Philipp Jakob Siebenpfeiffer zu den Vorkämpfern der Demokratiebewegung in Deutschland. In einem Vortrag skizzierte Martin Baus den Lebensweg des Mannes aus Lahr.

Lahr. Der 1789, im Jahr der französischen Revolution, in Lahr geborene Siebenpfeiffer steht für Liberalismus und bürgerliche Freiheiten, eine unabhängige Presse und gleiche Rechte für alle. Er besetzt damit ein Thema, das bis heute weder an Aktualität noch an Brisanz verloren hat, wie Stadthistoriker Thorsten Mietzner am Dienstag in seiner Überleitung zu dem Vortrag von Baus betonte.

Martin Baus, der wissenschaftliche Leiter und stellvertretende Geschäftsführer der 1988 gegründeten Siebenpfeiffer-Stiftung, skizzierte eine fast klassisch verlaufende Beamtenkarriere. Siebenpfeiffer wurde auf dem Lahrer Oberamt zum Schreiber ausgebildet, bevor er in Freiburg Rechtswissenschaft studierte. Er promovierte 1813 und landete schließlich in der Pfalz, die nach dem Ende der napoleonischen Herrschaft dem Königreich Bayern zugeschlagen wurde.

Der gebürtige Lahrer bezahlte einen hohen Preis für seinen Einsatz

1818 wurde er zum Landcommissär von Homburg ernannt, wo er unter anderem das "Handbuch der Verfassung, Gerichtsordnung und gesamten Verwaltung Rheinbayerns" verfasste. Getragen von einer liberalen Grundhaltung, setzte er sich ab Mitte der 1820er-Jahre kritisch mit der noch auf Napoleon zurückgehenden Verfassung der Pfalz auseinander.

Siebenpfeiffer verlor sein Amt, weil er sich zunehmend als Journalist engagierte. Er gab die Zeitschrift "Rheinbayern" heraus, ab 1831 die Postille, "Der Bote aus dem Westen" und schließlich die "Deutsche Tribüne", die er gemeinsam mit Johann Georg August Wirth auf den Weg brachte. Die beiden zählten zu den Vorreitern der liberalen und bürgerlichen Bewegung des "Vormärz". Im Januar 1832 organisierten sie das erste "Festbankett" unter dem Dach des "Deutschen Vaterlandsvereins zur Verteidigung der deutschen Presse". Die durchaus revolutionär ausgerichtete Bewegung fand ihren Höhepunkt im Hambacher Fest am 27. Mai 1832, bei dem sich mehr als 30 000 Menschen auf dem Hambacher Schloss versammelten.

Die Zeit war aber noch nicht reif für die dort mit viel Leidenschaft vertretenen Ideale einer freiheitlichen Verfassung für ganz Deutschland. Siebenpfeiffer, Wirth und viele der Hauptredner wurden verhaftet. Sie schmorten monatelang im Gefängnis, bevor sie beim Prozess erneut eine Bühne erhielten. Die Angeklagten wurden freigesprochen, Siebenpfeiffer und Wirth aber kurz darauf wegen Beleidigung zu eineinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. Siebenpfeiffer floh aus dem Gefängnis, schlug sich über das Elsass in die Schweiz durch, wurde Professor für Staatsrecht und Ökonomie in Bern. Zehn Jahre später erkrankte er an einer Geisteskrankheit und landet schließlich in einer Irrenanstalt, wo er am 14. Mai 1845 starb.

INFO

Wie Lahr den Liberalen ehrt

In Sachen Erinnerungskultur ist in Siebenpfeiffers Heimatstadt noch Luft nach oben, betonte Stadthistoriker Thorsten Mietzner in seiner Einführung zu dem Vortrag von Baus. 1965 wurde ein vergleichsweise unscheinbarer Weg nach Siebenpfeiffer benannt, 2007 ist die Stadt selbst der in Homburg ansässigen Siebenpfeiffer-Stiftung beigetreten. Ab 2018 soll es aber besser werden. Im neuen Stadtmuseum in der Tonofenfabrik soll der wohl bedeutendste Liberale der Stadt einen festen Platz erhalten. Bereits angelaufen sind die Vorbereitungen für eine historische Tagung zu Siebenpfeiffer im nächsten Jahr.