Ausgelassene Stimmung herrschte beim "International Evening", der jedes Jahr an der Hochschule Offenburg stattfindet. Dabei präsentieren die Studenten ihre Herkunftsländer, bereiten ein Büfett vor und tanzen zu Musik aus ihrer Heimat. Die Hochschulleitung befürchtet, dass die Anmeldungen ausländischer Studenten deutlich zurückgehen werden. Foto: Hochschule

Internationale Studenten müssen künftig Gebühren zahlen / In Offenburg zeigt man sich besorgt

Zum kommenden Wintersemester müssen ausländische Studenten aus Nicht-EU-Ländern für ihr Studium in Baden-Württemberg zahlen. Unsere Zeitung hat sich über die Auswirkungen an den Hochschulen Offenburg und Kehl informiert.

Offenburg. Mit dem Gesetz, das mit Beginn des Wintersemesters in Kraft treten soll, will die Landesregierung von Baden-Württemberg Mehreinnahmen im Bereich der Wissenschaft erzielen, um die hohe Qualität des Studiums zu sichern. "Wir stellen damit die Wissenschaft in Baden-Württemberg auf ein stabiles Fundament und stärken die Internationalisierung unserer Hochschulen", sagte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer im Rahmen der Anhörung des Gesetzentwurfs Anfang März im Landtag.

Die künftig anfallenden Gebühren für Studenten, die nicht dauerhaft in Deutschland leben, betragen 1 500 Euro pro Semester. Davon sollen 300 Euro direkt an die jeweilige Hochschule gelangen, um die Studienbedingungen für diese Gruppe zu verbessern und eine bessere Betreuung zu ermöglichen. Studenten, die bereits eingeschrieben seien, müssten nicht bezahlen. Auch Stipendiaten und Flüchtlinge seien von den neuen Regelungen ausgenommen, heißt es.

"An der Hochschule Offenburg waren im vergangenen Wintersemester 604 Studierende aus dem Ausland eingeschrieben, dies entspricht einem Anteil von 13 Prozent der gesamten Studentenschaft", sagt Torsten Schneider, der wissenschaftliche Leiter des International Center an der Hochschule Offenburg. Mit dem neuen Gesetz rechne die Hochschule mit einem deutlichen Rückgang der Bewerbungen. Zugleich werde es wohl aufgrund des demografischen Wandels zu einem allgemeinen Rückgang deutscher Studenten kommen.

Hochschule Offenburg ist durchaus besorgt

Gleichzeitig erwarte man jedoch, dass die Vielfalt der Studiengänge bestehen bleiben kann. "Die Frage ist, ob die Anwerbung ausländischer Studenten hier nicht in Zukunft einen Ausgleich schaffen könnte", so Schneider. Die Einführung der Studiengebühren könnte diesem möglicherweise entgegenwirken.

"In Stammtischparolen wird behauptet, dass ausländische Studenten eine sehr gute, kostenlose Ausbildung erhalten, der deutsche Arbeitsmarkt dann aber nicht davon profitieren würde." Die Erfahrungen der Mitarbeiter der Hochschule Offenburg würden diesen Behauptungen jedoch widersprechen: Ein Großteil der Absolventen arbeite anschließend in Deutschland und trage somit auch zu den Steuereinnahmen des Landes bei. Schneider hält es daher für möglich, dass die angedachten Maßnahmen des Landes langfristige Konsequenzen nach sich ziehen.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat zuletzt erklärt, dass internationale Studenten es gewohnt seien, für herausragende Bildung einen Eigenbetrag zu leisten. Die größten Gruppen dieser Studenten kommen laut Angaben des Wissenschaftsministeriums zu 21 Prozent aus China und zu sechs Prozent aus Indien. In beiden Ländern müssten Studenten höhere Gebühren zahlen. "Wir wollen, dass die Studenten zu uns kommen, weil unsere Hochschulen attraktiv sind, und nicht, weil es bei uns billig ist", so Kretschmann.

Hochschule Kehl ist nur indirekt betroffen

"Die Hochschule Kehl ist von dem Gesetzentwurf nicht betroffen, da alle Hochschulen für Öffentliche Verwaltung von den neuen Regelungen ausgenommen sind", erklärt Katrin Schindler, die Leiterin des International Office der Hochschule Kehl. Es bestehe somit auch zukünftig keine Gebührenpflicht für internationale Studenten.

Trotzdem stehe die Hochschule der Einführung der Studiengebühren kritisch gegenüber, "da durch die neue Regelung der internationale Studentenaustausch und die Internationalisierungsbemühungen an den Hochschulen im Land maßgeblich beeinträchtigt werden könnten." Zudem sei es möglich, dass den internationalen Studenten die Ausnahmeregelung für Hochschulen für öffentliche Verwaltung nicht bekannt ist. Sie könnten daher von vornherein von einer Bewerbung in Baden-Württemberg Abstand nehmen und sich den Hochschulen in anderen Bundesländern zuwenden.