Kati Wilhelm mit Helmut Becker, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Offenburg/Ortenau Foto: Achnitz

Olympiasiegerin spricht in Offenburg über ihr Erfolgsrezept / Erlös geht an Bergwacht Schwarzwald

Die mehrfache Biathlon-Olympiasiegerin und Weltmeisterin Kati Wilhelm hat in der Oberrheinhalle einen Benefizvortrag zugunsten der Bergwacht gehalten. Um die richtigen Entscheidungen zu treffen, brauche es ein Ziel, hat sie in ihrer Karriere gelernt.

Offenburg. Die Thüringerin ist eine der erfolgreichsten deutschen Biathletinnen. Innerhalb von nur zehn Jahren gewann sie dreimal olympisches Gold, dreimal Silber und einmal Bronze, wurde fünfmal Weltmeisterin, viermal Zweite und viermal Dritte. Dazu holte sie einmal den Gesamtweltcup sowie fünf weitere Weltcupsiege im Sprint, in der Verfolgung und im Massenstart.

Welche Entscheidungen für diese Erfolge notwendig waren, und wie sie diese jeweils getroffen hat – das erzählte Wilhelm auf Einladung der Sparkasse Offenburg/Ortenau in einem Vortrag vor rund 650 Zuhörern. Der Erlös der Veranstaltung soll in voller Höhe den Ortsgruppen Achertal und Offenburg der Bergwacht Schwarzwald zugute kommen.

Druck spornt Wilhelm zu Höchstleistungen an

Die erfolgreiche Olympionikin präsentierte sich auch als Meisterin der Entscheidungsfindung. Sie ließ ihre erfolgreiche Karriere mithilfe von Filmsequenzen, Fotos und unterhaltsamen Erzählungen Revue passieren. Dabei markierte sie insbesondere solche Stationen, an denen die wichtigen Weichenstellungen erfolgten. So habe sie sich erst 1999 entschieden, vom Skilanglauf zum Biathlon zu wechseln. Als Mitglied der Sportfördergruppe der Bundeswehr in Oberhof hatte sie im Jahr zuvor bei den olympischen Winterspielen in Japan immerhin den fünften Platz mit der Langlauf-Staffel erreicht. Sie brauche die Herausforderung und den Druck, um Höchstleistungen zu bringen, betonte sie. Die Entscheidung war im Wortsinn Gold wert. Schon in der ersten Saison erreichte sie Podiumsplätze. Gleich in ihrem ersten WM-Rennen überhaupt, dem Sprint, gewann sie 2001 bei den Biathlon-Weltmeisterschaften in Slowenien die Goldmedaille.

Eine besondere Herausforderung sei es für sie stets gewesen, "den Gesamtweltcup zu gewinnen, weil man dazu die ganze Saison hindurch konstant Leistung auf Höchstniveau bringen muss". Nicht selten spiele der Zufall eine Rolle, Glück gehöre dazu. Und immer wieder brauche man Mut: "Um dann die richtigen Entscheidungen zu treffen, muss man ein Ziel haben – das gilt für eine Saisonplanung, das Training, die Taktik im einzelnen Wettkampf und insbesondere beim Schießen – immer wieder das Ziel anvisieren und die Entscheidung treffen, wann abgedrückt werden muss."

Als Glücksgriff erwies sich auch ihre mutige Entscheidung, die eingefahrenen Wege zu verlassen und 2004 von Oberhof ins bayerische Ruhpolding zu wechseln. "Wenn etwas nicht so läuft, wie ich mir das vorstelle", erklärte sie, "dann ergreife ich selbst die Initiative." Der Neustart mit eigenem Team habe mehr Eigenverantwortung, Motivation und Selbstbewusstsein mit sich gebracht. Und sofort stellten sich wieder Erfolge ein.

Der Sportjournalismus sei ein Haifischbecken

Noch zum Schluss traf Wilhelm "innerhalb weniger Tage", wie sie sagte, die richtige Entscheidung, als sie ihre sportliche Karriere zugunsten von Familie und Studium beendete. Ihr letztes Großereignis waren die Olympischen Spiele 2010 in Vancouver, wo sie mit der Staffel noch einmal die Silbermedaille gewann.

Auf Nachfrage unserer Zeitung, welche beruflichen Ziele sie heute verfolge, wies Wilhelm auf das von ihr bei Schmalkalden in Thüringen geführte Restaurant "Heimatlon" (statt Biathlon) hin. "Da gibt es Essen, das es sonst nirgends gibt", sagte sie, "und das muss jetzt laufen." In der Sportmoderation, in der man sie zuletzt erlebte, sieht sie keine Zukunft. Abgesehen davon, dass sie ihre beiden Kinder nicht mehr so lange allein lassen wolle, sei der Sportjournalismus für Frauen ein schwieriger Bereich: "Das ist ein Haifischbecken", stellte sie fest – und hat damit ihre Entscheidung getroffen.