Rund 140 Fachleute aus dem gesamten Bundesgebiet waren nach Offenburg gekommen, um sich mit Praktikern und Wissenschaftlern über die Erfahrungen des Modellversuchs im Ortenaukreis auszutauschen. Foto: Landratsamt

Positive Zwischenbilanz auf der ersten Fachtagung des Präventionsnetzwerks Ortenaukreis

Rund 140 Fachleute aus ganz Deutschland haben sich zur ersten Fachtagung des Präventionsnetzwerks Ortenaukreis (PNO) im Landratsamt getroffen. Präsentiert wurden eine Zwischenbilanz zum Modellprojekt und eine erste Auswertung.

Offenburg  (red/wa). Das Landratsamt und das Zentrum für Kinder- und Jugendforschung an der Evangelischen Hochschule Freiburg hatten vor zwei Jahren das bundesweite Modellprojekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zur Verbesserung der körperlichen und seelischen Gesundheit von Kindern im Ortenaukreis gestartet. Zur Halbzeit zogen die Beteiligten Bilanz und präsentierten erste Ergebnisse der wissenschaftlichen Auswertung.

"Alle Beteiligten waren sich einig, dass das Präventions-Konzept bundesweit herausragend ist und wesentliche Impulse für eine flächendeckende kommunale Strategie der Prävention und Gesundheitsförderung liefert", sagte Ullrich Böttinger, Amtsleiter Soziale und Psychologische Dienste im Landratsamt Ortenaukreis sowie Leiter des PNO-Praxisbereichs. Das Netzwerk setze an der Lebenswelt der Kinder und Familien an, indem insbesondere Kitas und Schulen durch Organisations- und Schulentwicklung sowie bedarfsorientierte Fortbildungen gezielt in ihrer Entwicklung zur gesundheitsförderlichen Einrichtung qualifiziert und unterstützt würden.

Mehr als ein Drittel aller Ortenauer Bildungseinrichtungen habe sich bereits aktiv an einem PNO-Angebot beteiligt, zehn Einrichtungen hätten langfristige Entwicklungsprozesse bereits abgeschlossen und seien zertifiziert worden. Zudem stärke ein Netzwerk aus Gesundheits-, Kinder- und Jugendhilfe sowie Bildungssystem die Kindergesundheit.

Böttinger berichtete über das Konzept, die bisherigen Erfahrungen und Perspektiven des PNO aus Sicht des Ortenaukreises. Bei der Unterstützung von Einrichtungen in sozial und gesundheitlich belasteten Stadtteilen und in der verstärkten Einbindung von Eltern sah er noch Verbesserungspotenzial.

Erste Zwischenergebnisse der wissenschaftlichen Evaluation stellte Professor Klaus Fröhlich-Gildhoff von der Evangelischen Hochschule Freiburg,als Leiter des PNO-Forschungsbereichs, vor. "Die Präventionsbeauftragten werden zunehmend als Ansprechpartnerinnen für alle Themen zur Förderung der Familien- und Kindergesundheit kontaktiert."

Forscher erkennen eine positive Entwicklung

Ein Schwerpunkt liege auf der Förderung der seelischen Gesundheit. In den Kindertageseinrichtungen und Schulen, die an längerfristigen Weiterbildungsmaßnahmen teilgenommen haben, zeigten die Evaluationsergebnisse eine positive Kompetenzentwicklung bei den teilnehmenden Fachkräften, verbesserte Werte zur seelischen Gesundheit der Kinder sowie eine positive Gesamtbewertung durch die befragten Eltern, so der Wissenschaftler.

In der Podiumsdiskussion mit zahlreichen Fachexperten aus dem Gesundheits-, Jugendhilfe- und Bildungssystem in Baden-Württemberg wurden zahlreiche Impulse für die Übertragbarkeit des PNO in andere Regionen und die Nachhaltigkeit des Projekts benannt.

Am Nachmittag konnten sich die Teilnehmer in Workshops austauschen und ihr Fachwissen vertiefen. Das Projekt läuft noch bis Oktober 2018. Bis dahin wird entschieden, ob und in welcher Form die breite Präventionsstrategie dauerhaft im Landkreis verankert werden kann.

INFO

Das Netzwerk

Seit 2014 wird das Präventionsnetzwerk Ortenaukreis zur körperlichen und seelischen Gesundheitsförderung sowie der sozialen Teilhabe für Kinder von drei bis zehn Jahren und ihre Familien aufgebaut. Als vierjähriges Praxisforschungsprojekt wird es mit Mitteln des Bundes gefördert, der Ortenaukreis leistet eine Eigenbeteiligung. PNO ist ein Anschlussprojekt zu den "Frühen Hilfen", mit denen eine kommunale Gesamtpräventionsstrategie von der Schwangerschaft bis zum zehnten Lebensjahr aufgebaut werden soll. Weitere Informationen im Internet unter www.pno-ortenau.de.