Ortenaukreis startet Pilotprojekt "Fifty-Fifty-Taxi" / Förderung für Gemeinden

Ortenau (red/vk). Der Ortenaukreis fördert ab Juli das "Fifty-Fifty-Taxi" als weiteres Nahverkehrsangebot. Der Ausschuss für Umwelt und Technik hat bei seiner jüngsten Sitzung grünes Licht für das Pilotprojekt gegeben. Wie das Landratsamt mitteilt, soll die Förderung zunächst auf drei Jahre begrenzt werden.

"In unserem ländlich strukturierten Flächenlandkreis muss sich der ÖPNV anderen Herausforderungen stellen als ein Landkreis im Ballungsraum", so Verkehrsdezernent Michael Loritz. Mit dem "Fifty-Fifty-Taxi" gebe es jetzt neben "Anruf-Sammel-Taxi", "Bürgerbus" und "Rufauto" ein weiteres Mittel, bestehende Lücken im ÖPNV zu schließen. Das Konzept sehe vor, dass die Gemeinden zunächst einen Rahmenvertrag mit einem Taxiunternehmen schließen. Der Bürger soll dann telefonisch ein Taxi dieses Unternehmens bestellen können, das ihn zum gewünschten Ort fährt. "Dabei müssen die Bürger nur die Hälfte des regulären Taxi-Tarifs bezahlen, die andere Hälfte übernimmt die jeweilige Gemeinde", erklärt Klaus-Peter Busam, Leiter des Amts für Straßenverkehr und ÖPNV.

Abhängig vom übrigen ÖPNV-Angebot vor Ort könnten die Gemeinden auch bestimmte Tage, Zeiten und Personengruppen für die Nutzung des Angebots festlegen. Auf jeden Fall müsse eine "Fifty-Fifty-Taxifahrt" mindestens 30 Minuten vor oder nach einem vorhandenen ÖPNV-Angebot liegen. "Wir möchten bestehende Busverbindungen ergänzen, wo es nötig ist, aber nicht ersetzen", so Loritz. Entsprechende Systeme gebe es bereits in Nordrach, Oppenau und Willstätt.

Um bestehende Strukturen im Nahverkehr zu erhalten, beschloss der Ausschuss, nur entweder Anruf-Sammel-Taxi, Rufauto oder Fifty-Fifty-Taxi in einer Gemeinde zu fördern. "Die Gemeinden können so das für sie geeignete Konzept auswählen", so Loritz. Im Pilotzeitraum könnten Gemeinden, die die neue Beförderungsform einführen, eine Förderung von maximal 10 000 Euro jährlich erhalten.

INFO

Bereits bestehende Angebote

> Das "Anruf-Sammel-Taxi" verkehrt auf telefonische Voranmeldung nach einem Fahrplan, überwiegend in den Nachtstunden im städtischen Bereich. Es wird in der Regel für die Heimfahrt genutzt, wenn es keine Busverbindungen mehr gibt. Das Angebot besteht in Lahr (Schuttertal, Seelbach, Friesenheim, Kippenheim, Mahlberg, Meißenheim, Schwanau), Offenburg (Schutterwald, Ortenberg, Durbach), Gengenbach (Gengenbach, Ohlsbach, Berghaupten, Offenburg) und Kehl.

> Der "Bürgerbus" ergänzt bestehende Busverkehre in Gemeindegebieten und fährt nach einem festen Fahrplan. Meist sind es Kleinbusse, die ein dichteres Haltestellennetz und unrentable Nebenstrecken bedienen können. Bürgerbusse fahren in Willstätt, Schwanau und Fischerbach.

> Das "Rufauto" funktioniert ähnlich wie das "Anruf-Sammel-Taxi" nur nach Voranmeldung, wird aber vorwiegend tagsüber im ländlichen Raum eingesetzt. Es dient der Daseinsfürsorge (Arzt- und Behördenbesuche, Einkauf) und deckt auch Bereiche ab, die nicht an das Bussystem angeschlossen sind. Das "Rufauto" gibt es in Oberwolfach, Hausach, Haslach, Steinach, Fischerbach, Mühlenbach, Gengenbach, Achern und Wolfach.