Ulrike Hahn aus dem Vorstand der Diakonie Baden (von links), Juliane Weerenbeck, Gertrud Löschmann, Volker Erbacher und Christian Könemann berichteten über Armut im Land und im Ortenaukreis. Foto: Bühler

Woche der Diakonie soll Verhältnisse in den Blick rücken

Offenburg. Unter dem Motto "Geht’s noch? Diakonie gegen Armut" findet ab Samstag, 24. Juni, die Woche der Diakonie in Baden-Württemberg statt. Auch im Ortenaukreis ist die Diakonie aktiv und möchte die Gelegenheit nutzen, ihr breites Spektrum der Hilfe auf dem Offenburger Rathausplatz zu präsentieren. Beginn der Eröffnungsveranstaltung am Samstag ist um 10 Uhr.

Vorab erläuterten Vertreter des Diakonischen Werks Baden im Rahmen einer Pressekonferenz die Themenwahl und berichteten zu diesem Zweck über die Armutslage in der Region. Eingangs betonte Christian Könemann, Pressesprecher der Diakonie Baden, dass es auch im eigentlich reichen Baden-Württemberg Armut und soziale Ausgrenzung gebe. Als armutsgefährdet gelte, wer über weniger als 60 Prozent des mittleren Haushaltseinkommens verfüge. Nahezu 16 Prozent der Bundesbürger und damit jeder sechste seien davon betroffen. Vor allem erwerbslose Menschen (53 Prozent), Alleinerziehende (46 Prozent), Menschen mit niedriger Qualifikation (38 Prozent) und Migranten (zwölf Prozent) seien häufig von Armut betroffen.

Juliane Weernbeck aus der Geschäftsführung des Diakonischen Werks im evangelischen Kirchenbezirk Ortenau sagte, dass die Zahl der Armen trotz stabiler wirtschaftlicher Verhältnisse und einer Arbeitslosenquote von nur drei Prozent auch im Ortenaukreis steige. Fast 23 Prozent der deutschen Arbeitnehmer verdienten weniger als 10,50 Euro in der Stunde. So arbeite jeder vierter Mensch im Niedriglohnbereich.

Als selbst Betroffene erzählte Gertrud Löschmann aus Lahr, dass sie vor 14 Jahren wegen eines Schlaganfalls in Armut geraten sei. Die 53-Jährige berichtete, dass sie nach zweijähriger Krankheit nicht mehr in ihren Beruf als Bürokaufrau habe zurückkehren können. Die Lahrerin, die im Café Löffel ehrenamtlich tätig ist und dort im Chor singt, erzählte weiter, dass ihr Mann seit vier Jahren in einer Zeitarbeitsfirma tätig sei. Mit seinem Gehalt könnten sich die beiden allerdings kaum etwas leisten. Kinobesuche ermögliche etwa der Förderverein des Café Löffel. Darüber hinaus komme jede Woche eine Kleiderfrau ins Café Löffel, die kostengünstige Kleidung oder auch Bettwäsche verkaufe. Auch vergebe der Förderkreis zinslose Kredite, etwa für Zahnbehandlungen oder neue Brillen.

Pfarrer Volker Erbacher von der Diakonie Baden stellte abschließend die Veranstaltung vor, die am Samstag auf dem Rathausplatz Offenburg stattfindet. Auf dem Programm steht unter anderem eine Diskussionsrunde.

INFO

Das wird in Offenburg geboten

> 10 Uhr: kirchenbezirkliche Bläsergruppe Achern

> 10.30 Uhr: "Zweierpasch" (Hip-Hop mit Flüchtlingen)

> 11 Uhr: Gespräch zwischen Peter Weiß (CDU-Bundestagsmitglied) und Urs Keller (Diakonie Baden)

> 11.30 Uhr: Hupfe-Trommler der Diakonie Kork

> 11.50 Uhr: Volkslieder mit den Singenden Hausfrauen Friesenheim

> 12.15 Uhr: Diskussion mit Georg Benz (Sozialdezernent Ortenaukreis), Frank Wellhöner (evangelischer Dekan von Offenburg), Juliane Weerenbeck (Diakonisches Werk Ortenau) und Gertrud Löschmann (Café Löffel Lahr)

> 12.45 bis 14 Uhr: Band des Migrationsprojekts Lahr, Linus Colorado und Jeanine (Country) sowie "Zweierpasch"