Ein junger Steinkauz kurz vor der Beringung. Durch ihre großen Augen und dank ihrer – auch im Erwachsenenalter – kleinen Größe sehen Steinkäuze besonders niedlich aus. Den geschützten Tieren nachzustelllen oder sie gar zu stören ist jedoch verboten. Foto: Hoffmann

Hardy Scheer betreut Steinkäuze

Sie sind niedlich, in etwa so groß wie eine Flasche Wasser, die mythischen Begleiter der Göttin der Weisheit – und vom Aussterben bedroht: Hardy Scheer vom Nabu Ettenheim sorgt dafür, dass Steinkäuze aus der Region nicht verschwinden.

Ortenau. Als ihn zum ersten Mal ein Steinkauz mit seinen großen Augen ansah, wusste Scheer: Es ist Liebe auf den ersten Blick. Damals hat ihm Andreas Otto die Welt der possierlichen Vögel nähergebracht, weil Otto einen Nachfolger für seine Arbeit beim Nabu Ettenheim suchte. Eine Aufgabe, die Scheer 2013 übernommen hat.

In den 1980er Jahren brüteten im gesamten Ortenaukreis nur noch zwei Steinkauz-Paare. In einer groß angelegten Aktion begannen deshalb Otto und der inzwischen verstorbene Klaus Bruder, rund 100 Brutröhren aufzuhängen, um den Steinkäuzen das Nisten zu erleichtern. Erfolgreich: Alleine in dem inzwischen von Scheer betreuten Gebiet auf den Gemarkungen von Orschweier, Kappel-Grafenhausen und Rust haben sich inzwischen wieder 13 Brutpaare mit 30 Jungtieren angesiedelt.

In der Natur selbst eine geeignete Unterkunft zu finden ist für die Vögel schwer: Sie leben am liebsten in der Baumhöhle von Obstbäumen – diese werden aber mittlerweile von den Besitzern meist schnell abgeholzt. Der natürliche Lebensraum der Steinkäuze ist die Kulturlandschaft mit Streuobstwiesen. Hier finden sie leicht Nahrung – hauptsächlich Mäuse, aber auch Käfer und Heuschrecken –, außerdem sind die hochstämmigen Obstbäume mit ihren langen Ästen ideal für den Nachwuchs, um das Fliegen zu lernen. Natürliche Feinde der Steinkäuze sind vor allem Marder und der um einiges größere Waldkauz, vor ihnen bieten die Röhren Schutz. Vor einem weiteren "Feind" kann die Steinkäuze jedoch niemand beschützen, wie Scheer erklärt: Vor nachts auf der Landstraße fahrenden Autos, denen der Steinkauz aufgrund seiner niedrigen Flughöhe kaum ausweichen kann.

Scheers Aufgabe besteht darin, im Frühjahr zu überprüfen, welche Niströhren zum Paaren angenommen wurden. Etwa 30 Tage nach der Eiablage schlüpfen die Jungtiere und nochmals 30 bis 35 Tage später sind sie so weit, dass sie zu Forschungszwecken beringt werden können. Das ist der einzige Grund, aus dem die streng geschützten Tiere gestört werden dürfen. Scheer hat dafür einen Kurs bei der Vogelschutzwarte Radolfzell belegt.

Beim Beringen geht Scheer sehr sorgfältig und genau vor: "Das Bein muss groß genug sein, damit der Ring weder über die Kralle noch über den Ellenbogen rutscht und das Bein verletzt", erklärt er. Außerdem dürfen die Enden des Rings einander nicht überlappen, weil das den Vogel später verletzen würde.

Im Winter heißt es dann, die Röhren zu überprüfen und zu reinigen. Bei seinem Bemühen um die Steinkäuze wird Scheer ebenfalls unterstützt: "Meine Frau Brigitte reinigt meine Kleider oder begleitet mich manchmal auf meinen Ausflügen, eine ältere Dame stellt uns ihren Schuppen zum Lagern von Niströhren zur Verfügung, und ein weiterer Helfer kümmert sich um die Reparatur der kaputten Röhren", erklärt Scheer.

Für ihn ist die Arbeit mit den Steinkäuzen bereichernd: "Sie bringt mir die Natur näher. Ich nehme sie und die Tiere ganz anders als zuvor wahr", verrät er.

INFO

Achtung, Niströhren!

Als Tier der Roten Liste genießt der Steinkauz besonderen Schutz: Das Bundesnaturschutzgesetz verbietet es ihnen nachzustellen oder ihre Niströhren einfach abzubauen. Trotzdem passiert es immer wieder, dass Obstbäume gefällt werden und plötzlich verschwunden sind – und die Röhren gleich mit. Für Steinkauz-Brutpaare bedeutet das den Verlust ihres Nistplatzes (und ihrer eventuell bereits dort befindlichen Eier oder Jungen), zudem entsteht ein finanzieller Schaden. Deshalb bittet Scheer vor Fällungen die Nabu Ettenheim zu informieren, damit die Röhre abgenommen und ein Ersatz-Nistplatz gefunden werden kann. Kontakt: Freiburger Straße 24a, Ettenheim, Telefon 07822/90 20, E-Mail info@nabu-ettenheim.de