Die Musik und das Miteinander stehen beim Oktoberfest in Israel im Mittelpunkt. Fotos: privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Auslandstagebuch: Statt Essen und Biertrinken stehen in Taybeh Musik und Gemeinschaft im Vordergrund

Für den Oberwolfacher Christian Bröhl beginnt nach dem Abitur ein neuer Lebensabschnitt: Ein Jahr lang arbeitet er als Freiwilliger in Nordisrael. Im SchwaBo berichtet er über seine Erlebnisse.

Schon wieder ist ein Monat vergangen und es ist mal wieder Zeit über Erfahrungen, Erlebnisse und Eindrücke zu berichten.

Wiesn-Zeit in Bayern ist auch Wiesn-Zeit in der Westbank. Das klingt erst mal ein wenig komisch, ist aber wirklich Realität. Am Wochenende des 24. und 25. September fand in Taybeh, einem kleinen christlichen Dorf in der Nähe von Ramallah, das palästinensische Oktoberfest statt. Das Taybeh Oktoberfest ist seit 2005 fester Bestandteil in diesem kleinen Ort und wird vom Inhaber der örtlichen Taybeh Brauerei ausgerichtet. Dies ist zudem auch die einzige Brauerei in ganz Palästina, in der das Bier nach deutschem Reinheitsgebot hergestellt wird.

Das diesjährige Oktoberfest ließ ich mir mit zwei weiteren Volontären aus Tabgha natürlich nicht entgehen und so nutzten wir unser freies Wochenende, um auf der Westbank-Wiesn dabei zu sein.

Schawarma und Falafel statt Hendl mit Rotkraut

Allerdings darf man auf diesem etwas anderen Oktoberfest nicht mit den Gegebenheiten des Originals in München rechnen. Wer hier Schweinebraten, Hendl oder voll gefüllte Maßkrüge erwartet, wird sicherlich ein wenig enttäuscht. Jedoch können Falafel und Schawarma, ein arabisches Fleischgericht, die bayerischen Spezialitäten ziemlich gut ersetzen. Nur an das Bier aus Plastikbechern musste man sich erst gewöhnen, denn wenn man auf ein Oktoberfest geht, rechnet man wenigstens mit einer gut gefüllten Maß. Dies hielt uns allerdings nicht vom Bierkonsum ab, denn letztlich kommt es ja darauf an, wie der Inhalt schmeckt. Und da muss man sagen, dass man ein kühles Taybeh-Bier durchaus empfehlen kann.

Auch was die Musik anbetrifft, merkte man, dass es sich hier nicht um ein typisches Oktoberfest handelt. Statt Blas- und Volksmusik, bekommt man arabische Rockmusik, Rap und traditionelle orientalische Musik zu hören. Es ist eben alles in allem ein etwas anderes Oktoberfest, bei dem nicht das Essen und das Bier im Mittelpunkt stehen. Vielmehr ist es ein Fest für ein kleines Dorf, bei dem speziell auch palästinensische Menschen die Möglichkeit haben, für einen Moment den Nahost- Konflikt zu vergessen und zusammen mit vielen weiteren ausländischen, vor allem auch deutschen Touristen zwei spaßige Tage zu verbringen. Auf jeden Fall war es ein Erlebnis der besonderen Art, das ich nicht vergessen und an das ich mich bei einem Taybeh immer wieder gerne erinnern werde. Somit Prost und Sachten auf das Taybeh Oktoberfest!