Ein Großteil der Touristen findet über das Internet ins Wolftal – wie etwa über die Seite der Gemeinde Oberwolfach. Foto: Forth

Absage ans Kinzigtal: Gemeinderat beschließt Kooperation mit Bad Rippoldsau-Schapbach.

Oberwolfach - Kinzigtal oder Wolftal? Für den Oberwolfacher Gemeinderat war die Entscheidung für einen der beiden Tourismusverbände ein langes Ringen. Am Ende fiel die Wahl auf die "Tourismuskooperation Wolftal".

Damit soll der Tourismus künftig in enger Zusammenarbeit mit Bad Rippoldsau-Schapbach vermarktet werden. Gleichzeitig bedeutet dies aber vorerst das Ende der Kooperation mit der neuen "Tourismusgemeinschaft Kinzigtal". Mit acht Stimmen für das Wolftal, einer Stimme für das Kinzigtal und drei Stimmen für beide Verbände ging die Entscheidung nach zweistündiger Diskussion klar aus. "Wir werden uns vom Kinzigtal verabschieden und versuchen, den Anschluss nicht zu verlieren", kommentierte Bürgermeister Matthias Bauernfeind den Beschluss.

Stand der Dinge

Bislang war die Gemeinde Oberwolfach Mitglied in beiden Verbänden. Dies soll sich nun ändern. "Wir verschieben die Entscheidung schon seit einem halben Jahr", sagte Bauernfeind. Er fürchte, dass die Gemeinde Schlagkraft verliere, sollte sie weiter zweigleisig fahren. Die Satzung für die Tourismusregion Kinzigtal mit zwölf Mitgliedsgemeinden und Sitz in Wolfach soll in den kommenden Wochen verabschiedet werden.

Entscheidungshilfe

In einem einstündigen Vortrag stellte Alexander Seiz von der Tourismusberatung Kohl und Partner aus Stuttgart die beiden möglichen Zusammenschlüsse vor. Im Norden wäre ein Anschluss an die Nationalparkregion mit insgesamt mehr als zwei Millionen Übernachtungen im Jahr möglich. Im Süden liegt das Kinzigtal, das jährlich rund 530 000 Gäste verzeichnet. Der Trend im Vorreiterland Österreich gehe zu größeren Zusammenschlüssen, wie etwa in Tirol. "Als kleine Region müssen sie mehr pro Übernachtung ausgeben", sagte Seiz.

Seiz ging davon aus, dass ein Großteil der rund 56 000 Gäste aus dem Kinzigtal nach Oberwolfach komme. Dennoch würde die Gemeinde mit ihrer Natur und der Wildnis thematisch näher an Bad Rippoldsau-Schapbach liegen. "Die Größen und Entfernungen müssen passen", gab er zu bedenken. Zudem sei wichtig, dass der Besucher diesen Zusammenschluss als passend empfindet. Klar sei auch: "Die Nationalparkregion wird an Attraktivität sicher weit oben stehen." Natur müsste dann aber der Themenschwerpunkt in Oberwolfach sein.

Kosten fast gleich

Weder der Vortrag noch eine Umfrage unter den Hoteliers und Gastgebern lieferte ein klares Ergebnis. Auch die jährlichen Kosten von 45 600 Euro (Wolftal) und 47 800 Euro (Kinzigtal) sind fast identisch. Die Entscheidung fiel dem Rat deshalb sichtbar schwer – eine weitere Vertagung ließ Bauernfeind aber nicht zu.

Schwerer Spagat

Erna Armbruster (FW) sagte, ihr sei unklar, wo Oberwolfach überhaupt hingehört. Im Kinzigtal sieht sie Oberwolfach nicht, am Nationalpark liege die Gemeinde aber auch nicht: "Wir haben einen Spagat zu machen, der fast nicht möglich ist."

Martin Welle (CDU) schätzte das Kinzigtal zwar als Marke, wollte sich aber nicht auf ein Abenteuer einlassen. Er sieht Oberwolfach als Einfallstor zum Nationalpark. Bauernfeind relativierte: Der Nationalpark werde sicher Werbung machen, "Flößer und Glashütte werden dabei aber nicht an erster Stelle stehen." Es gebe "starre Strukturen" im Nationalpark. Dort aufgenommen zu werden, werde ein harter Kampf, sagte der Bürgermeister. Zudem kämen rund 70 Prozent der Besucher aus dem Kinzigtal nach Oberwolfach.

Profil schärfen

Martin Rebbe (FW) kündigte an, für das Wolftal zu stimmen, "die Türe nach unten ins Kinzigtal aber nicht zuzuschlagen." Vom Nationalpark erhofft er sich eine "Sogwirkung". Das Kinzigtal sei hingegen nur wenig greifbar. "Wenn wir unser Profil mit dem ›Tal der Tiere‹, dem Bärenpark und der Lachsaufzuchtstation schärfen, können wir uns mehr am Markt behaupten", sagte er. Dass das "Tal der Tiere" eher halbherzig angegangen worden sei, fand Erna Armbruster. Bauernfeind stimmte zu. Das "Tal der Tiere" sei eine Chance, schlafe derzeit aber.

Regina Sum (FW) sieht Potenzial im Wolftal, aber auch Probleme mit dem Nahverkehr. Hier hofft Bauernfeind zukünftig auf eine Busanbindung von der Schwarzwaldbahn durch das Wolftal. "Mir täte es in der Seele weh, wenn wir die Arbeit mit Bad Rippoldsau aufgeben müssten", sagte Martina Armbruster (FW). Martin Dieterle (FW) versuchte einen anderen Ansatz: "Wir müssen weg vom Oben oder Unten, sondern die Sache aus Gästesicht betrachten." Die Besucher würden schauen, wo es den Mehrwert gibt, sagte Bauernfeind. Im Kinzigtal seien "zahlreiche Einrichtungen vergünstigt". In Bad Rippoldsau-Schapbach müssten dafür die Voraussetzungen durch den Gemeinderat, der zahlreich im Zuschauerraum saß, noch geschaffen werden.

Der Partner jubelt

Bernhard Waidele, Bürgermeister von Bad Rippoldsau-Schapbach, begrüßte die Entscheidung: "Ich hätte nicht gedacht, dass es so klar ausfällt." Er hatte zuvor an den Gemeinderat appelliert, für das Wolftal zu stimmen.

Eine Hintertür bleibt der Gemeinde aber noch: Sie kann auch später noch in die Tourismusgemeinschaft Kinzigtal einsteigen – ein Mitspracherecht bei der Gründung haben die Räte jedoch verspielt.