Beim Festakt: Direktor Professor Gerhard Huisken (von links), Preisträger Professor Christoph Ortner, Professor Harry Yserentant von der Oberwolfach-Stiftung sowie Joachim Heinze vom Oberwolfach-Stiftungsrat. Foto: Jehle

Christoph Ortner erhält renommierte Auszeichnung / Matheexperte für Materialeigenschaften

In feierlichem Rahmen ist der John-Todd-Award des Mathematischen Forschungsinstituts Oberwolfach (MFO) an Professor Christoph Ortner verliehen worden. Dieser Preis wird nur alle drei Jahre an exzellente Forscher auf dem Gebiet der Numerischen Analysis vergeben.

Oberwolfach . Direktor Professor Gerhard Huisken eröffnete den Festakt mit einem Willkommensgruß an die zahlreichen Gäste aus dem In- und Ausland und stellte das Institut vor.

Für die Oberwolfach-Stiftung entrichtete Professor Harry Yserentant ein Grußwort, in dem er auf den Namensgeber der Auszeichnung, John Todd, und seine Bedeutung für die Oberwolfacher Forschungseinrichtung einging. Der Brite Todd hatte 1945 das Mathematische Forschungsinstitut im Schwarzwald in der französischen Zone besucht und mit beherztem Einsatz vor der Besetzung bewahrt.

Professor Christian Lubich sprach die Laudatio für den Preisträger und stellte Schwerpunkte seiner Arbeit vor. "Ich weiß nicht, wann und wo Christoph Ortner geboren ist, jedenfalls irgendwo in Österreich", blieb Lubich zur allgemeinen Heiterkeit der Gäste in der Vita des Akademikers diskret.

In Wien hat Ortner Mathematik an der Technischen Universität studiert und anschließend in Oxford promoviert. Seit 2014 ist er Professor am Warwick Mathematics Insitute in Coventry.

Nicht der einzige Award

Der renommierte John-Todd-Award ist nicht die erste Ehrung des mehrfach ausgezeichneten Mathematikers. Unter anderem erhielt Ortner vor zwei Jahren den Whitehead-Preis, der von der führenden Mathematikervereinigung in England, der London Mathematical Society, vergeben wird.

Ortner forscht an mathematischen Grundlagen zur Modellierung und Simulation von Materialeigenschaften. In der modernen Materialwissenschaft ist es von großer Bedeutung, Struktur und Eigenschaften von Materialien sowohl im Nano- als auch Makrobereich zu verstehen.

Die Berechnung solcher großen und gleichzeitig präzisen Modelle ist sehr aufwendig und benötigt selbst mit Hilfe modernster Computer sehr viel Rechenzeit. Mathematiker arbeiten deshalb an Verfahren, mit denen bei höchster Präzision in den relevanten atomaren Bereichen die Struktur und Eigenschaften von Materialien effizienter simuliert werden können. Christoph Ortner hat erheblich zu den Fortschritten auf diesem Gebiet beigetragen.

Ideell und fachlich wichtig

Er gehört heute trotz seiner Jugend zu den führenden Wissenschaftlern in diesem Forschungsfeld. In einem rund einstündigen Vortrag präsentierte der Preisträger seine aktuellen Forschungen. Der John-Todd-Award ist mit 1000 Euro vergleichsweise bescheiden dotiert, jedoch fachlich und ideell in Mathematikerkreisen international hoch geschätzt.

Zur Erinnerung an Oberwolfach überreichte Huisken dem Preisträger eine Kristallskulptur, in der das Modell der Boy’schen Fläche vor der Bibliothek des Mathematischen Forschungsinstituts eingefangen war.