Das Mathematische Forschungsinstitut Oberwolfach (MFO) ist vor gut einer Woche von der Leibniz-Gemeinschaft überprüft und gelobt worden. Foto: Haas

Mathematische Exzellenz im Grünen. Bundestags- abgeordneter Thorsten Frei (CDU) besucht das MFO.

Oberwolfach - Das Mathematische Forschungsinstitut Oberwolfach (MFO) ist vor gut einer Woche von der Leibniz-Gemeinschaft überprüft und gelobt worden. Damit erhält die Einrichtung weiterhin Fördergelder. Frauen sind unter den Wissenschaftlern allerdings immer noch Exoten.

Froh sei die Gemeinde, unterstrich Oberwolfachs Bürgermeister Matthias Bauernfeind, über die gute Zusammenarbeit mit dem MFO. Das Forschungsinstitut sorge nicht nur für zahlreiche Arbeitsplätze in der Region und im Ort, sondern strahle auch eine Internationalität aus, die Oberwolfach gut täte.

Diese hohe internationale Strahlkraft sowie eine exzellente soziale Forschungsinfrastruktur hatte dem Institut die Leibniz-Gemeinschaft, zu der das MFO seit 2005 gehört, vor gut einer Woche bescheinigt. Alle sieben Jahre überprüft diese Gemeinschaft, ob das entsprechende Institut weiter gefördert werden sollte.

Bund und Länder zahlen

Laut Mirjam Kaplow, Sprecherin der Leibniz-Gemeinschaft, erhält das MFO jedes Jahr Millionenbeträge. 2015 waren es insgesamt 4,6 Millionen Euro, drei Millionen Euro kamen von Bund und Ländern, 1,6 Millionen Euro stammten von Dritten wie der EU, Industrie und weiteren Akteuren. Der Senat empfahl nun, diese Förderung von Bund und Ländern bezüglich des MFO fortzusetzen.

Diese Begebenheit war ein Anlass für den Bundestagsabgeordneten Thorsten Frei (CDU), sich am Montag durch die Häuser und Räume des 1944 gegründeten Forschungsinstituts anzusehen. Bauernfeind und Gemeinderätin Erna Armbruster (Freie Wähler) begleiteten ihn dabei.

Für Frei, der noch nie das MFO besucht hatte, war es eine Premiere, die er dankbar annahm. "Ich finde es schön, wie die Formsprache durch das Gebäude erhalten wird", lobte er, was die beiden Gastgeber Dietmar Kröner, der stellvertretende MFO-Direktor, und Stephan Klaus, wissenschaftlicher Administrator von MFO, erfreute. Kröner und Klaus führten alle durch das Hauptgebäude und die Bibliothek.

Herzstück ist dabei ein Vorlesungssaal mit schwarzen Ledersesseln. Dort treffen sich Wissenschaftler aus dem Ausland zur gemeinsamen Forschung in Workshops, Seminaren und Veranstaltungsformaten. Im Rahmen dieser Angebote betreut das MFO jährlich rund 3000 Personen. 70 Prozent der Mathematiker stammen aus dem Ausland.

Ein international besetztes Gremium entwickelt die Veranstaltungsformate. Die Plätze dabei sind begehrt und rar. An Workshops mit normaler Größe nehmen 50 Personen teil, bei Mini-Workshops liegt die Begrenzung bei 15 Wissenschaftlern, erläutert Körner. Die MFO entscheidet anhand der Lebensläufe, wer eingeladen wird.

Neben dieser Auslese beschäftigt die Wissenschaftler ein ganz anderes Problem: Die Genderfrage. Der Anteil von Frauen in der Branche sei immer noch gering. Beim Studium würde sich das weibliche und männliche Geschlecht noch die Waage halten, Doktoranden-Stellen treten Frauen dann nur noch zu 20 bis 25 Prozent an, so Körner. Frei witzelte: In anderen Bereichen sei der Anteil der Frauen eher umgekehrt. Mit zwölf bis 15 Prozent liegt laut der Leibniz-Gemeinschaft der Anteil der Frauen beim MFO nach wie vor auf einem niedrigen Niveau. Aus Sicht des Senats müsse das MFO auch auf diesem Gebiet eine Vorreiterrolle einnehmen.

Ferner sorgt sich die Einrichtung um die Archivierung. Zwar gebe es Zugriff auf 3000 fachspezifische E-Books, die Mathematiker seien da aber konservativ und griffen lieber zum Buch. Während die Exemplare von Informatikern nach zehn Jahren veraltet sind, bräuchten die Zahlenmeister auch noch 300 Jahre alte Berechnungen, die Impulse geben könnten.

Eine Woche meist zu Gast

Warum es für Mathematiker so wichtig sei, zusammen zu arbeiten, wollte Frei beim Rundgang wissen. Der Austausch fürs Forschen wichtig, so Körner. Dass die Sitzordnung am Kantinentisch nach dem Zufallsprinzip verlaufe und jeder mit jedem ins Gespräch komme, fand Frei toll.

Beeindruckt zeigte sich der Politiker auch von den Büchern in den zahlreichen Regalen und dem Musikraum. Auch ein Fitnesszimmer steht den Wissenschaftlern bei ihrem Aufenthalt zur Verfügung. Bis zu 80 Prozent blieben eine Woche in Oberwolfach, die restlichen Forscher sogar zwei bis drei Wochen.

Weitere Informationen: Am Donnerstag, 30. März, findet am MFO die Verleihung des mit 1000 Euro dotierten John Todd Awards statt. Christoph Ortner, ein Mathematiker aus Großbritannien, erhält den Preis.