Pfiffige Idee: Die Erzieherinnen des Kindergartens hatten ein eigenes Lied für Maria Künstle (links), scheidende Leiterin des Oberwolfacher Kindergartens St. Josef, komponiert. Dabei signalisierten sie ihr mit hochgestreckten Daumen, dass "ihr Haus" wegen Künstle "top" aussehe. Foto: Steitz

Kindergartenleiterin wird für Dienstzeit gelobt / Kollegen, Kinder, Eltern und Weggefährten bedanken sich

Am Ende sind der scheidenden Kindergartenleiterin Maria Künstle (61) Tränen über die Wangen gelaufen. So rührend verabschiedeten sich ihre Mitarbeiterinnen und Kinder der Einrichtung St. Josef sowie weitere Weggefährten.

Oberwolfach. Die Abschiedsfeier von der langjährigen Leiterin des Oberwolfacher Kindergartens St. Josef hat am Donnerstagabend zunächst mit einem Gottesdienst begonnen. Die Einrichtung befindet sich in Trägerschaft der katholischen Kirchengemeinde Seelsorgeeinheit "An Wolf und Kinzig". Von daher verwunderte es nicht, dass Pfarrer Hannes Rümmele und Diakon Willi Bröhl eine Art Familiengottesdienst zelebrierten.

Die Sitzbänke in der St. Bartholomäus-Kirche waren fast alle besetzt. Das Interesse war groß. Rund 150 Gäste waren da, um Künstle mit Gottes Segen in den Ruhestand zu verabschieden.

Während Künstles ehemaligen Kolleginnen vor allem Musik beisteuerten, legten die Kinder bunte Tücher vor den Altar, die symbolisch Wünsche an die beliebte Künstle transportieren sollten. Sie reichten von Hoffnung (grün) bis Liebe (rot) und ergaben gemeinsam einen Regenbogen, der auch zur Metapher in Rümmeles Predigt, dem Bündnis zu Gott, wurde.

Rümmele habe erst kürzlich mit Künstle im Gemeindehaus eine rege Diskussion geführt. Über den konkreten Inhalt wolle er nichts verraten, aber ihn beschäftige nun die Frage, ob die Kirche noch Gott vermittle und das auch im Kindergarten. In St. Josef sorgten für diese Überbringung auch die Erzieherinnen, war er sich sicher.

Rümmele überreichte Künstle dann einen Heiligen Josef, den Namensträger des Kindergartens, in Form einer Holzskulptur. Er bedankte sich für Künstles Taten, wünschte ihr, dass sie "in den Farben des Regenbogens leuchtet" und alles Gute für den Ruhestand.

"Eine Ära" endet

Anschließend wurde die Abschiedszeremonie in der Oberwolfacher Festhalle fortgesetzt. Auch hier war der Saal gut gefüllt.

Dankesworte kamen unter anderem von der Kindergarten-Geschäftsführerin Elvira Gaus, die bedauerte: "Wenn Sie uns nun im August verlassen, geht eine Ära zu Ende." Seit Januar 1992 war Künstle als Erzieherin im Kindergarten St. Martin in Oberwolfach angestellt, der 2012 mit der St. Nikolaus-Einrichtung zu St. Josef fusionierte. Seit Juli 2000 hatte Künstle die Position als Leiterin inne, die sie auch in St. Josef bis Ende Juli dieses Jahres ausübte.

Ihre Nachfolgerin Simone Schmider (46) wird ab kommenden Montag in Künstles Fußstapfen treten, war aber bei der Feier nicht dabei.

Gaus bemerkte, dass Künstle "offen und ehrlich und stets auf Augenhöhe allen begegnet" sei, ihre "Fahne nicht nach dem Wind gerichtet" habe und "sich selbst treu geblieben" wäre. Zu allen Tages- und Nachtzeiten sei die 61-Jährige erreichbar gewesen. "Sie haben in Oberwolfach Maßstäbe gesetzt", lobte Gaus stolz. Sie überreichte der scheidenden Leiterin einen Essensgutschein und bedankte sich auch bei Künstles Mann Hans, der seiner Frau immer den Rücken frei gehalten habe.

Bürgermeister Matthias Bauernfeind hatte mit Künstle bereits im November 2010 Bekanntschaft gemacht, als er noch Geschäftsführer von neun Kindergärten war. Er wünschte ihr viel Gesundheit, schöne Reisen mit ihrem Mann und überreichte der 61-Jährigen einen Reisegutschein für den Bodensee sowie Wolftal-Aufkleber. Diese solle sie dann dort verteilen, was Bauernfeind ein lachendes Publikum bescherte.

Viele Kinder geprägt

Künstle hätte die Kindergartenlandschaft geprägt, sodass Stuttgart, Tübingen und Oberwolfach in einem Atemzug genannt würden, wenn die Rede vom Bundesprogramm Kita Plus sei, an dem St. Josef teilnimmt. Auch die Kinder habe Künstle über Jahrzehnte in dem Ort geprägt, hob er hervor. Er wunderte sich, dass Künstle laut SchwaBo-Interview auf einen Kaffee im Kindergarten vorbeikommen wolle, da sie bei ihm im Rathaus nie einen getrunken habe, aber Künstle bekannte dann, dass sie koffeinfreien favorisiere und das kleine Missverständnis war aus dem Weg geräumt.

Gefühlvoller wurde der Abschied von Elfride Mellert von der Mitarbeitervertretung: "Du wirst mir auch fehlen" und Simone Herrmann vom Elternbeirat: "Es ist dir zu verdanken, dass wir einen richtig tollen und modernen Kindergarten haben. Du hast eine Atmosphäre geschaffen, wo sich Eltern wertgeschätzt gefühlt haben."

Auch die Wirtschaft kam zu Wort, da Künstle die Kooperation mit der Firma Vega initiiert hatte. Personalchef Tim Hodapp bekannte: "Es war eine wahnsinnig tolle Zeit, ich schätze Sie so."

Nach einem selbst arrangierten Lied ihres ehemaligen Erzieher-Teams war Künstle dann doch überwältigt und es kullerten die Tränen. Sie bekannte: "Oberwolfach ist für mich Heimat, wo ich mich wohlgefühlt habe. Euer Lachen wird mir fehlen." Demnach wird Künstle wohl häufiger auf einen koffeinfreien Kaffee vorbeikommen.

INFO

Karriere

> 1978-1980: Ausbildung zur Erzieherin

>  1980-1981: Erzieherin in Hausach

>  1992-2000: Erzieherin im Kindergarten St. Martin in Oberwolfach

>  2000-2012: Leiterin des Kindergartens St. Martin

>  2012-2017: Gesamtleitung des Kindergartens St. Josef