Ist ein scheinbar verlassenes Jungtier wie dieser Fuchs auch noch so niedlich – Finder sollten erst einmal Abstand halten und sich im Zweifel bei der THRO informieren. Foto: THRO

Ichenheimer Tierschutzverein gibt Hinweise zum Umgang mit verletzten oder verwaisten Jungen

Mit dem Frühlingsbeginn kommen die ersten Wildtierkinder zur Welt. Für die Tierhilfs- und Rettungsorganisation in Ichenheim eine schöne, aber auch arbeitsreiche Zeit. Denn nicht alle Menschen verhalten sich im Umgang mit ihnen richtig.

Ichenheim (red/vk). "Leider ist es oft so, dass Jungtiere von Spaziergängern fälschlicherweise als alleingelassen und hilflos wahrgenommen werden", so Katrin Exner von der Tierhilfs- und Rettungsorganisation (THRO). "Obwohl die Eltern der Jungtiere sich nur auf Nahrungssuche befinden, werden sie ihnen dann voreilig entrissen", sagt die Tierpflegerin. Besonders oft seien davon Feldhasen, Rehe, Füchse und andere Säugetiere betroffen, die ihre Jungen auch für einige Zeit alleine ließen.

Das THRO-Team rät daher, die Situation um das Findelkind zunächst aus weiter Entfernung zu beobachten. "Keinesfalls sollte man das Jungtier anfassen, wenn keine offensichtliche Verletzung erkennbar ist", mahnt Exner. Falls Unsicherheit bestehe, ob die Situation ein Einschreiten erfordere, sollten Finder bei der THRO telefonisch um Rat fragen, so ihre Bitte.

Aus dem Nest gefallene Vogelküken könnten hingegen meist problemlos wieder zurückgesetzt werden, da der Geruchssinn von Vögeln nicht so Stark ausgeprägt sei. "Ist das Nest jedoch für den Finder unerreichbar, beschädigt oder tatsächlich von den Eltern verlassen, ist besonders bei noch nackten Jungvögeln schnelles Handeln gefragt", weiß Exner. "Der Finder sollte den Vogel warm halten und schnellstmöglich Hilfe bei erfahrenen Päpplern suchen."

Anders sehe es aus, wenn ein Jungvogel bereits Federn habe und munter umher hüpfe oder aus Angst vor dem Menschen in eine Starre verfalle. Meist würden die Eltern in der Nähe sitzen und ihre Sprösslinge im Blick behalten. "Beobachtet man die Situation lange genug und aus ausreichender Entfernung, sieht man meist, wie die Eltern hin und wieder zu ihrem Jungen fliegen und es füttern", so Exner. Erst wenn auch nach einigen Stunden keine Elterntiere auftauchten, solle man in Erwägung ziehen einzugreifen.

Wenn es tatsächlich unvermeidlich sei, ein Tier aus der Natur mitzunehmen, sollte dieses bei Bedarf, etwa bei Verletzungen, zum Tierarzt gebracht werden. "Keinesfalls sollten Unerfahrene versuchen, das Tier selbst aufzuziehen", warnt Exner. "Leider gelangen viele Jungtiere erst nach einem viel zu langen Leidensweg zur THRO." Sei das Tierkind auch noch so niedlich: Jede Minute zähle und könne über Leben oder Tod entscheiden. "Da bleibt kein Spielraum, um es den Nachbarskindern zu zeigen, Fotos zu machen oder sich in Internetforen Halbwissen über die vermeintlich richtige Fütterung anzueignen", so Exner.

Immer wieder landeten Tierkinder in der Wildtierauffangstation, wenn die Schäden bereits ein lebensbedrohliches Maß erreicht hätten. "Schwere Organschäden, weiche Knochen und Schnäbel oder Bewusstlosigkeit sind nicht nur die Konsequenzen der Selbstüberschätzung vieler Finder, sondern in vielen Fällen auch das Todesurteil für den Findling. Ebenso ärgerlich ist es, wenn von Hand aufgezogene erwachsene Vögel gebracht werden, die wegen Fütterungs- und Unterbringungsfehlern nicht flugfähig sind", berichtet die Tierpflegerin. Auch eine fehlende Scheu vor Menschen und Fressfeinden wie Katzen oder Hunden sei ein großes Problem für ein Wildtier, das in einem Privathaushalt aufgezogen worden sei – ganz abgesehen von Defiziten im Umgang mit Artgenossen. Für das Tier bedeute dies viele weitere Monate fern der Freiheit, für die THRO enorme Kosten. "Beides hätte vermieden werden können, wäre das Tier bereits als Baby gebracht worden", so die Tierschützer.

Organisation: Der Tierschutzverein unterhält einen Gnadenhof, eine Reptilienstation und eine Wildtierauffangstation. Dort kümmert sich das Team um verletzte oder verwaiste Wildtiere und päppelt sie auf, bis sie wieder ausgewildert werden können.

Finanzierung: Der Verein finanziert sich über Spenden und Mitgliedsbeiträge. Werden falsch aufgezogene Wildtiere abgegeben, entsteht laut Verein ein großer finanzieller Schaden, da dies mit Tierarztbesuchen, spezieller Fütterung und langwieriger, zeitaufwendiger Pflege einhergehe. Da erst kürzlich das Rettungsfahrzeug ersetzt werden musste, benötige der Verein dringend Spenden und freue sich über jeden, der sich zu einer Mitgliedschaft oder Tierpatenschaft entschließe.

Kontakt: Telefon: 07807/ 94 91 81, Internet: www.tierhilfs-und-rettungsorganisation.de