Die Kirche in Ichenheim soll nach dem Willen der Planer wieder freigestellt werden und einen Platz zum Verweilen nebenan erhalten. Insgesamt soll die Ortsmitte schöner werden. Foto: Ruppert

Stadtplaner präsentieren Visionen für die Ortsteile

Das Büro "Schreiberplan" hat am Montagabend Leitbilder und Ziele für die Gemeindeentwicklung Neurieds vorgestellt. Rund 100 Interessierte hörten sich die Visionen der Stadtplaner an.

Dundenheim. "Was heute präsentiert wird, sind die Ideen von Bürgern und dem Gemeinderat. Es ist noch nicht das Ergebnis. Dieses kommt erst nach und nach", sagte Bürgermeister Jochen Fischer zu Beginn der Bürgerversammlung am Montagabend in der Lindenfeldhalle. Rund 100 Bürger waren gekommen, um sich über das entstehende Gemeindeentwicklungskonzept zu informieren.

Wolfgang Schreiber vom beauftragten Büro aus Stuttgart nahm den Hinweis von Fischer auf und sagte: "Wir wüssten wie Neuried 2030 aussieht, aber wir sind nicht der Gemeinderat." Erst wenn dieser das Konzept übernehme, werde es Realität. Schreiber sagte auch, dass niemand 13 Jahre in die Zukunft schauen könne, was sie präsentierten, seien aber Visionen für diese Zeit. Zwei Gemeinderatsklausuren und zwei Veranstaltungen für Bürger hat es im vergangenen Jahr im Juli und Oktober gegeben. Daraus haben sich Ziele zu den fünf Themenfeldern Demografie, Wirtschaft und Arbeit, Verkehr, Siedlungsentwicklung und Landschaft ergeben. Nach allgemeinen Ausführungen zu den einzelnen Bereichen ging es um die konkreten Maßnahmen, die in den einzelnen Ortsteilen getroffen werden könnten.

Nabelschnur für Altenheim

Schreiber warb unter anderem für die Aufwertung der Verbindung von der Bushaltestelle in der Lindengasse zur Schule. Dort könne ein verkehrsberuhigter Bereich eingerichtet werden, um den Schulweg sicherer zu machen. In Verbindung mit der Ortsmitte um das Rathaus und die Kirche könne so eine Nabelschnur für Altenheim entstehen. Weitere Vorschläge waren unter anderem die Innenentwicklung voranzutreiben und keine Neubauten außerhalb zuzulassen. "Das Forum am Rhein ist eine gute Chance für die Gemeinde, sich zu präsentieren", sagte Schreiber. Er regte an, dass dort großflächig auf Neuried und seine Angebote hingewiesen wird.

Der Stadtplaner schlug auch vor, den Bauhof zu verlegen. Auf dem Gelände in Nachbarschaft zu Sportplatz, Herbert-Adam-Halle und Reiterhof könne ein Fahrradhotel entstehen. Die Strecke dort entlang sei sehr attraktiv für Radtouristen und aus der Lage ergäben sich viele Vorteile, die es zu nutzen gelte. Das Hotel müsse die Gemeinde nicht selbst bauen, sondern könnte das einem Investor überlassen.

Kultur in Ichenheim

"Mit dem ›Löwen‹ haben Sie in Ichenheim ein Kulturkleinod", erklärte Schreiber. Er regte an die Ortsmitte um Kirche, Pfarrhaus und "Löwen" aufzuwerten, die Kirche freizustellen und daneben einen offenen Platz zum Verweilen zu schaffen. Er kritisierte die zu aufdringliche Werbung der beiden Döner-Läden in der Umgebung.

Einen weiteren Ansatzpunkt sah Schreiber beim Ottenweier Hof. Diesen gelte es aufzuwerten, weil dort wertvolle Kulturarbeit betrieben würde und er ein Ausflugsziel für Touristen werden könne in Verbindung mit der Schutterzeller Mühle und dem Baggersee Niederschopfheim.

Im Rahmen der Innenentwicklung könnte dort, wo noch der katholische Kindergarten stehe, Wohnbebauung entstehen.

Ortsmitte für Dundenheim

Galina Strumberger stellte die Ideen der Stadtplaner für Dundenheim vor. Da es an einer echten Ortsmitte fehle, solle diese hergestellt werden. Strumberger sprach sich dafür aus, den Parkplatz vor der Lindenfeldhalle in einen Bürgerplatz umzuwandeln, auf dem unter anderem Ältere verweilen könnten. Der Parkplatz solle auf der Grünfläche neben der Halle errichtet werden. Zudem solle die benachbarte Grundschule für die Nutzung durch die Gemeinde "in welcher Form auch immer" bereitgehalten werden.

Strumberger regte auch an, die Lastwagen nicht mehr auf mehreren Wegen durch das Dorf zum Gewerbegebiet fahren zu lassen und sie stattdessen alle über einen modernen Anschlusspunkt im Norden des Dorfs zu leiten. Wie auch bei den anderen Ortsteilen schlugen die Stadtplaner vor, die Ortseinfahrten zu verschönern und zu begrünen.

Begegnung in Schutterzell

"Die Kirche bildet einen attraktiven Mittelpunkt", sagte Strumberger zu den Plänen für Schutterzell. Auch hier solle der Ortseingang begrünt werden und im ehemaligen Rathaus könne eine Begegnungsstätte für Jung und Alt entstehen. Hauptaugenmerk legten die Stadtplaner aber auf den Neubau der Multifunktionshalle. Diese müsse am Weiher entstehen.

Strumberger plädierte auch dafür, das Unditzufer weitestgehend freizuhalten und dorthin höchstens den Fußballplatz zu verlegen. Auch eine Regelung, die wenig Verkehr am Weiher entlang führt, regte sie an. Dort soll ein Wanderweg entstehen. Auch eine Radwegverbindung zum Ottenweier Hof soll entstehen.

Ein Biergarten für Müllen

"In Müllen ist die Welt in Ordnung", lobte Schreiber. Die Landschaft dort sei reizvoll und der dörfliche Charakter noch sehr gut bewahrt. Er kritisierte nur eine zu nahe Bebauung an die Auen. Er schlug, vor auf dem Parkplatz in der Ortsmitte einen Biergarten zu installieren. Das Gasthaus könne im Obergeschoss etwa Wohnungen beherbergen und die Gastwirtschaft könnte kleiner gehalten werden, so Schreiber. Ein weiterer Kritikpunkt war für Schreiber allerdings, dass man es nicht geschafft habe, das Nebeneinander von neuen und alten Gebäuden passend zu gestalten. Hier sei der Kontrast teilweise zu groß.

"Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen", soll der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt einmal gesagt haben. Dabei sind Visionen gerade bei der Gemeindentwicklung notwendig, weil sich sonst nichts tut oder die Gemeinde nur zum Reagieren verdammt ist. Es richtig, dass man in Neuried über den Tellerrand hinausschaut und sich beraten lässt. Es darf nun nur nicht der Fehler gemacht werden, die Visionen zu vergessen, zu ungeduldig bei deren Umsetzung zu sein oder sie als unverrückbar zu betrachten.

INFO

So geht's weiter

Als nächster Schritt entscheidet der Gemeinderat im Juni über das Konzept und darüber inwiefern man es sich zu eigen macht. Danach soll das Konzept als Leilinie für die weitere Entwicklung Neurieds dienen. Es ergeben sich daraus keine Verpflichtungen oder gar Bebauungspläne. Vielmehr dient es als roter Faden, den es bei passender Gelegenheit, etwa wenn ein Gebäude oder Gelände verkauft wird, aufzunehmen gilt.


Kommentar von Frank Ruppert

Zukunft wagen

»Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen«, soll der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt einmal gesagt haben. Dabei sind Visionen gerade bei der Gemeindentwicklung notwendig, weil sich sonst nichts tut oder die Gemeinde nur zum Reagieren verdammt ist. Es richtig, dass man in Neuried über den Tellerrand hinausschaut und sich beraten lässt. Es darf nun nur nicht der Fehler gemacht werden, die Visionen zu vergessen, zu ungeduldig bei deren Umsetzung zu sein oder sie als unverrückbar zu betrachten.