950 Jahre Ichenheim: Am Jubiläumsstein setzt Ortsvorsteher Ralf Wollenbär einen i-Punkt, im Hintergrund beobachtet Bürgermeister Jochen Fischer an der Drehorgel das Geschehen. Foto: Bohnert-Seidel

950-Jahr-Feier: Ichenheimer Dorfgemeinschaft feiert ihr Ortsjubiläum mit Herzblut

"Nirgends, nirgends möcht’ ich sein, als in Ichenheim": Was Lehrer Straub einst im Ichenheimer Heimatlied gedichtet hat, mögen am Wochenende in dem Rieddorf viele empfunden haben. Mit großem Enthusiasmus feierte die Dorfgemeinschaft das Jubiläum "950 Jahre Ichenheim".

Ichenheim. Der Himmel schüttete am Samstag seine Freudentränen über Ichenheim aus und die Menschen strahlten um die Wette. "Mir sin drbii": Das Motto der 950-Jahr-Feier setzten zahlreiche Ichenheimer in die Tat um. Unterdessen eröffnete ein großer Kinderchor aus Grundschule und Kindergarten mit dem Ichenheimer Heimatlied das große Festwochenende.

Bürgermeister Jochen Fischer und Ortsvorsteher Ralf Wollenbär sparten sich die Reden. Ganz klar wollten die beiden die Ichenheimer zu Wort kommen lassen. Dazu präsentierte sich das Dorf wie aus dem Ei gepellt und in Feierlaune, sodass Dorfbott Lothar Rudolf mit der "Schelle" feststellen konnte: "Jetzt isch Läwe uff de Stroß". Mehr als 950 Menschen waren mit Hut gekommen. Der Förderverein 950 Jahre Ichenheim hatte gewettet, dass zum Festbeginn 950 Hutträger erscheinen werden.

Bunt, groß, klein, alt, neu – die Hüte spiegelten die Verbundenheit der Menschen zu ihrer Heimat. Unter den Gästen waren auch Leute aus dem Nachbarort Dundenheim.

Das Auge konnte sich an diesem grandiosen Festwochenende kaum sattsehen, die Liebe zum Detail muss wohl eine Ichenheimer Eigenschaft sein. Da wurden ganze Scheunen umgekrempelt. Wo gestern noch Maschinen oder Fahrzeuge untergebracht waren, saßen an diesem Wochenende Handwerkskünstler wie Alice Bläsi am Spinnrad und ließen sich über die Schulter schauen.

Zum Ichenheimer Fest vereinten sich die Generationen. Da war der kleine Jeremy, der einen Kutschbock hinaufstieg, während Friederike Sterner bewunderte, mit welcher Präzision die Ichenheimer vergangene Zeiten wieder lebendig machten und anschaulich darstellten. Wohl eine der ältesten Marktfrauen überhaupt, die mit Fleiß und Hingabe ihre Marmeladen und Kränze auf dem Bauernmarkt feil geboten hatte, war Lydia Schnebel. Typisch in Werkstagtracht und Schindelkappe verkaufte die 85-Jährige, was Haus und Garten hergegeben hatten. Handwerker im Ort spendierten einen Pavillon auf dem Hof der Kirche St. Nikolaus, und Pfarrer Emerich Sumser dankte für den "Rückzugsort und Schutzraum" für die gesamte Bevölkerung. Die Kosten in Höhe von 10 000 Euro teilten sich die beteiligten Handwerker.

Einmal über die Straße gegangen und schon zeigte sich der vom Bildhauer Walter Henninger gestaltete Jubiläumsstein, der in seiner Symbolik sich mit der Geschichte und den Wurzeln der Ichenheimer befasst, aber gleichzeitig den Anspruch erhebt, die Gegenwart zu feiern.