Bei der Grundsteinlegung Neubaugebiet Oberfeld freuen sich (von links): Robert Büchel von der Diakonie, Rolf-Dieter Schink, Jochen Fischer, Ortsvorsteher Jochen Strosack, Frank Stefan von der Diakonie und der Statiker Patric Scherer. Foto: Ruppert

Erster Schritt für neues Wohnhaus für Menschen mit Behinderung in Altenheim getan

Die Diakonie Kork möchte ihre Einrichtungen vermehrt in dörfliche Gemeinschaften einbetten. In Altenheim wurde deshalb am Freitag der Grundstein für ein Wohnhaus für 24 Menschen mit Behinderungen gelegt.

Altenheim. Der Neubau, der im Herbst 2018 bezogen werden soll, ersetzt Wohnangebote auf dem Stammgelände der Einrichtung in Kork. Diese entsprechen, wie die Diakonie mitteilt, nicht mehr den heutigen fachlich-konzeptionellen Anforderungen. Mit dem Neubau setze die Einrichtung die Vorgaben der Landesheimbauverordnung um, die barrierefreie Einzelzimmer als Standard vorsieht.

Die 24 Bewohner sollen in vier Gruppen zu je sechs Menschen zusammen leben. Der Standort in Altenheim sei ein Schritt auf dem Weg zu gemeindeintegrierten Wohnangeboten. "Wir haben die vergangenen Jahrzehnte in einem Rahmen gelebt, den wir jetzt sprengen", sagte Frank Stefan, Vorsitzender der Diakonie Kork bei der Grundsteinlegung. Früher sei es Ziel gewesen Menschen mit Behinderung einen speziellen Raum zu geben, heute dagegen gehe es darum sie in die Gemeinschaft auch örtlich zu integrieren. Stefan hatte zur Veranschaulichung einen Bilderrahmen mitgebracht, den er kurzerhand in zwei Stücke teilte. Flux hatte er aus dem Rahmen ein Kreuz gebastelt und spielte damit an auf das unveränderte Leitbild der Diakonie, die eine christliche Einrichtung ist.

Neurieds Bürgermeister Jochen Fischer sagte, dass den Bürgern vor Ort die Diakonie Kork vor allem durch das Epilepsie-Zentrum bekannt sei und durch das regelmäßige Korkensammeln zu Gunsten der Einrichtung. "Als die Anfrage der Diakonie für den Bau eines Wohnhauses kam, haben wir uns gemeinsam mit dem Ortschaftsrat die vergleichbaren Einrichtung in Willstätt und Goldscheuer angeschaut und uns war klar, dass wir das Projekt hier unterstützen", so Fischer. Er sicherte den Verantwortlichen immer ein offenes Ohr für ihre Belange zu haben zu.

2,4 Millionen Euro kostet der Bau in Altenheim

Der 2,4 Millionen Euro teure Bau wird mit 907 000 Euro aus öffentlichen Mitteln gefördert. Auch die Aktion Mensch gibt noch einmal 250 000 Euro für das Projekt. Für Neuried soll das Projekt 30 bis 35 neue Arbeitsplätze bedeuten, zudem ist in Ichenheim ein ähnliches Haus geplant.

Architekt Rolf-Dieter Schink dankte der Gemeinde für die bereits während des Baus gute Kooperation und zeigte sich erfreut, dass fast alle Aufträge für Bauarbeiten bisher an Firmen aus der Region vergeben werden konnten. Neben den Wohnräumen soll auf rund 1260 Quadratmetern Nutzfläche auch Platz für heilpädagogische Arbeiten für die Menschen mit mehrfacher Behinderung entstehen. Wegen des Betreuungsbedarfs soll das Haus rund um die Uhr mit Fachpersonal besetzt sein. Grundlage für die Arbeit ist ein heilpädagogisches Konzept, das Teilhabe, Freizeit, Beschäftigung und Pflege umfasse. Die hauswirtschaftlichen Arbeiten sollen durch Fachpersonal unter Einbeziehung der Bewohner erfolgen.

Schink erklärte, dass er sich über die Grundsteinlegung freue, weil es gelungen sei, einen Termin zu finden, an dem tatsächlich noch nicht das erste Geschoss stehe. Das sei heute eine Seltenheit. Neben einer Zeitrolle mit der aktuellen Tageszeitung, einer Urkunde und einigen Münzen, wurde auch eine Tafel mit der Jahreszahl im Fundament eingelassen. "Damit auch jemand ein Interesse die Zeitrolle wieder auszugraben legen wir auch eine Flasche Wein mit hinein", so Schink.

INFO

Der Bauherr und seine Idee

 > Die Diakonie Kork ist eines von sieben Epilepsiezentren in Deutschland, die mit überregionalem Versorgungsauftrag der ambulanten und stationären Diagnostik und Therapie, der Rehabilitation sowie der Forschung und Lehre dienen. Angeschlossen sind Wohnangebote, Werkstätten und Schulen für Menschen, die neben der Epilepsie zusätzliche Beeinträchtigungen haben. Das Epilepsiezentrum Kork kooperiert mit mehreren Universitätskliniken, um Erfahrungen in Diagnostik, Therapie und Rehabilitation in die Ausbildung zu ärztlichen und nichtärztlichen medizinischen Berufen einzubringen. Über die Arbeit mit epilepsiekranken Menschen hinaus begleiten und fördert die Diakonie auch Menschen, die nicht an einer Epilepsie erkrankt sind. Orientierung für das Handeln sei die UN-Behindertenrechtskonvention.

 > Das Konzept des Gemeindeintegrierten Wohnen entstand aus der Erkenntnis, dass es nicht genügt, nur in die Schaffung neuer Wohnformen zu investieren, sondern dass zugleich auch soziale Netzwerke und Kontakte im Gemeinwesen aufgebaut werden müssen. Damit eine solche Teilhabe innerhalb der Gesellschaft erfolgreich stattfinden kann, spielen die Wohnstandorte für Menschen mit Behinderung eine große Rolle. So ist schon bei der Auswahl der einzelnen Standorte sowie bei der Gestaltung von Wohnhäusern darauf zu achten, dass eine nachbarschaftliche Einbindung möglich ist, um soziale Kontakte schaffen. Je nach Konzept wird eine Anzahl von sechs bis zwölf Menschen pro Wohnung empfohlen, da somit eine familienähnliche Wohnsituation gewährleistet werden kann.