Flüchtlinge: Ehrenamtliche aus Neuried sprechen über ihre Arbeit / Rund 100 Besucher bei Begegnungsfest

Die ehrenamtlichen Helfer schätzen die Situation der Flüchtlinge im Ried als positiv ein. Die Motive des Landratsamts bezüglich der Verlegungen können sie jedoch nicht immer nachvollziehen.

Neuried. Musik, Fingerfood und viele Besucher – das erste Begegnungsfest am Freitagabend an der alten Schule in Dundenheim war ein Erfolg. Das von den Helfern organisierte Fest sei wichtig für den Austausch unter den Flüchtlingen und soll Startschuss für regelmäßige Treffen sein, sagt Karin Geiser vom Netzwerk Gastfreundschaft. Seit dem Frühjahr 2014 engagiert sie sich zusammen mit etwa 40 weiteren ehrenamtlichen Helfern für die Menschen, die in Neuried vorübergehend oder langfristig ein neues Zuhause finden. Derzeit beschreiben die Helfer die Situation der Flüchtlinge in Neuried als positiv, doch es sei nicht immer einfach.

Wie lange die Bewohner hier jedoch bleiben werden und welche die nächste Station sein wird, ist auch für die Helfer nur schwer abzuschätzen. Sie sind nicht nur bei Streits oder Missverständnissen erster Ansprechpartner, sondern auch dann, wenn wegen einer Schließung die Verlegung in eine andere Unterkunft ansteht. Gestern etwa wurde das Haus in der Ichenheimer Hauptstraße geschlossen. Die meisten der ehemaligen Bewohner werden zwar im Ried bleiben, dennoch sei es meistens nicht leicht für sie, weiß Esther Rinkel, eine weitere Helferin aus Altenheim. Schließlich sei Ichenheim nicht ihre erste Station. "Jede Verlegung ist schwierig", sagt Elke Bischoff aus Ichenheim.

Helfer fühlen sich oft nicht ernst genommen

Die politischen und finanziellen Gründe des Landratsamts blieben jedoch meist verdeckt, sagen die Helferinnen. "Es ist schade, dass sie nicht mit offenen Karten spielen", sagt Geiser. Sie hat das Gefühl, dass die Helfer vor Ort teilweise nicht ernst genommen werden.

Auf der anderen Seite sei ihnen auch bewusst, dass die Menschen nur vorübergehend da sind und auch finanzielle Aspekte nicht außer Acht gelassen werden dürfen. Doch es sind die Helfer vor Ort, die eine Beziehung zu den Flüchtlingen aufbauen. "Es ist nicht einfach, wenn Kinder dann nach zwei Jahren gehen müssen", sagt Geiser.

Eine Woche verging laut Geiser von der Bekanntgabe der Schließung bis zur Verlegung der Bewohner des Hauses in der Ichenheimer Hauptstraße. Besonders in dieser Zeit seien die Helfer gefordert, müssen Fragen beantworten, Beistand leisten. "Wir sind Wegbegleiter für diese Menschen", sagt Geiser. Doch von den Begegnungen würden auch die Helfer profitieren. Sie lernen andere Kulturen kennen, erfahren Wertschätzung, erleben Offenheit. "In Syrien wird Familie ganz anders gelebt", sagt Bischoff, die bereits zehn Jahre lang im Asylkreis in Ettenheim mitgearbeitet hat.

Dennoch sei natürlich nicht immer alles rosarot, relativiert Geiser. Bei Streitereien schlichten sie, bei Problemen mit der Arbeit helfen sie. Und sie helfen gern. "Wir sind ja nicht alleine", sagte Geiser. Wenn es zuviel würde, könne man auch kürzertreten. So wichtig es auch ist, immer neuen Flüchtlingen den Weg zum Bus und die Mülltrennung erklären – wie lange wollen sie das noch machen? "Wir werden das noch lange machen", sagt Geiser, "die Welt dreht sich nicht zurück."