Michael Truttenbach öffnet am Samstag die Tür zum Bunker

Von Ariane Fries

Altenheim. Der Bunker Emilie im Ulmenweg 6 in Altenheim versetzt seine Besucher in eine andere Zeit. Und zwar in einen Abschnitt der deutschen Geschichte, der eine tiefe Zäsur weltweit bedeutete. Am Samstag, 15. August, öffnet der Pächter, Michael Truttenbach, die Hunderte Kilo schwere Tür zu dem Gebäude aus Kriegstagen.

Michael Truttenbach ist keiner von jenen kriegsverherrlichenden Menschen. Er will die Geschichte konservieren. Personen, die recht eindeutig der rechtsradikalen Szene zugeordnet werden können, dürfen den Bunker nicht betreten. "Ich sehe das hier als Mahnmal", erklärt er sein Engagement. Seit November 2002 ist er der Pächter der Bunkeranlage. Sie liegt ein wenig versteckt mitten in einem Wohngebiet. "Man soll auch an das Schreckliche denken." Denn zur Bewältigung der Gräueltaten gehörte auch, dass viele Bunker gesprengt oder anderweitig beseitigt wurden.

95 Prozent aller Bunker im Südwesten sind zerstört

"Emilie" ist einer der Wenigen in Baden-Württemberg, die es noch gibt. "95 Prozent aller Anlagen sind weg", weiß Truttenbach. Eine Zeit lang diente der Bunker als Clubheim für die MC Biker. Bis der heute 30-Jährige per Zufall darauf aufmerksam wurde. Als 21-Jähriger lernte er den Betreiber einer Internetseite, die sich mit dem Thema Wehrbefestigung beschäftigte, kennen. Die Biker suchten sowieso gerade eine neues Vereinsheim, sodass Truttenbach im November 2002 den Pachtvertrag unterschrieb.

In den Kriegsjahren diente der Bunker ab 1939 der Grenzwacht. 1942 wurde er auch für die zivile Bevölkerung geöffnet. 80 bis 100 Personen suchten dann in den zusammen etwa 60 Quadratmeter großen Räumen Schutz. "Wie die Ölsardinen saßen die hier drin", weiß Truttenbach von Zeitzeugen. Mehrere Frauen und Männer, die während des Zweiten Weltkriegs lebten, besuchten bereits den Bunker. Eine Frau wohnt in direkter Nachbarschaft.

Unter anderem mithilfe ihrer Erinnerungen und aus Büchern sowie durch Internetrecherchen hat Truttenbach den Bunker rekonstruiert. Dazu gehört auch die kolossale Eingangstür. Sie hat Truttenbach aus der Normandie aus einer anderen Anlage, die abgerissen wurde, geholt. "Die Türen waren Einheitsteile, deshalb passen sie", weiß Truttenbach. Insgesamt entspricht die Einrichtung ungefähr dem Originalzustand.

Nicht alle Sachen in der Anlage stammen original aus dem Zweiten Weltkrieg

Aber nicht alle Gegenstände stammen original aus der damaligen Zeit. Die Helme, die auf den Feldbetten im hinteren Raum ausgestellt sind, sind größtenteils umlackierte Feuerwehrhelme. "Ein originaler Stahlhelm kostet rund 600 Euro", weiß Truttenbach. Für ihn als KFZ-Lackierer war es allerdings kein Problem, die Feuerwehrkappen umzuwidmen. Original ist allerdings eine Klorolle.

Was ihn der Unterhalt der Anlage genau kostet, möchte er nicht beziffern. Er hat keinen Verein dafür gegründet und bekommt auch keine Fördermittel von Land oder Bund. Seine Freunde Matthias und Martina Retz sowie Rochus Riehle und seine Mutter Isolde Anselm helfen ihm. Wer den Bunker besichtigen möchte, kann einen Termin mit Truttenbach vereinbaren. Für den Tag der offenen Tür am Samstag hat er sich extra die Woche davor Urlaub genommen. "Eigentlich ist er fertig, aber es gibt immer etwas zu tun", sagt er. u Am Samstag, 15. August, von 10 Uhr bis 18 Uhr hat "Emilie" geöffnet. Zudem werden eine Feldküche und historische Fahrzeuge gezeigt.