Die Abstimmungen - sowohl über die Ergebnisverwendung, die Entlastung des Vorstands, des Aufsichtsrats als auch für die Wiederwahl von drei Aursichtsratsmitgliedern - erfolgten alle einstimmig. Foto: Reinhard

Letzte Vertreterversammlung der Volksbank Kinzigtal. Niedrigzins macht weiter Sorgen.

Hausach/Mittleres Kinzigtal - Dass die Digitalisierung des Bankgeschäfts nicht nur bei Kunden für Unruhe sorgt, wurde bei der letzten Vertretserversammlung der Volksbank Kinzigtal deutlich. Der Fusion mit Triberg hingegen blickt das Geldinstitut freudig entgegen.

Die letzte Vertreterversammlung der Volksbank Kinzigtal, die mit der Volksbank Triberg zur Volksbank Mittlerer Schwarzwald fusioniert, war gleichzeitig die erste, die in der Hausacher Stadthalle stattfand. "Etwas Wehmut" verspüre er angesichts dieser Tatsache, gab Aufsichtsratsvorsitzender Karl-Otto Bonath in seiner Begrüßung zu. Den beiden Vorständen Martin Heinzmann und Oliver Broghammer erging es ähnlich.

Vorstandsbericht

"Aber ich bin überzeugt, dass wir mit der Volksbank Mittlerer Schwarzwald den Weg freimachen für die Region", sagte Heinzmann. In seinem Bericht sprach er von einem "ereignisreichen Jahr". "Kaum eine Branche ist so eng mit politischen und wirtschaftlichen Geschehnissen verbunden wie unsere", sagte er eingangs und verwies in diesem Zusammenhang dann auf Ereignisse wie die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten und den Brexit. Die wichtigsten Daten für das Geldinstitut seien allerdings der 5. und 12. Oktober gewesen, an denen die Volksbanken Kinzigtal und Triberg jeweils mit 100 Prozent für die Fusion stimmten.

Digitalisierung

Zur Digitalisierung sagte der Vorstand: "Wir können lange darüber diskutieren, ob das gut oder schlecht ist, der Kunde und sein Nutzungsverhalten geben uns die Antwort." Er betonte, dass die Bank bei jeder Umwandlung einer Filiale in einen Selbstbedienungsautomaten 80 000 bis 100 000 Euro pro Jahre einspare. "Wir müssen Kundennähe neu definieren, nicht die räumliche Nähe wird in Zukunft entscheidend sein", meinte Heinzmann.

Ähnliches gilt für die Fusion: Mit ihr könnten Kosten in Höhe von einer Million Euro pro Jahr eingespart werden, so Heinzmann. "Der Fusionszug rollt nicht nur, sondern auch in die richtige Richtung", sagte er.

"Wir können alle etwas dafür tun, dass wir vorne in der Lok sitzen", griff Vorstand Oliver Borghammer die Zug-Metapher auf. Er nannte betriebswirtschaftliche Ergebnisse und sprach von "ordentlichen, nicht guten Zahlen". "Sie sind den Umständen angemessen."

Ergebnis

2016 gab es bei der Volksbank Kinzigtal ein Kundenkreditvolumen in Höhe von 103 Millionen Euro, 50 Millionen davon entfielen auf Privat- und 53 Millionen auf Gewerbekredite. "Ein Volumen, das wir bisher noch nie erreicht haben", kommentierte Broghammer. Dennoch seien die Zeiten gerade aufgrund des Niedrigzinses "nicht schön für Banken". Die Kundengelder sind von 437 auf 456 Millionen Euro gestiegen, bei den täglich fälligen Einlagen war ein starker Zuwachs, bei den befristeten Einlagen ein Rückgang zu verzeichnen. Das Gesamtkundenvermögen steigt von 341 auf 363 Millionen Euro, die Bilanzsumme von 618 auf 647 Millionen Euro. Der Bilanzgewinn betrug 481 000 Euro. Broghammers Fazit für 2016: "Wir sind sehr zufrieden mit dem Wachstum und ganz zufrieden mit dem Ergebnis. Nun sind wir gespannt auf die Zukunft. Wir haben Respekt, aber keine Angst."

Kosteneinsparung

In diesem Zusammenhang griff er ebenfalls das Thema Kosteneinsparungen auf: "Wir müssen alle schmerzhafte Maßnahmen ergreifen, jede dritte oder vierte Bank ist bereits oder wird in der gewohnten Form wegfallen." Es ginge um die Zukunftsfähigkeit der Bank und da müsse man auch mal Unangenehmes tun, "aber glauben Sie uns, es macht uns auch keinen Spaß, ständig den Rotstift ansetzen zu müssen", versicherte Broghammer.

Tageweise Öffnung?

Aus den Reihen der Vertreter kam die Frage, warum Filialen nicht nur an einigen Tagen in der Woche oder halbtags öffneten. Heinzmann sagte, dass das nicht für die gewünschte Kosteneinsparung ausreiche. Er versicherte, dass die Bank sich bemühe, ihre Kunden langsam an die Selbstbedienungsautomaten heranzuführen und auch Beratungen zu Hause anbieten werde. "Wir sind uns bewusst, dass wir Entscheidungen treffen, die nicht allen passen, aber wir müssen schauen, dass es die Bank auch in vier, fünf Jahren noch gibt", betonte Broghammer.

Bonath gab im Bericht des Aufsichtsrats bekannt, dass dieser wie erwünscht seinen Pflichten nachkam und wo nötig bei Kreditentscheidungen mitwirkte. Die Aufsichtsräte hätten 188 Pflichttermine gehabt, von denen sie 172 wahrnahmen.

Nachdem Hausachs Bürgermeister Manfred Wöhrle in seiner Rede Banken als "unverzichtbares Element der In- frastruktur" bezeichnet hatte und Jürgen Nowak seinen Bericht als Vorsitzender des Prüfungsausschusses abgegeben hatte, ging es an die Abstimmung über die Ergebnisverwendung. Der Beschlussvorschlag ging dahin, dass der Jahresüberschuss in Höhe von 1,82 Millionen Euro wie folgt verwendet werden soll: Zu der Dividendenausschüttung von fünf Prozent, also 350 924 Euro, kommen 130 000 Euro aus den Ergebnisrücklagen. Das ergibt insgesamt 481 302 Euro. Alle Vertreter stimmten dem zu. Michael Geiger, Vorsitzender des Deutschen Tischtennisbunds nahm die Entlastung des Vorstands vor, die ebenfalls ohne Gegenstimmen erfolgte.

Wahlen

Dann folgen Aufsichtsratswahlen. Bonath, Erwin Esslinger-Wöhrle und Stefen Trautwein stellten sich zur Wiederwahl. Sie alle wurden von den Vertretern in ihrem Amt bestätigt.

Bei dem Tagesordnungspunkt "Verschiedenes" meldete sich eine VB-Vertreterin aus Rötenberg. Sie sprach unter anderem verschiedene Probleme an, die mit der Schließung und Umwandlung der Filialen einhergehen; zum Beispiel, dass Vereine bei Veranstaltungen Münzen nicht mehr in die Bank bringen können und das Senioren oft Probleme mit den Automaten und der Digitalisierung haben. Heinzmann und Broghammer fragten, ob sie zu alle dem Stellung beziehen sollten, was die Vertreterin verneinte. Sie wolle das alles nur einmal ansprechen, sagte sie. Dennoch gingen die beiden Vorstände auf einige Punkte ein. Sie stimmten zu, dass Vereine teilweise bis zu nächsten Ortschaft fahren müssten, um Münzen einzuzahlen. Sie sagten auch, dass nicht alle mit der Digitalisierung zurecht kämen, verwiesen aber auf Beratungen dahingehend und im Zweifeslfall auf das persönliche Umfeld des Betroffenen.