Ein besonderer Service: Axel Leukhardt (rechts) und Eike Christian Kloka (Mitte) fahren die Flüchtling zum Einkaufen. Foto: Holbein

Axel Leukhardt und Eike Christian Kloka kümmern sich um konfliktfreies Zusammenleben

Sie sind als Streetworker des DRK-Kreisverbands Zollernalb in Meßstetten unterwegs: Axel Leukhardt und Eike Christian Kloka. Ihre Aufgabe: Darauf hinzuwirken, dass das Zusammenleben zwischen den Flüchtlingen, die aktuell in der Landeserstaufnahmestelle wohnen, und den Meßstetter Bürgern möglichst konfliktfrei verläuft.

Meßstetten. In diesen Tagen ist es ruhiger, weil nicht mehr so viele Menschen in der Landeserstaufnahmestelle (Lea) für Flüchtlinge in Meßstetten leben. Axel Leukhardt und Eike Christian Kloka, die beiden Streetworker des DRK-Kreisverbands Zollernalb, haben sich deshalb andere Schwerpunkte für ihre Arbeit gesetzt. "Mussten wir im vergangenen Jahr ständig ›Feuer löschen‹ etwa in Sachen Grillstellen, Müll und Toiletten, gibt es solche Probleme nicht mehr oder nur noch vereinzelt", erzählt Leukhardt. So hat er die letzten Absperrungen abgebaut. "Das Geschehen hat sich ein bisschen mehr ins Camp verlegt, unsere Zielgruppe sind nun eher die Flüchtlinge; mit den Meßstettern selbst haben wir kaum noch etwas zu tun. Die Anfragen und Beschwerden aus der Bevölkerung sind massiv zurückgegangen." Die beiden Streetworker arbeiten mittlerweile mehr in Richtung Integration der Flüchtlinge.

Das Ziel dabei ist, das Leben der Menschen in der Lea angenehm zu gestalten. So ist Kloka an diesem Tag auf Tour und begleitet die Flüchtlinge beim Einkaufen. Das findet regelmäßig jede Woche statt: Er fährt die Menschen zu den Einkaufsmärkten, geht mit hinein, zeigt ihnen, wo sie was finden und erklärt die verschiedenen Produkte. Manchmal fährt Kloka die Flüchtlinge auch nach Ebingen, wenn etwas Besonderes zu besorgen ist. Alle paar Wochen unternehmen die Streetworker mit den Flüchtlingen Stadtführungen in Ebingen, um über spezielle Läden zu informieren, etwa wo die Menschen arabische Lebensmittel bekommen, und Schwimmbad, Rathaus, Museen und das Alb-Aquarium zu präsentieren. "Diese Stadtführungen werden gut angenommen", sagt Leukhardt.

Einmal in der Woche wird Grillholz geholt

Solche Fahrten sind zu organisieren, denn der VW-Bus des Landratsamtes hat nur fünf Sitzplätze, also gilt es mitunter, einen zweiten Kleinbus aufzutreiben. Jede Woche gehen die Streetworker mit den Asylbewerbern und Flüchtlingen mindestens einmal in den Wald, um Grillholz – Totholz – zu besorgen für die Grillstellen innerhalb der Lea. Ausflüge wie beispielsweise zur Zirkusvorstellung in Balingen, zum VfB Stuttgart und ins Donautal zur Erlebnispädagogik "Im Tal der Piraten" runden das Angebot ab. Die Flüchtlinge helfen aber auch mit und legen selbst Hand an, etwa im Tieringer Feriendorf, wo sie mit renoviert und Häuser gestrichen haben, und bei der Naturpflegeaktion im Oberdigisheimer Ried.

Immer am Donnerstagnachmittag gibt es eine Informationsveranstaltung für die neuen Flüchtlinge. Aktiviert ist das Kino, das zweimal in der Woche nachmittags und abends Vorstellungen hat.

"Die Menschen nehmen die Arbeit an und sind froh darüber, wenn wir auch nicht alle erreichen", resümiert Leukhardt. Von großem Vorteil ist momentan, dass die Menschen länger in der Lea bleiben – zwischen drei und sechs Monaten: "Dadurch bekommen wir einen ganz anderen Bezug zu den Personen. Wir als Streetworker sind jetzt bei den Menschen bekannt, die mit ihren Fragen und Anliegen auf uns zu kommen."

Leukhardt hat einen Fahrrädertausch organisiert. Fahrräder, welche die Flüchtlinge gekauft oder aus dem Sperrmüll gezogen haben, werden repariert oder getauscht, "damit sie nicht mit verkehrsunsicheren Gefährten unterwegs sind". Dabei "müssen die Flüchtlinge erst den sorgsamen Umgang mit Material lernen". Für Leukhardt hat sich herauskristallisiert, dass die Arbeit der Streetworker ein Mosaiksteinchen ist dafür, dass es weitgehend friedlich in Meßstetten abläuft. "Ein bisschen ist das auch unser Verdienst." Viel sei versucht und umgesetzt worden: zum Beispiel Jugendtreff und Sprachkurse.

Die Stimmung ist momentan schwierig

"Im Moment ist die Stimmung ein bisschen schwierig", sagt der Streetworker mit Blick auf die Umbruchsituation in der Lea, die Ende 2017 schließen soll. Er weiß nicht, wie es mit seiner eigenen Stelle weitergeht; die Arbeitsverträge laufen bis Dezember 2016. Stellen sollen massiv reduziert werden, auch bei den Streetworkern. Das provoziert Unsicherheit. Sicher ist, dass das Büro der Streetworker in der Ebinger Straße im Dezember aufgelöst wird, wohin es dann geht, ist noch nicht klar. Ein großer Einschnitt ist zudem, dass die Stelle im Rahmen des Freiwilligen Sozialen Jahrs gestrichen ist.

Der Wunsch nach einem eigenen Budget

Neue Projekt auf die Beine zu stellen, ist deshalb momentan nicht möglich. "Für mich hat die Arbeit viel gebracht", bilanziert dennoch Axel Leukhardt. "Ich habe keinen Tag bereut." Er hat "viele nette Menschen" kennengelernt und persönlich "unheimlich" viel erfahren. Das hilft ihm auch beruflich. Seine Erfahrungen will er auch weiter einbringen. Ein alter Wunsch bleibt bestehen: Leukhardt hätte gerne ein eigenes Budget für die Arbeit. Und die wird nicht ausgehen, wie etwa bei den Exkursionen im Rahmen des Dialog-Sprachkurses zum Beispiel zum Bahnhof, um zu zeigen, wie der Fahrkartenautomat funktioniert, wie ein Fahrplan zu lesen ist und wie man sich auf dem Bahnsteig verhält. Wie sagt Leukhardt: "Alles ist im Fluss, und wir sind unheimlich flexibel."