An sechs solcher Infostände konnten die Bürger mit Experten diskutieren. Foto: Ruppert

Regierungspräsidium informiert über neuen Rückhalteraum / Lob für das Format

Zum geplanten Rückhalteraum Ichenheim/Meißenheim/Ottenheim hat das Regierungspräsidium einen Infomarkt in Meißenheim veranstaltet. Interessierte Bürger konnten dabei Fragen zum Projekt, dessen Spatenstich für 2022 vorgesehen ist, loswerden.

Meißenheim. "Hochwasserschutz geht uns alle an. Dafür sind wir in Meißenheim bereit, auch Lasten zu tragen, aber nur solche, die auch hinnehmbar sind", sagte Meißenheims Bürgermeister Alexander Schröder zum Start des Infoabends am Dienstag in Meißenheim. Neben Schröder und rund 70 Bürgern nahmen auch die Rathauschefs aus Schwanau und Neuried, Wolfgang Brucker und Jochen Fischer, an der Veranstaltung teil. Das Regierungspräsidium hatte für die Moderation das Team Ewen beauftragt.

"Nach dem einführenden Vortrag von Harald Klumpp haben Sie die Möglichkeit, jeden der sechs Stände zu den unterschiedlichen Themen im Zusammenhang mit dem Rückhalteraum zu besuchen und dort im direkten Gespräch ihre Fragen loszuwerden", sagte Carla Schönfelder vom Team Ewen zur Struktur des Abends. An den Ständen informierten Vertreter des Regierungspräsidiums und Gutachter über verschiedene Aspekte des Hochwasserschutzes. Je ein Moderator vom Team Ewen sollte dafür Sorge tragen, dass Bürger und Experten auch inhaltlich zueinander fanden. Klumpp, beim Regierungspräsidium Leiter der Projektgruppe Offenburg des Integrierten Rheinprogramms, zeigte sich zunächst erfreut, dass man viele bekannte Gesichter wiedersehe. 2012 hatte es schon eine erste Begehung der künftigen Fläche des Rückhalteraums gegeben. Die meisten Teilnehmer von damals seien dabei geblieben. "Auf 13 ehemaligen überfluteten Auenflächen sollen Rückhalteräume entstehen, um die Ballungsräume vor Hochwasser zu schützen", sagte Klumpp einführend. Vier Überflutungsflächen seien schon in Betrieb, der Rest werde gebaut oder derzeit geplant.

Schutz für Meißenheim und Ottenheim nötig

Die Flächen des Rückhalteraums Ichenheim/Meißenheim/Ottenheim seien bis zur Inbetriebnahme der Staustufe Straßburg 1970 ein natürliches Überschwemmungsgebiet des Rheins gewesen. Bei Rheinkilometer 272 soll ein Einlassbauwerk, bei Kilometer 276 ein Ausslassbauwerk entstehen. Zudem müssen die Dämme IX und X ertüchtigt werden, so Klumpp. Schutzmaßnahmen seien für Meißenheim und Ottenheim nötig. In welchem Umfang und wo Brunnen, Teiche und Pumpwerke errichtet werden sollen, um die Ortschaften vor einem erhöhten Grundwasserspiegel zu schützen, sei jedoch noch nicht klar. Um die Dämme zu schützen und dies auch mit schwerem Gerät tun zu können, müssten für die Dammverteidigungswege 15 bis 16 Meter mehr Fläche eingeplant werden.

An den sechs Ständen "Konzeption Rückhalteraum", "Sicherheit Hochwasserdämme", "Grundwassermodell und Schutzmaßnahmen", "Naturschutz, Wald und Erholung", "Weiteres Verfahren, Öffentlichkeitsbeteiligung" sowie "IRP, Beweissicherung, Entschädigung" konnte man nach dem Vortrag rege Diskussionen verfolgen. Auch der Neurieder Förster Gunter Hepfer nutzte die Gelegenheit, dem Projektingenieur Panajotis Katinakis seine Bedenken mitzuteilen. Lange Überflutungszeiten könnten durch einen Rückstau zu einer wesentlichen Veränderung der Auenzonierung führen. Das sollte man bei der Planung beachten, so Hepfer, der sich um "seinen" Wald sorgt. Katinakis sicherte zu, die Anregung zu berücksichtigen.

Bürgerbeteiligung soll fortgeführt werden

Zufrieden mit der Art der Informationsübermittlung zeigte sich Brucker, der wegen des Kampfs gegen den Polder Elzmündung schon Erfahrung mit ähnlichen Bauwerken hat. So habe auch jemand, der sich vielleicht nicht traue, vor vielen Menschen das Wort zu ergreifen, die Möglichkeit, im Dialog seine Sorgen vorzutragen. Man habe offensichtlich aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt.

Ähnlich sah dies auch sein Neurieder Kollege. Dieses Format sei besser als eine Frontalveranstaltung, sagte Fischer. Ralf Wollenbär, Ortsvorsteher aus Ichenheim, erklärte, dass er nun wisse, dass Ichenheim auf der Hut sein müsse. Sein kritischer Blick auf den Rückhalteraum bleibe, aber die Veranstaltung lobte auch er ausdrücklich.

Klumpp erklärte zum Abschluss das weitere Vorgehen: "Jetzt haben wir dank der Anregungen vieles, das wir mitnehmen und in die Planung einbeziehen werden. Wenn wir alles verarbeitet haben, wollen wir uns mit themenspezifischen Arbeitskreisen an die Bevölkerung wenden." In den kommenden Jahren sind weitere Informationsveranstaltungen geplant. 2019 soll der Antrag zur Planfeststellung erfolgen und 2022 der Baubeginn.