Beim Jubiläumsfest des Kürzeller Kindergartens legten die Kinder noch selbst Hand an. Bürgermeister Alexander Schröder und Pfarrer Steffen Jelic begutachten die Arbeit. Vor allem Kürzeller Eltern laufen Sturm gegen die Erhöhung. Foto: Archiv

Erhöhung der Gebühren um acht Prozent stößt auf massive Kritik der Eltern / Kuratorium soll erneut vorberaten

Die Anpassung der Kindergartengebühren lockt regelmäßig viele Besucher zu den Sitzungen des Gemeinderats, so auch am Montag. Um acht Prozent sollten die Kosten steigen, aber der Gemeinderat vertagte eine endgültige Entscheidung dazu.

Meißenheim. Vertreten waren bei der Sitzung in der Mehrheit Eltern mit Sprösslingen im katholischen Kindergarten Kürzell. Kritisiert wurde, dass die Gebühren nicht familienfreundlich seien. Würde die Mutter arbeiten, fließe nahezu das komplette Einkommen in die Kinderbetreuung.

Kritisiert wurde auch das Angebot. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimme nicht, so eine Mutter. Vergleiche mit den Gebühren anderer Kindergärten sollten zeigen, dass Meißenheim preislich zu den Spitzenreitern in der Region gehört, sollten die neuen Gebühren beschlossen werden. Die Eltern wandten sich mit dem Appell, die Gebührenerhöhung zu überdenken, an die Gemeinderäte, die selbst Eltern und Großeltern sind.

Doch der Gemeinderat hatte hierzu bereits ganz eigene Ansichten. Die meisten Räte können den Unmut nachvollziehen. Bürgermeister Alexander Schröder ging in einer kurzen Zusammenfassung nochmals darauf ein, wie die Berechnung der Gebühren zustande komme. Das Kindergartenkuratorium würde sich vorab eingehend mit der Thematik befassen und sie diskutieren. Die Entscheidung habe sich das Gremium nicht leicht gemacht. Doch auch Schröder sieht nochmals Diskussionsbedarf. Grundsätzlich sollen die Kindergartenkosten zu rund 20 Prozent durch die Gebühren gedeckt werden, so die Empfehlung des Gemeindetags und der vier Kirchen, die jährlich einen neuen Vorschlag machen.

Nachbargemeinden verlangen weniger

Auch der Rathauschef konnte nach einem Vergleich mit den umliegenden Gemeinden dem Vorschlag nicht zustimmen und schlug vor, dass das Kuratorium nochmals über die Empfehlungen berät.

Birgit Gertheiss (GUL) hielt, wie auch in den vergangenen Jahren, an dem Gedanken fest, dass der Kindergarten wichtig für die Bildung und soziale Kompetenzen sei. Daher sollte dieses Angebot kostenfrei sein. Das bekräftigte auch Gemeinderat Hans Spengler (Pro M+K). Ein kostenfreies Angebot sei aufgrund der Regelungen "von oben" zwar nicht möglich, dennoch sollten sich die Kosten für Familien in einem bezahlbaren Rahmen halten. Ulrike Tress-Ritter (Freie Liste), die ebenfalls dem Kuratorium angehört, versicherte, dass das Kuratorium es sich nicht leicht gemacht habe, einen Beschlussvorschlag vorzulegen. Sie regte zudem an, die Kuratoriumssitzung öffentlich zu machen, um den Bürgern einen Einblick und mehr Transparenz zu bieten.

Andere Gemeinderäte wie Stefan Zimmermann und Heinz Schlecht (beide FW) konnten den Missmut ebenfalls nachvollziehen, betonten aber, dass die Kosten irgendwie getragen werden müssten. "Wie soll das ganze finanziert werden?", fragte Zimmermann. Schließlich werde an anderer Stelle oft gestrichen, da das Geld fehle.

Schlecht sah sich auch den anderen Bürgern gegenüber in der Pflicht. Würden die Einnahmen nicht über die Kindergartengebühren erzielt, müssten diese anderweitig wieder reingeholt werden. "Ich vertrete auch die anderen Bürger, nicht nur die Kindergarteneltern", erklärte er. Auch er befürwortete, die Entscheidung zu vertagen.

Lediglich Ortschaftsrätin Birgit Weinacker (FW), die sich im Rahmen der nochmals eröffneten Frageviertelstunde gemeldet hatte, befürwortete die Erhöhung. Sie appellierte an die Eltern, die Lebensumstände an das Kind anzupassen, gar andere Prioritäten zu setzen. Die Kosten für die Kinderbetreuung seien gerechtfertigt, wer ein Kind habe, müsse nun einmal Abstriche machen.

Einstimmig gab der Gemeinderat die Diskussion nochmals an das Kindergartenkuratorium zur Beratung zurück.

INFO

Das kostet's

Der Vorschlag des Kuratoriums sieht eine Gebührensteigerung von acht Prozent vor. Das würde etwa für eine Familie mit einem Kind in der Regelzeitbetreuung in Meißenheim eine Steigerung von 117 auf 126 Euro bedeuten. Wer zwei Kinder ganztags im katholischen Kindergarten in Küzell hat, müsste 198 statt 183 Euro monatlich zahlen. Wer ein Kinder unter drei Jahren bei verlängerter Öffnungszeit im evangelischen Kindergarten in Meißenheim hat, müsste künftig 303 statt 257 Euro zahlen.