Der Maiswurzelbohrer: Von ihm geht derzeit kein erhöhtes Risiko mehr aus. Symbolfoto: Baufeld Foto: Lahrer Zeitung

Ortenauer und Emmendinger Landwirte leiden unter Wetterkapriolen / Trockenheit macht Pflanzen zu schaffen

Von Michael Masson

Orschweier. Rund 150 Landwirte aus der Ortenau und dem Kreis Emmendingen haben sich auf dem Versuchsfeld in Orschweier über die Ernteperspektiven in diesem Jahr informiert. Das Fazit fiel zweigeteilt aus.

Auf fünf Hektar Fläche mit mehr als 1000 Einzelparzellen werden in Orschweier Sorteneigenschaften und der Einsatz von Unkraut- und Pilzbekämpfungsmitteln unter die Lupe genommen. Geleitet werden die umfangreichen Tests, wie auch auf weiteren zehn baden-württembergischen Versuchsflächen, vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenburg. Vor Ort führten Helmut Häs, Volker Heitz und Michael Hönig als bei den Landratsämtern angesiedelte Pflanzenproduktionsberater durch die Versuchsfelder auf dem Gelände der Landwirtsfamilie Anselm.

Generelle Erkenntnis für die mittlere Rheinebene: Nach mildem Winter hat ein ungewöhnlich früher Vegetationsbeginn für eine beschleunigte Entwicklung der Pflanzenbestände gesorgt; jetzt droht allerdings wegen anhaltender Trockenheit eine zu schnelle "Abreife", also das Ende der Austriebe etwa beim Mais. Das kann dessen Qualität beeinträchtigen.

Die Wintergerste ist hingegen noch nicht betroffen, berichtete Hubert Sprich von der Karlsruher Zentrale der Raiffeisengenossenschaften. Hier steht eine gute Ernte an – auch bei Raps und Roggen. Beim Weizen als Hauptgetreide werden allerdings späte Sorten unter der Trockenheit leiden.

Mike Möllmann vom Friesenheimer Agrar-Großhandel Bähr informierte die Landwirte über aktuelle Preisstände an den Märkten. Angesichts der ukrainischen Staatskrise und Trockenheit waren die spekulativen Weizen-Weltmarktpreise eine Weile nach oben gegangen, das Niveau habe sich jetzt beruhigt. Welt- und europaweit seien sehr gute Ernten zu erwarten. Das drückt dann natürlich den Preis.

Jedenfalls sei eine Hochwasserkatastrophe wie im Vorjahr ausgeblieben, stellte Hansjörg Imgraben, Sachgebietsleiter des Pflanzenschutzes beim Regierungspräsidium Freiburg, fest. Allerdings sei die "Wetterküche" ganz offensichtlich in Bewegung, sorge leider zunehmend für Extremereignisse wie Sturm und Hagel.

Der Maiswurzelbohrer sei mittlerweile unter die "Schadensschwelle" gerutscht, dennoch empfahl Imgraben den Landwirten dringend, freiwillig bei der jetzt amtlich aufgehobenen Fruchtfolgen-Verordnung zu bleiben, also Maiskulturen auf Flächen jedes dritte Jahr auszusetzen.

Derzeit werden zur Kontrolle Pheromonfallen aufgehängt: Wegen des milden Winters könnten sich die vor Jahren eingeschleppten Maisschädlinge wieder stärker vermehrt haben. Als neues Mais-Pro-blem haben sich derweil Erdraupen des Eulenfalters entpuppt – begünstigt durch die Trockenheit, warnte Pflanzenproduktionsberater Hönig. Da helfe jetzt Spritzen nicht mehr viel.

Mit Interesse nahmen die Landwirte auch neue Anwendungsbestimmungen, gar Verbote für einige Herbizide zur Kenntnis. Außerdem erhielten sie nach ihrem Besuch auf dem Versuchsfeld einen speziellen Sachkundenachweis: nur noch mit zu beantragendem neuem Ausweis können künftig Pflanzenschutzmittel gekauft werden.