Angesichts des Dauerregens am Samstag wurde das Kita-Jubiläum in der Orschweierer Halle gefeiert. Der guten Stimmung bei den Kindern tat dies keinen Abbruch. Foto: Masson

Kindertagesstätte feiert 50-jähriges Bestehen in der Blumenstraße / "Wertschätzung und Respekt"

Recht turbulent ist es am Samstag in der Orschweierer Halle zugegangen. Gefeiert wurde das 50-jährige Bestehen der katholischen Kita St. Josef am Standort in der Blumenstraße – angesichts des beharrlichen Regens im Saal statt unter freiem Himmel.

Orschweier. Eingeleitet wurde das Fest mit einem laut Pfarrer Matthias Ibach "winzigen Gottesdienst". Liturgische Hauptpersonen waren sangesfreudige Kinder, die auch ein herziges Theaterstück mit fantasievollen Kostümen darboten.

Kita-Leiterin Beatrix Jäger stellte pädagogische Credo ihrer Einrichtung in den Mittelpunkt ihrer Jubiläumsansprache. Während ehedem "Bewahrungsanstalten und Kinderschulen" mit autoritären Strukturen üblich gewesen seien, richteten sich moderne Kitas und ihr Fachpersonal als erste Bildungseinrichtung nach pädagogischen Vorgaben. Gemäß dem Motto "Wahrnehmen, forschen, lernen" werde die Welt kindgerecht erkundet, und das Ganze mit möglichst viel Wertschätzung – und zwar mit gegenseitiger Achtung und Respekt voreinander.

Derzeit tun dies 82 Kinder im Alter von einem bis sechs Jahren, betreut in vier Gruppen von insgesamt 18 Erzieherinnen. Pfarrer Ibach dankte namens des Trägers neben den Erzieherinnen dem Elternbeirat, dem Förderverein und nicht zuletzt der politischen Gemeinde. Letztere schultert immerhin den Löwenanteil der Kita-Kosten. So auch 1967 den Neubau des Kindergartens in der Blumenstraße samt späterer Erweiterungen und Sanierungen.

Nach dem offiziellen Teil wurde nicht nur das vom Elternbeirat organisierte Büffet samt Kaffee- und Kuchentheke gestürmt. Die Kinder konnten, während die Eltern sich entspannen durften, malen, Seile drehen, Buttons herstellen oder sich ihre Gesichter fantasievoll schminken lassen. Ein geplantes Ponyreiten fiel – im wahrsten Sinne des Wortes – ins Wasser, was der Feststimmung aber keinen Abbruch tat. Auch die Kita wurde geöffnet, um deren bestens ausgestattete Räume samt Bildungsarbeit vorzustellen.

INFO

Kinderbetreuung in Orschweier

Ortsvorsteher Bernd Dosch hat es herausgefunden: Anfänge einer Kinderbetreuung müssen in einem Haus in der Sackgasse irgendwann nach 1851 gestartet worden sein. Näheres ist dazu nicht bekannt. Verbürgt ist hingegen, dass Freifrau Marie Böcklin von Böcklinsau 1893 die Errichtung eines "Schulsaales" zur Kleinkinderbetreuung in der Schloßstraße initiierte. Damals wurde dazu behördlich vorgeschrieben: "Die Abortanlage hat eine ausgemauerte, zementierte, gut gedeckte Grube zu erhalten." Freifrau Marie war auch Gründerin des damaligen Müttervereins und sorgte mit ihren Verbindungen für die Präsenz zweier erster Ordensschwestern aus Gengenbach.

Deren Nachfolgerinnen waren noch bis 1987 im Ort tätig gewesen. Eine, Anatolia, als Kinder-, die andere, Eugenia, als Krankenschwester. Dosch hat selbst noch als Kind Anatolia erlebt. Lange zuvor, im Jahr 1937, war ein Erweiterungsbau zum Schulzimmer realisiert worden, schon damals für bis zu 70 gemeldete zu betreuende Kinder.

Als es dort zu eng wurde, beschloss der damalige Orschweierer Gemeinderat 1967 nach vielen strittigen Debatten, nicht zuletzt auch aus hygienischen Gründen, einen kostenträchtigen Neubau zu wagen – wie ihn auch der Mütterverein längst gefordert hatte. Ein großes Dorffest der neu gegründeten Vereinsgemeinschaft hatte angesichts eines zögerlichen Gemeinderats zuvor für eine überzeugende Anschubfinanzierung gesorgt. Mit entstanden sind damals im Untergeschoss des Neubaus die noch heute dort beheimatete katholische St. Andreas-Kapelle als eigenes Orschweierer Kirchlein und ein weiterer Raum für die katholische Jugendgemeinschaft.

Nach mehrfachen Modernisierungen wurde im Jahr 2005 schließlich ein großer Mehrzweckraum angebaut, nun auch für gesetzlich notwendig gewordene Kleinkinderbetreuung nutzbar. Erst vor zwei Jahren wurde das Kita-Außengelände per Grundstückskauf erweitert, dessen Neugestaltung steht in der Planung.