Mit Tempo 250 durchs Rheintal: Tut es not, dass der ICE so schnell ist? Foto: Vichra

Gutachten soll Ausbaupläne überprüfen

Die Bahn will den ICE in nicht allzu ferner Zukunft mit Tempo 250 durchs Rheintal jagen. Dafür ist ein Ausbau der Bestandsgleise notwendig – was auch für Orschweier gravierende Folgen hätte.

Mahlberg. Das dritte und vierte Gleis kommen an die Autobahn. Mit dieser Ansage setzte der Bundestag im Januar 2016 einen Punkt hinter die jahrelange Standortfrage. Doch die vermeintlichen Sieger – die Gemeinden an der Rheintalbahn – witterten schon damals weiteres Ungemach. Zu Recht, wie sich schnell herausstellen sollte.

Denn mit dem Schienenneubau soll laut Bundesverkehrswegeplan ein Ausbau der Bestandsstrecke einhergehen. Spätestens im Jahr 2041, so der Plan in Stuttgart, soll der ICE dort mit bis zu 250 Stundenkilometern unterwegs sein und so in 90 Minuten von Karlsruhe nach Basel rauschen. Ein Vorhaben, das den Bürgerinitiativen und Kommunen entlang der Gleise so gar nicht schmecken will. Sie sehen einen unnötigen Flächenverbrauch und fürchten vor allem mehr Lärm.

Auch in der südlichen Ortenau und dem nördlichen Breisgau: Zwischen Orschweier und Kenzingen soll es zwei zusätzliche, jeweils elf Kilometer lange Überholgleise geben. Damit will die Bahn ihrem schnellsten Pferd im Stall ermöglichen, die Bummelzüge "fliegend" zu überholen.

Ob dies wirklich notwendig ist, zieht man auch im Mahlberger Rathaus in Zweifel. Dort will man sich mit 5000 Euro an einem Gutachten beteiligen, das die Ausbaupläne genau unter die Lupe nehmen soll. Insgesamt werden die Kosten der Studie zwischen 50 000 und 60 000 Euro beziffert. Mehrere Städte und Gemeinden im Rheintal sowie die IG Bohr haben bereits ihre Unterstützung zugesagt.

Die Mahlberger Verwaltung, allen voran Bürgermeister Dietmar Benz, der in jüngster Vergangenheit immer wieder öffentlich nach der Sinnhaftigkeit der Überholgleise gefragt hatte, ist sich sicher: "Der regionale Nahverkehrszug kann auch im Stehen vom schnell fahrenden ICE überholt werden." Zudem habe es bislang immer geheißen, die Ringsheimer Kurve verhindere das Fahren mit Tempo 250. Nun solle das plötzlich möglich sein.

Bei seiner Sitzung am kommenden Montag (ab 19.30 Uhr im historischen Rathaus) befasst sich der Mahlberger Gemeinderat mit dem Thema und soll – so der Wille der Verwaltung – das Geld für eine Beteiligung am Gutachten locker machen. Vorgebaut wurde bereits: Im Haushalt für das laufende Jahr stehen 10 000 Euro bereit.

INFO

Die Zeit drängt

Will man die Gleisertüchtigung in der vorgesehenen Weise noch verhindern, sollten deren Gegner keine Zeit verschwenden. Wie berichtet, hat die Bahn die entsprechenden Planungen an eine internationale Bietergemeinschaft vergeben. Bereits bis Ende 2020, so die Vorgabe, soll die Vorplanung abgeschlossen sein. Darin enthalten: die neue Trasse parallel zur A 5, die Ertüchtigung der Rheintalbahn mit den dazugehörenden Überholgleisen sowie die nördlichen und südlichen Anbindungsbereiche. Zudem sollen Themen wie Umwelt-, Schall- und Erschütterungsschutz untersucht werden.