Bei den Preisentwicklungen auf dem Weltmarkt ist es nicht leicht, den Überblick zu behalten: Die 300 Landwirte, die beim Versuchsfeldtag in Orschweier dabei waren, tun ihr Bestes. Foto: Decoux-Kone

Beim Versuchsfeldtag wird erneut klar: Die Preise auf dem Weltmarkt sind unberechenbar

Wie werden Weizen- und Maisernten und vor allem deren Verkaufspreise ausfallen? Eine der Fragen, die jüngst 300 Landwirte nach Orschweier gelockt hat.

Orschweier. Auf Einladung des Ortenauer und Emmendinger Landratsamts trafen sie sich auf dem "Zentralen Versuchsfeld Südliche Rheinebene" (siehe Info). Wie schon im Frühjahr studierte man, welche teils neue Sorten sich mit verschiedenen Düngungsvarianten samt unterschiedlich eingesetzten Herbiziden und Fungiziden (Unkraut- und Pilzbekämpfung) am besten entwickeln.

Weil das eine Wissenschaft für sich ist, nutzten die Landwirte die Gelegenheit, von den Pflanzenschutzberatern der Landwirtschaftsämter, Volker Heitz (Ortenau) und Michael Hoenig (Emmendingen), bei mehreren Gruppenrundgängen durch die Feldparzellen anschaulich zu erfahren, wie sich etwa Winterweizen entwickelt. Beim Körner- oder Silomais stand vor allem der möglichst sparsame Herbizideinsatz im Mittelpunkt des Interesses.

Für Landwirte sind die laufenden Versuche auf dem Versuchsfeld von großer Bedeutung. Denn damit werden ihnen künftige Sorten- und Düngerentscheidungen erleichtert, übrigens auch für Soja, Ackerbohnen oder Futtererbsen, die Anbaunischen.

Zudem berichtete Referatsleiter Hansjörg Imgraben vom Freiburger Regierungspräsidium über neue, eingeschränkte Friste – darüber, wann noch welche Gülle auf dem Acker ausgebracht werden darf. Besondere Aufmerksamkeit fand Imgrabens Bericht über ein aktuelles Maiswurzelbohrer-Monitoring.

Dieser hartnäckige kleine Käfer beginnt wieder, sich rasant zu vermehren, derzeit vor allem noch südlich des Kaiserstuhls. Doch, so warnte Imhausen die Landwirte dringend: "Leitet freiwillig einen Fruchtwechsel ein!" Wer über drei Jahre ausschließlich den vergleichsweise lukrativen Mais auf seine Äcker bringe, dürfe in absehbarer Zeit mit neuem starken Befall des winzigen Pflanzenkillers rechnen. Fazit des Freiburger Spezialisten: "Die Gefahr ist nicht gebannt, spielt nicht mit dem Feuer!"

Nach der Mittagspause warnte Franz Utz, Vermarktungs-Geschäftsbereichsleiter der Raiffeisengenossenschafts-Zentrale in Karlsruhe, die Landwirte weiter. Zwar stünden derzeit die Weizenpreise auf den Weltmarkt-Börsen noch über denen des Vorjahres. Die könnten jedoch weiter sinken, wie jetzt begonnen – es bleibe unkalkulierbar. Derzeit sind die globalen Ernteaussichten nämlich gut, und die bestimmen maßgeblich auch die deutschen Verkaufspreise.

Der weitere Verlauf wird maßgeblich vom Wetter bestimmt. Die Hoffnung, dass die aktuelle Hitzewelle alsbald vorüber ist, scheint sich zumindest zu erfüllen. Denn gerade jetzt braucht der Weizen vor allem eins: viel Wasser. Mike Möllmann vom Friesenheimer Agrar-Großhandel Bähr ergänzte: Man sehe zwar derzeit noch einen (Ertrags-)Silberstreif am Horizont, solle jedoch mit Vorverkäufen noch etwas zuwarten. Es bleibt also für die Landwirte ein Risikogeschäft. Die Ernten kann es wettermäßig immer noch gründlich vermiesen, Verkaufspreise ebenso.

INFO

Orschweier ist maßgeblich

Das "Zentrale Versuchsfeld Südliche Rheinebene" wird am Ortsrand von Orschweier auf mehr als fünf Hektar Fläche und mit rund 1000 Einzelparzellen betrieben, wissenschaftlich geleitet und betreut vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg. Vor Ort sorgt Landwirt Martin Anselm seit vielen Jahren für Anbau- und Pflegearbeiten.