Stippich mit Triathlon-Trophäen Foto: privat

Paul Stippich tobt sich schon immer im Freizeitsport aus / Auch mit 71 sitzt der Sulzer fünfmal die Woche auf dem Rad

Eine Startnummer möchte Paul Stippich 2017 nicht tragen. Es wäre das erste Mal seit fast 40 Jahren, dass er keinen Wettkampf ausübt. Was nicht heißen soll, dass er sich zur Ruhe gesetzt hat. Auch mit 71 sitzt der Sulzer fünfmal die Woche auf dem Rad.

Lahr. 60 Prozent Straße, 40 Prozent Mountainbike. Seinen Trainingsplan setzt Stippich nach wie vor konsequent um. »Ich mache nicht weniger«, betont er. Wenn er Radkleidung an hat, gibt es für ihn kein Halten. Austoben nennt Stippich das.

Ausgetobt hat er sich in seiner langen Karriere als ambitionierter Freizeitsportler oft: Rund 90 Triathlons hat er unter anderem absolviert, überwiegend über die Mittelund die Langdistanz, also 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und zum Abschluss ein Marathon über 42,195 Kilometer. Dabei war der »Eisenmann« mit 38 Jahren bei seiner ersten Triathlon-Teilnahme 1984 eher ein Spätstarter.

Wobei das mit dem »Eisenmann« nicht ganz korrekt ist: Als »Iron Man« darf sich nur bezeichnen, wer an der legendärenTortur auf Hawaii teilgenommen hat. Die erforderliche Norm hierfür hat Paul Stippich indes erbracht. »Die Startberechtigung war schon eine Wahnsinns-Bestätigung«, blickt er zurück. Den Teilnahmeverzicht bereut der Extremsportler nicht: »Ich misse nichts, ich habe bei all den Triathlons so viele schöne Erlebnisse sammeln dürfen.«

Dass ihm der Ausdauersport liegt und Spaß macht, hat Paul Stippich frühzeitig gemerkt. Hatten zu Jugendzeiten noch Fußball und Handball dominiert, stieg er Mitte 20 aufs Rad. »Die richtige Gruppe« habe er erwischt. Am Anfang sei er ein-, zweimal pro Woche ausgefahren, langsam, aber sicher steigerte sich das Pensum. Der Weg zum Arbeitsplatz wurde auch mit dem Fahrrad zurückgelegt – nicht direkt von Sulz in den Betrieb nach Lahr, sondern immer mindestens über den Schutterlindenberg, aber auch mal über Seelbach oder Wittenweier.

Später, als so ziemlich jeder Berg in Südeuropa mit dem Rad erklommen war, kam das Laufen mit dazu, ehe Stippich irgendwann den Entschluss fasste, in den Triathlonsport einzusteigen. Wobei er das Schwimmen eher als das notwendige Übel hierfür betrachtete. »Der Triathlon hat für mich erst angefangen, als ich aus dem Wasser gekommen bin«, schmunzelt Stippich.

Die Kombination der drei Disziplinen betrachtet er als den für ihn idealen Ausdauersport. »Ich habe nie gesundheitliche Probleme gehabt. Wenn mal etwas gezwickt hat, dann bin ich verstärkt auf eine andere Disziplin ausgewichen. « Heute ist Stippich immer noch medikamenten und schmerzfrei, sein Hausarzt hat ihn bislang eher selten gesehen. »Das zeigt mir, dass ich eine gesunde Sportart ausgeübt habe.«

Dass sich hinter einem Triathlon-Training ein großer Zeitaufwand verbirgt, versteht sich von selbst. Den Weg zur Arbeit nutzte Stippich deshalb weiterhin zu Trainingszwecken, auch als er in Offenburg angestellt war. Das Fahrrad ersetzte die Bahn-Card, in etwas mehr als 45 Minuten war er an seinem Arbeitsplatz.

»Ein, zwei Stunden am Tag müssen für Sport drin sein«, hat sich Stippich eingeschworen. Wer etwas unbedingt machen möchte, findet hierfür auch Zeit, ist seine Erfahrung. Dafür benötige es nur den entsprechenden Willen und Durchsetzungsvermögen – was auch schon für den Einstieg in die körperliche Aktivität gelte.

Die Distanzen wurden länger, die Rennen schwieriger. »Sobald ich eine Nummer auf der Brust habe, packt mich der sportliche Ehrgeiz«, sagt Stippich. Den härtesten Triathlon Europas, den Trans-Swiss, absolvierte
er dreimal. »Reine Kopfsache«, betont der 71-Jährige. Dem Zufall indes überließ er nichts. Stippich erstellte Trainingspläne, nutzte puls und wattgesteuerte Geräte für ein effizienteres Training, achtete auf seine Ernährung und schraubte in der Werkstatt seine Räder selbst zusammen.

2003 legte Stippich seinen letzten Triathlon zurück. Danach ging es zurück aufs Rad – weiterhin leistungsorientiert, immer die Ultra-Distanz, immer ganz vorne mit dabei. Viermal nahm er mit seinem Mountainbike am Trans
Schwarzwald – 420 Kilometer und 10 600 Höhenmeter an fünf Tagen – teil, 2015 war er der älteste Teilnehmer. Das Radfahren hat Stippich in all den Jahrzehnten als die gesundheitsförderndste Sportart wahrgenommen. »Es ist ein sehr gutes Herz-Kreislauf-Training, beansprucht den ganzen Körper und erfolgt in der Natur.« Und noch etwas hat er festgestellt: »Man kriegt wunderbar den Kopf frei.«


INFO

Beim Händler informieren

»Mein Motor läuft noch gut und rund.« Auf motorisierte Unterstützung muss Paul Stippich noch nicht zurückgreifen. Den rasanten technischen Wandel bei den Fahrrädern registriert er dennoch wohlwollend. Denn E-Bikes erleichtern seiner Ansicht nach nicht nur den Einstieg in die sportliche Tätigkeit, sie verlängern diese auch. »Ich kenne viele, die ohne ein E-Bike wohl nicht mehr in dem Maße Radfahren würden wie sie es jetzt tun«, sagt Stippich. Er empfiehlt, sich bei einem Händler zu informieren, welches Modell den besten Nutzen bringt. »Durch die neue Technik und die Vielfalt findet jeder sein Rad«, betont der  leidenschaftliche Fahrradfahrer. Stippich rät, sich vor dem Einstieg gesundheitlich checken zu lassen. Bei der Ausrüstung reichen anfangs »ein Helm, eventuell Handschuhe und sportliche Kleidung«. Dann könne man sich bereits »den Wind um die Nase wehen lassen«.