Frank Himmelsbach (links) und Ulf Schmidt zeigen hier eine Stelle, an der die Altvaterstraße zum Nadelöhr wird. Die Bürgerinitiative wird auch von Renate Benz vertreten, die auf diesem Foto fehlt. Foto: Schabel

Altenberg: Sprecher der Bürgerinitiative zeigen, wo sie Probleme der Planung sehen

Was hat die Bürgerinitiative gegen die Bebauung des Altenbergs? Unsere Zeitung hat ihre Sprecher gebeten, vor Ort zu zeigen, was sie daran stört.

Lahr. Frank Himmelsbach hat vor zehn Jahren ein Haus mit großem Grundstück in der Bürklinstraße gekauft. Der 43-Jährige hat drei Kinder, die im Grundschulalter oder jünger sind. Auch Ulf Schmidt und Renate Benz wohnen mit ihren Familien in eigenen Immobilien in der Bürklinstraße. Sie sind die Sprecher der im August 2016 gegründeten Bürgerinitiative, die sich gegen die Bebauung des Altenbergs mit 150 Wohnungen einsetzt. Himmelsbach, Inhaber eines Leder- und Orthopädie-Großhandels in Kippenheim, opfert zurzeit bis zu 20 Wochenstunden, um die Homepage der BI zu pflegen und den Wahlkampf vor dem Bürgerentscheid am 26. März vorzubereiten, wie er erzählt.

Verkehr

Die BI hat als Treffpunkt die Kreuzung der Altfelixstraße mit der Stefanienstraße am Fuß des Altenbergs vorgeschlagen. Mit der Altvaterstraße kommt dort ein fünfter Verkehrsast hinzu. Die Stelle ist unübersichtlich, mehrere Autos halten sich nicht an die erlaubten 30 Stundenkilometer. Kurz vor 12 Uhr nimmt der Verkehr schlagartig zu – Eltern fahren vor, um ihren Nachwuchs von der Geroldseckerschule abzuholen.

Schmidt erzählt, dass er seinen beiden Töchtern, neun und sieben Jahre alt, nicht erlaubt, dort mit dem Fahrrad zu fahren – "zu gefährlich". "Wir machen uns Sorgen um unsere Kinder", sagt der 45-jährige Informatiker. Doch nicht nur die Verkehrswege vor Ort, sondern auch die übrige Infrastruktur werfe Probleme auf, die sich durch die Bebauung des Altvaters noch verschärfen würden, so Himmelsbach. So würden die Grundschule und der Kindergarten dort bereits jetzt aus allen Nähten platzen. "Meinen Sohn habe ich eine Woche nach seiner Geburt im Kindergarten angemeldet, da die Wartezeiten so lang sind", sagt er, während er die Altvaterstraße hochgeht.

Nach der Einmündung der Bürklinstraße folgt aus Sicht der BI-Sprecher der nächste neuralgische Punkt. Die Altvaterstraße verengt sich dort; auf dem schmalen Gehweg geht’s nur im Gänsemarsch weiter. "Zwei Autos kommen hier nicht aneinander vorbei", sagt Himmelsbach. Kurz danach fährt ein Wagen den Berg hoch, von oben kommen ihm drei PKWs entgegen, die erst mal warten müssen.

Denkmalschutz

Es geht weiter den Altenberg hoch, vorbei an der Stelle, an der die Planer eine Verkehrsbucht vorgesehen haben, die den Begegnungsverkehr von zwei Fahrzeugen ermöglichen soll. Eine Abzweigung führt rechts auf das rund 6,4 Hektar große Areal, auf dem die Baden-Badener Firma Bauwert rund 60 Millionen Euro in eine Wohnbebauung investieren will. Der Park wirkt verwildert. Aber die Aussicht auf die Geroldsecker Vorstadt ist hervorragend.

Im oberen Bereich des Areals, auf Höhe des weißen Thaeder-Hauses und des historischen Reichswaisenhauses, sind acht viereinhalbstöckige Gebäude geplant. Es gibt Grafiken, im Auftrag des Investors erstellt, auf denen die geplanten neuen Gebäude hinter hohen Bäumen fast verschwinden. Allerdings gibt es diese Bäume noch nicht. Sie müssten erst angepflanzt werden und in die Höhe wachsen.

Die Visualisierungen des Investors lassen nicht den Eindruck entstehen, als ob die geplante Bebauung den Altvater verschandeln würde, meint der Berichterstatter zu den BI-Sprechern. Daraufhin holt Himmelsbach sein Handy heraus und zeigt eine Grafik, die ein BI-Mitglied angefertigt hat. Darauf sind ebenfalls die geplanten Gebäude zu sehen, die in dieser Darstellung aber auffälliger, wuchtiger wirken. "Die geplante Bebauung ist zu massiv", wendet Renate Benz ein. "Es kommt auf die Perspektive an. Betrachtet man die Häuser von unten, werden sie wie eine weiße Wand wirken", sagt Schmidt.

Himmelsbach deutet auf den Waldsaum oberhalb des früheren Reichswaisenhauses. "Die Bäume dort sollen für die Bebauung gefällt werden", kritisiert er. Benz bringt das Gespräch auf das denkmalgeschützte Sandsteingebäude, das einst das erste deutsche Reichswaisenhaus war und später ein Mädchenheim beherbergte. Die Firma Bauwert will darin modernen Wohnraum schaffen. Eine Lösung, die den Gründervätern des 1885 eingeweihten Reichswaisenhauses nach Ansicht von Benz nicht gefallen würde, sei das Gebäude doch für soziale Zwecke errichtet worden. Himmelsbach schlägt vor, dort eine Zweigstelle der Geroldseckerschule zu errichten, räumt aber ein, dass dafür ein Investor gefunden werden müsste, der nicht in Sicht ist.

Mietspiegel

Auf einem Pfad geht’s zur unteren Ebene des geschichtsträchtigen Areals, auf der 14 Einfamilienhäuser und drei Doppelhaushälften gebaut werden sollen. Dieser Bereich soll über die Bürklinstraße und eine Stichstraße erschlossen werden. Benz wohnt in dieser engen Stichstraße. Sie wäre von der Bebauung also persönlich betroffen. Doch sie und ihre beiden Mitstreiter betonen, dass sie keine Wertminderung ihrer Immobilien befürchten. Ihre Motivation, sich in der Bürgerinitiative zu engagieren, sei eine andere. Sie würden sich damit für den Erhalt von Grünflächen und Erholungsgebieten einsetzen sowie "für eine Stadtplanung, die den Bürger und seine Bedenken berücksichtigt".

Die BI braucht beim Bürgerentscheid die Stimmen von rund 7000 Lahrern, um das Quorum zu erfüllen. Wie wollen sie so viele mobilisieren? "Das Thema betrifft jeden", so Himmelsbach. Als Folge der Bebauung am Altenberg würde der Verkehr auf der B 415 weiter zunehmen und Wohnraum in Lahrer teurer werden. Immobilienbesitzer in der Stadt werden mit ihren Mieten nachziehen, wenn sie sehen, welche Mieten am Altenberg gefordert werden, ist Himmelsbach überzeugt.

Zum Schluss formulieren die BI-Sprecher einen Appell: "Alle Lahrer sollten beim Bürgerentscheid wählen gehen, um zu zeigen, dass ihnen ihre Stadt wichtig ist."

INFO

Kampagen der Bürgerinitiative

BI-Mitglieder waren in der Geroldsecker Vorstadt von Tür zu Tür unterwegs, um die benötigten Unterschriften für einen Bürgerentscheid zu erhalten. Nun plant die BI laut Himmelsbach eine aufwendige Kampagne vor der Entscheidung am 26. März, mit Infoständen in der Innenstadt und Plakaten, die über ein Spendenkonto finanziert werden. Auf ihrer Internetseite und ihrem Facebookauftritt will die BI außerdem regelmäßig Videos veröffentlichen, in denen Argumente gegen die Bebauung des Altenbergs vorgebracht werden. Das erste dieser Videos ist seit wenigen Tagen online.