Eckart Wäldin, Enkel des Lahrer Malers Wilhelm Wickertsheimer, mit einigen Werken, die im Depot der Familie im Lahrer Zeitareal aufbewahrt werden. Die Preise für Gemälde des Künstlers schwanken stark. Ab 50 Euro sind sie zu bekommen. Foto: Braun

Was die Werke des Lahrer Heimatmalers auf dem Kunstmarkt wert sind

Gemälde des Lahrer Heimatmalers Wilhelm Wickertsheimer hängen in vielen Wohnstuben der Region. Aber was sind sie auf dem Kunstmarkt eigentlich wert? Eine Recherche bei Kennern, Käufern und Kunstliebhabern.

Lahr. Kommende Woche erscheint ein neues Buch, ein Wegweiser zum Bilder-Pfad mit den 35 Stelen im Lahrer Stadtgebiet, die auf Lahrer Geschichte und Gemälde des Künstlers Wilhelm Wickertsheimer aufmerksam machen. Wir hatten berichtet. Mit dem Wickertsheimer Weg wuchs auch das Interesse an den Bildern des Lahrers, der Mitte des vorigen Jahrhunderts viele Stadtansichten und noch mehr Landschaftsmotive in Öl festhielt.

"Bilder meines Großvaters waren lange Zeit weniger gefragt. Sie hingen und hängen in vielen Privathäusern und in öffentlichen Einrichtungen. In jüngster Zeit hat das Interesse aber wieder stark zugenommen", berichtet Eckart Wäldin, der Enkel des "Lahrer Molersmanns".

Wäldin hütet noch immer mehrere Hundert Werke seines Vorfahren, in Räumen im Zeitareal. "Anfragen, Bilder zu verkaufen, gibt es immer wieder", erzählt Pensionär Wäldin, der in Karlsruhe lebt.

"Bilder meines Großvaters sind natürlich keine Picassos", schmunzelt er. Das ganz große Geld lasse sich mit ihnen nicht machen.

Das bestätigen auch andere Kenner des Heimatmalers. "Preise für Wickertsheimer sind schwer unterschiedlich. Das fängt bei 50 Euro Einstandpreis bei Auktionen in unserem Hause an, kann aber auch nach oben bis zu 1600 Euro für ein Fön-Bild gehen", weiß Manfred Würges vom Auktionshaus Bloss in Merzhausen. Derzeit seien rund 100 Wickertsheimer bei verschiedenen Auktionen im Rennen. Nicht alle Motive seien aber auch tatsächlich verkäuflich. "Nicht selten gibt es gar kein Gebot", sagt Würges, mit Blick auf vergangene Kunstversteigerungen.

Unikate bringen mehr als Allerweltsbilder mit Schwarzwaldlandschaften

Kleine Bilder seien immer gefragter als die ganz großen Gemälde, für die kaum jemand Platz in der Wohnung finde, sagt Enkel Eckart Wäldin. Und Motive mit speziellen Ansichten würden auch stärker nachgefragt als Allerweltsbilder von Landschaften, die sein Opa vielhundertfach gemalt hat. Zu diesen Standards gehören Schwarzwald-Motive wie das Herzogenhorn oder der Feldberg.

Wie viele Bilder hat der Lahrer denn eigentlich gemalt? Auf diese Frage gibt es keine verlässliche Antwort. Walter Caroli, Lahrer Heimatkenner, Wickertsheimer-Experte und Autor des neuen Wegweisers für den Bilder-Weg, schätzt die Zahl auf 4000. Andere, wie der Friesenheimer Wickertsheimer-Fan Rolf Erb, gehen von noch mehr Exemplaren aus. Er selbst hat bei sich rund 100 Werke im Bestand. Und er weiß, dass manches Unikat Liebhabern bis zu 4500 Euro wert ist. Das sei aber "die absolute Ausnahme".

In jüngster Zeit hätten die Wickertsheimer-Preise wieder etwas angezogen, sagt Gebriele Bohnert, die Leiterin des Stadtarchivs. Doch es gebe einfach sehr viele Bilder, die bei Nachlässen auf den Markt kämen. "Viele junge Leute können mit den Bilder wenig anfangen und verkaufen sie dann", weiß sie.

Echte Wickertsheimer gibt es auch bequem im Internet. Auf Ebay, der Online-Plattform, waren am Freitag rund 20 Bilder zu ersteigern. Das preiswerteste Landschaftsmotiv von Wickertsheimer für 40 Euro, das teuerste Gemälde mit dem Freiburger Münster startete bei 999 Euro.

INFO

Über Wickertsheimers Leben, den Weg, das Buch und die nächste Schau

> Seine Biografie: Wilhelm Wickertsheimer wurde als ältester Sohn des Malermeisters Johann Wilhelm Wickertsheimer und dessen Frau Sofie, geborene Eckermann, 1886 in Lahr geboren. Er absolvierte im Betrieb der Eltern eine Malerlehre. Von 1939 an lebte er als freischaffender Künstler. 1963 wurde er mit dem Heimatpreis des Landkreises Lahr ausgezeichnet. Er starb 1968.

> Seine Begabung: Früh zeigte sich bei ihm eine zeichnerische Begabung. Vom 10. bis zum 14. Lebensjahr erhielt er Unterricht im Zeichnen an der Gewerbeschule Lahr. Von 1905 bis 1907 belegte er jeweils das Wintersemester an der Kunstgewerbeschule in Karlsruhe. Den Sommer über arbeitete er als Maler im väterlichen Betrieb, denn Wickertsheimer hatte zwischenzeitlich eine Lehre als Maler abgeschlossen. Außerdem wirkte er als Dekorationsmaler in Zürich und als Kirchenmaler und Restaurator am Bodensee.

> Seine Kriegserlebnisse: Zwei Jahre war Wickertsheimer an der Front in Nordfrankreich, bis er 1916 schwer verwundet ins Lazarett kam. Nach dem Tod seines Vaters betrieb Wickertsheimer ab 1907 die väterliche Malerwerkstatt, um Mutter und Geschwister zu ernähren und von 1912 an seine eigene Familie. Erst im Lauf des Zweiten Weltkriegs gab er das Malergeschäft auf, um künstlerisch tätig zu sein.

> Das neue Buch: Auf 170 Seiten zeigt das neue Buch "Wickertsheimer Weg – Gemalte Stationen Lahrer Geschichte" viele der 35 Plätze des Wanderwegs, der quer durch die Lahrer Altstadt und hinauf zum Schutterlindenberg führt. Autor des Werkes ist Walter Caroli, der Lahrer Heimatkundler und Stadtrat. Er stellt die Gemälde Wickertsheimers aktuellen Stadtansichten an den entsprechenden Stellen gegenüber und erläutert, was es dort Besonderes gibt. Herausgeber ist der Schwarzwaldverein Lahr.

> Die Buchtaufe: Das Weg-Buch wird kommende Woche vorgestellt. In den Räumen der einstigen Tonofenfabrik, die derzeit zum neuen Stadtmuseum umgebaut wird, präsentieren Walter Caroli und der Schwarzwaldverein das handliche Buch am Dienstag, 27. Juni, um 18 Uhr. Gäste sind willkommen.

> Die nächste Ausstellung: In der Galerie „L’art pour Lahr“ in der Obertorstraße werden vom 29. Juni bis zum 30. Juli auch zehn Bilder des Malers gezeigt.

> Noch mehr Informationen: Mehr zum Leben des Lahrer Künstlers ist auf der Internetseite www.wilhelm-wickertsheimer.de zu finden. Es ist die offizielle Seite, auf der seine Familie über sein Werk und aktuelle Anlässe informiert.