Zehn Tänzer zeigen in der Stadthalle modernen Ausdruckstanz zu klassischen Klängen. Foto: Künstle

New Yorker Dance Company "Rioult Dance" überzeugt mit einer faszinierenden Darstellung

Klassische Klänge treffen auf modernen Ausdruckstanz. Die New Yorker Dance Company "Rioult Dance" hat am Samstag mit einer faszinierenden Darbietung in der Stadthalle überzeugt.

Lahr. Bereits zum zweiten Mal gastierte die Gruppe aus New York in Lahr. Sie zählt zu den wichtigsten Vertretern des modernen Ausdruckstanzes. Das vom Franzosen Pascal Rioult und der ehemaligen Tänzerin Joice Herring geleitete Ensemble beeindruckt durch klare Linien und eine bemerkenswerte Dynamik. Es zeigte Darbietungen voller Ästhetik, die nicht zuletzt aus einem Spannungsfeld schöpfen, das auf der Verschränkung von klassischen Klängen und modernem Ausdruckstanz basiert.

Eine Sonate von Johann Sebastian Bach kommuniziert da mit Bildern, in denen sich Tanzpaare vor der Silhouette anonymer Hochhausschluchten immer wieder neu begegnen. Präludien und Fugen aus "Das wohltemperierte Klavier" untermalen ein grafisches Spiel, in dem sich die Tänzer fast in den Projektionen auf der Leinwand hinter der Bühne auflösen, während ihre imaginären Schatten fröhlich weiterwirbeln.

"Polymorphous" untersucht dabei die Wahrnehmung selbst. "Wien" stellt direkt im Anschluss die Anmut und Grazie des Walzers infrage und erzählt von Verrohung und Gewalt in einer auf der Bühne rotierenden Untergrundbahn. Die zehn Tänzer kamen ohne die oft üblichen Zugeständnisse an Popkultur und Ethnoklänge aus. Sie schlugen musikalisch eine Brücke von Bach und Mozart zu Ravel und Tschaikowsky und tauchten mit einem Auszug aus Arvo Pärts "Te Deum" nur ein einziges Mal in das musikalische Oeuvre der Moderne ein.

Auf der Bühne entsteht ein vor allem im ersten Teil des Programms auch visuell unterfüttertes Spannungsfeld aus musikalischer Ästhetik, klassischer Prägung und Choreografien, die weit abseits des traditionellen Balletts angesiedelt sind. Ravel gibt den Impuls für einen stürmischen, makabren Tanz des Ensem-bles auf dem Vulkan, während der zweite Teil der Aufführung erst einmal mit einer bewussten Reduzierung auf einzelne Tanzpaare daherkommt.

Ästhetik und Eleganz, eine faszinierende Körpersprache und Bewegungen voller Kraft und Sinnlichkeit verbinden sich mit Klängen voller Poesie. Zum Schluss untermalt Tschaikowskys "Orchestersuite Nr. 2" eine surreale Darstellung, die auf Bildern von Marc Chagall basiert. "Dream Suite“ spiegelt den Kampf mit dem Unterbewussten, in den am Ende auch Tiergestalten eingreifen, die in einer kraftstrotzenden Darbietung immer mehr das Abgleiten in surreale Gefilde beschleunigen.