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Ansichten und Wünsche eines Pendlers

In Lahr wird der Bahnhof umgebaut. Die Arbeiten haben längst begonnen und doch ist die Planung noch nicht abgeschlossen. Der Zeitpunkt scheint günstig, um einige Wünsche zu äußern.

Lahr. Wer am Bahnhof aus dem Zug steigt, wird von einem lächelnden Maulwurf empfangen. Auf Plakaten der Deutschen Bahn weist er auf den Umbau des Bahnsteigs und auf Gleisänderungen hin. Der Pendler freut sich: "Hier entsteht etwas Neues, das ist schön und wird sicher nicht allzu lange dauern – warten wir also ab." Einige Behinderungen durch Bauarbeiten erträgt der Reisende gern, wenn danach alles komfortabler ist.

Zurzeit weisen Kunststoffgitter, Sperrholzbauten und Stahlgerüste dem Ankommenden den Weg durch das karge Bahnhofsgebäude zum Abfahrtspunkt der verschiedenen Buslinien. Dort steht der Ortsunkundige dann etwas ratlos vor dem Plakat mit den Abfahrtszeiten der Busse. Es enthält keine Fahrtverläufe, sodass man nicht weiß, welche Linie beispielsweise die IHK oder die Lammstraße anfährt. Auch gibt es keine Anzeige, die die demnächst eintreffenden Busse ankündigt.

Bahnhofsgebäude schließt auch im Winter um 19.30 Uhr

Der Bus, der dann kommt, ist fast pünktlich. Seine Abfahrt verzögert sich aber, weil die Busfahrerin akribisch die Dauerkarten überprüft. Zudem stempelt sie Fahrkarten ab, locht und verkauft. Am Busbahnhof gibt es dafür keinen Automaten. Der Passagier kann im Bus seine Fahrkarte nicht selbst stempeln. Oft hängt zudem der Streckenverlauf nicht aus, sodass der Fahrgast sein Ziel schließlich nur durch mehrfaches Nachfragen erreicht.

Auch die Rückfahrt ist wenig komfortabel: Vom Rathausplatz aus fahren fast alle Busse zum Bahnhof – aber eben nicht alle und nicht immer. Es hängen ebenfalls keine Streckenverläufe aus; es ist besser, jedes Mal den Fahrer zu fragen. Die Abfahrtszeiten finden sich auf einem winzig bedruckten, schlecht beleuchteten Plakat in der Ecke der Haltestelle. Dort gibt es immerhin einen Automaten, der auch meistens funktioniert.

Bus- und Bahnfahrzeiten sollten aufeinander abgestimmt sein. Dass das nicht gut funktioniert liegt daran, dass beide Verkehrsmittel viel zu oft unpünktlich sind. Nach dem Umbau wird sich immerhin der Fußweg zwischen Bus und Bahn reduzieren, der jetzt schon mal im Laufschritt zurückgelegt werden muss.

Wer nach Feierabend an den Bahnhof kommt, findet den Service-Point der Deutschen Bahn schon seit 18 Uhr geschlossen vor. Auch die integrierte Bäckerei sowie der Imbiss, der immerhin mit Bio-Bratwurst lockt, stellen bereits um diese Zeit den Verkauf ein. Immer mehr Menschen arbeiten aber heute bis 19 oder 20 Uhr und nutzen dann die öffentlichen Verkehrsmittel, um nach Hause zu gelangen. Ihnen hat der Bahnhof nichts zu bieten. Wenn auch noch der Tabak- und Zeitschriftenkiosk bald darauf schließt, bleibt dem Wartenden nur noch die Bierstube.

Mit dem Kiosk schließt dessen Mitarbeiterin um 19.30 Uhr das gesamte Bahnhofsgebäude ab. Auf Nachfrage erklärt sie, dass dies im Auftrag ihrer Chefin sowie der Deutschen Bahn AG geschehe. Die Wartenden, auch Frauen mit Kleinkindern, finden sich im Winter dann bei Minusgraden und eiskaltem Wind oder Regen auf dem schlecht beleuchteten und derzeit nur provisorisch hergerichteten Bahnsteig inmitten der Baustelle wieder. Der einzig funktionierende Fahrkartenautomat steht hinter verschlossener Tür im Warmen, während der Bildschirm des Automaten, der sich draußen befindet, anzeigt: "Operating system not found." An diesem Bahnhof ist der Kunde nicht König, sondern lästig.

Was also wünscht sich der Pendler vom neuen "intermodularen Knoten" in Lahr? Es sollten nicht nur Taxi- und Radparkplätze, sondern auch ein modernes Anzeigesystem für Busse und Bahnen geplant werden. Fahrpläne sollten präziser aufeinander abgestimmt sein – dazu gehört die unbedingte Pünktlichkeit aller Verkehrsmittel. Funktionierende Fahrkartenautomaten in ausreichender Zahl sind anderswo heute ebenso selbstverständlich wie die Stempelautomaten für Fahrtkarten im Bus. Sie halten den Fahrer nicht von seiner eigentlichen Arbeit ab und fördern die pünktliche Abfahrt.

Wünschenswert wäre eine Gastronomie, die auch und gerade nach 18 Uhr dem Reisenden noch etwas bietet. Und schließlich sollte das schmucklose Bahnhofsgebäude wenigstens so lange geöffnet bleiben, bis die meisten Berufspendler das Westend verlassen haben und die Züge nur noch selten verkehren.

Die Säulen für den neuen Busbahnhof stehen bereits. Jetzt fehlen noch das Dach und ein wenig Bemühen um den Kunden. 2018 findet die Landesgartenschau statt: Es wäre doch schön, wenn nach Fertigstellung aller Arbeiten der Maulwurf den Bahnhof verlässt und stattdessen der Pendler lächelt.