Walter Caroli bezeichnet die Galluskirche als seinen Lieblingsort in Kuhbach. Sie ist dort erbaut worden, wo einst die ersten Menschen im Ort lebten. Foto: Schabel

Buchveröffentlichung: Walter Caroli hat seine Ortschronik über Kuhbach fertiggestellt

Lahr. Bis 2006 war Walter Caroli Mitglied des Landtags, seither widmet er sich verstärkt der Heimatgeschichte. Nun ist sein insgesamt siebtes Buch fertig: "Kuhbach – Tor zum Schuttertal". Darin beschreibt er auf 523 Seiten den Werdegang des Dorfes von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wir haben uns mit dem 74-Jährigen über die Publikation unterhalten.

Was hat Sie bei Ihren Recherchen am meisten überrascht?

Die Fülle verwertbarer interessanter Fakten, die man in dem doch kleinen Dorf so ohne Weiteres nicht vermutet hätte. Als Beispiel seien nur die umfangreichen Dokumente über die konfliktreiche Lage Kuhbachs im Grenzbereich zwischen der nassauischen Herrschaft Lahr und der Grafschaft Hohengeroldseck genannt.

Worin besteht für Sie der Reiz, die Geschichte eines Stadtteils zu erforschen?

Bei den Recherchen entdecke ich verschiedenartigste Lebensumstände, faszinierende Ereignisse, menschliche Eigenarten und Schicksale und werde dadurch in die Lage versetzt, die Entwicklung einer Dorfgemeinschaft nachzubilden. Vollkommen Neues und Unbekanntes aus dem Dunkel der Vergessenheit zu holen reizt mich am meisten. Bei Kuhbach ist der Anteil des gänzlich Neuen besonders hoch, weil sich noch kein Autor ausführlich und systematisch mit der Geschichte des Ortes beschäftigt hat.

Wie lange haben Sie an dem Buch gearbeitet?

Etwa 5000 Stunden. Begonnen hat die Arbeit vor mehr als zwei Jahren, und beendet war sie mit dem Erteilen der Druckfreigabe am Montag dieser Woche.

Welche Quellen hatten Sie zur Verfügung?

Die Quellen stammen aus mehr als 30 Archiven. Die ungeheure Fülle der gefundenen Dokumente, beispielsweise im Generallandesarchiv Karlsruhe, Staatsarchiv Freiburg, Lahrer Stadtarchiv und Rathaus Kuhbach zwang zur Begrenzung und Komprimierung. Außerdem haben Kuhbacher Bürger die Entstehung der Chronik durch Erzählungen, Fotos und Erinnerungsstücke unterstützt. Stellvertretend für alle Helfer möchte ich meiner Frau Hanne und Manfred Eble danken, dem Vorsitzenden des Vereins für Heimatpflege und Ortsgeschichte Kuhbach.

Was ist Ihnen bei Ihren Büchern wichtig?

Eine lebendige, eingängige und allgemein verständliche Sprache. Die Kapitel sind so geschrieben, dass sie in sich selbstständige Einheiten darstellen. Der Leser kann eine Seite aufschlagen, zu lesen beginnen und später das Buch in Etappen durchwandern. Ich bevorzuge die Schilderung des alltäglichen Lebens der Menschen und konfrontiere es mit den äußeren Rahmenbedingungen. Die reiche Bebilderung dient der Veranschaulichung. Das Buch über Kuhbach enthält mehr als 400 Abbildungen.

Der Ort ist vor fast 1000 Jahren das erste Mal urkundlich unter dem Namen "Cuobach" erwähnt worden. Was ist über jene Zeit bekannt?

Kuhbach bestand zu jener Zeit aus wenigen Höfen, die sich am Eintritt des Brudertalbaches in das Schuttertal in Bachnähe befanden. Für diese Zeit ist die Quellenlage recht dünn.

Was ist ihr Lieblingsort in dem Stadtteil?

Die Galluskirche. Sie ist ein künstlerisches Kleinod und genau dort erbaut worden, wo einst die Keimzelle für die Entstehung des Orts war, wo also einst die ersten Höfe errichtet wurden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg ist Kuhbach zu einer fast reinen Wohngemeinde geworden. Traditionelle örtliche Betriebe wie die Steinbrüche, die Stumpen- und Zigarrenfabriken kamen zum Erliegen. Wo sehen Sie Chancen für den Stadtteil?

Kuhbach hatte mit der Firma Franz, Gerätewerk Lahr GmbH, in der Nachkriegszeit einen größeren Betrieb – viele werden sich an den Thorens-Plattenspieler erinnern. Heute gibt es im Ort eine bunte Mischung von Wohnen, Dienstleistungen und Handwerks- sowie sonstigen Betrieben. Initiativen zur Wahrung der Identität und zur Belebung des Gemeinschaftslebens wie die Gestaltung der Ortsmitte können positiv wirken.

Wer ein Buch schreibt, möchte auch, dass es gelesen wird. Auf welche Verkaufszahl Ihrer Ortsgeschichte hoffen Sie?

Die Auflage beträgt 700. Das Interesse der Kuhbacher ist groß, aber auch Lesern in Lahr und darüber hinaus kann die Lektüre zum Erlebnis werden.

Haben Sie schon Pläne für ein neues Buch?

Bis Juni diesen Jahres schreibe ich eine Art Wegbegleiter für den Wickertsheimer Weg. Das Buch wird etwa 150 Seiten umfassen. Parallel dazu beginnt die Arbeit für die Ortsgeschichte Sulz, die 2020, im Jahr des 750-jährigen Jubiläums des Ortes Sulz, erscheinen wird.

Was sind Sie lieber, Historiker oder Politiker?

In meinem Leben habe ich neben der Privatsphäre drei Phasen durchlaufen, die berufliche, die politische und die publizistische. Die kommunalpolitische Tätigkeit, dabei unter anderem die Vertretung des Oberbürgermeisters, macht mir immer noch Spaß, das regionale Engagement habe ich jedoch aufgegeben. Nach 18-jähriger Zugehörigkeit zum baden-württembergischen Landtag kandidierte ich 2006 nicht mehr, um mich ganz der damals noch schlummernden Leidenschaft des Schreibens widmen zu können. Historische Recherchen und das Publizieren von Büchern und Artikeln sind heute gewichtig an die Seite meines ehrenamtlichen – Spital Vital, Nabu – und politischen Engagements im Lahrer Gemeinderat getreten.  Fragen von Herbert Schabel

INFO

Buchvorstellung in der Festhalle

Die Kuhbacher Ortschronik wird am Freitag, 24. März, ab 19 Uhr in der Kuhbacher Festhalle präsentiert. Nach der Begrüßung durch Manfred Eble, Vorsitzender des Vereins für Heimatpflege und Ortsgeschichte, folgen Grußworte von Oberbürgermeister Wolfgang G. Müller und Ortsvorsteher Norbert Bühler, ehe der Stadthistoriker Thorsten Mietzner über den "Stellenwert von Ortschroniken für unser Leben heute" spricht. Danach wird Walter Caroli einen Einblick in die von ihm verfasste Ortschronik geben. Nach einem abschließenden Musikstück des örtliches Musikvereins ist gemütliches Beisammensein angesagt. Natürlich wird das Buch, das 25 Euro kostet, nach dem offiziellen Programm an dem Abend auch verkauft.