"Gitarrenpop gegen die Resignation" – der Songwriter Lukas Meister Foto: Haid Foto: Lahrer Zeitung

Gedicht- und Lyrikabend zum 20. Geburtstag der "Brücke"

Von Marion Haid

Lahr. Der Verein "Die Brücke" ist 20 Jahre alt. Mit einem Lieder- und Lyrikabend hat das Geburtstagskind am Donnerstagabend im "Schlachthof" nun seinen Geburtstag in fast schon familiärer Runde gefeiert.

Auf der Bühne wechselten sich "Spoken Word Poet" Simon Felix Geiger und Lukas Meister mit seiner Gitarre ab.

Simon Felix Geiger ist Sozialarbeiter im Flüchtlingssozialdienst und Lyriker. Er tritt mit seinen selbst geschriebenen Gedichten bei Poetry Slams und Lesebühnen auf. Er ist Initiator und Moderator des Projekts "Eine Prise Poesie in der bunten Psychiatrie" und auch prominenter Fürsprecher der Initiative "Irrsinnig Menschlich". Mittlerweile hat der junge Mann drei Gedichtbände herausgebracht. Er steht auf der Bühne, lässig in Jeans und mit Kappe, wartet, schließt die Augen und die Spannung wird greifbar. In der Hand hält er Postkarten und liest seine Vierzeiler vor, um sie dann an seine Gäste zu verteilen.

Scheinbar ohne Plan blättert er in seinen Bänden, trägt auf eine besondere Weise seine Gedichte vor, die direkt ins Herz gehen und nicht irgendwo mitten im Raum verhallen. "So zwischen den Stühlen sitzt es sich bequem – sich verpflichtet fühlen, bleibt unangenehm". Seine Verse sind voller Wortspiel, gar Wortakrobatik, ohne sich die Reime zurechtzuzimmern. Die Inhalte sind stets tiefgründig, zweifelnd – aber auch voller Hoffnung. Und manchmal spickelt auch versteckter Humor durch.

Aber er kann auch politisch, wenn auch aus dem persönlichen Blickwinkel eines Einzelnen. Ein Beispiel ist das Gedicht "Teilhabeappell" aus der Sicht eines Flüchtlings, das mit den Worten: "Ich wär gern ein Teil, der am Leben teil hat; statt einsam verdorrt zu verderben. Leiht mir euer Ohr, lasst mich in den Kreis. Ich möchte ein Teil von euch werden".

Geiger und der Songwriter Lukas Meister, mittlerweile wohnhaft in Berlin und Freiburg, haben sich in der Mediathek in Lahr kennengelernt. Lediglich mit seiner Gitarre im Arm, und ab und zu einer Mundharmonika um den Hals, steht Meister mitten auf der Bühne und singt seine Lieder, "Gitarrenpop gegen die Resignation". Die Songs gehen rhythmisch ins Ohr. In seinen Texten singt er von außergewöhnlichen Blickpunkten und alltäglichen Situationen des Lebens. Seine Texte sind tiefgründig. Mal voller Zweifel. Mal augenscheinlich hoffnungslos, leidenschaftlich; auch philosophisch, ab und zu mit einer Prise Humor und Ironie aber immer voller Poesie: "Und irgendwann ergibt es Sinn, zu sein, wer ich bin".

Vor 20 Jahren ist der Verein "Die Brücke" als eine Hilfsgemeinschaft für Menschen in psychischer Not gestartet, um Betroffenen eine Stimme zu geben. Nach einem trialogischen Monatsforum, einem Gedankenaustausch von Psychiatrie-Erfahrenen, Angehörigen und in der Psychiatrie Tätigen, den Aufbau einer Tagesstätte für Menschen mit psychischen Handicaps, liegt heute der Schwerpunkt der Vereinsaktivitäten in der Öffentlichkeitsarbeit und der Förderung und Unterstützung von Selbsthilfeprojekten.