Überzeugende Leistungen boten die jungen Darsteller bei der Aufführung von Fontanes "Unterm Birnbaum". Foto: Breuer

Theater-AG am MPG bringt Fontanes "Unterm Birnbaum" auf die Bühne

Die Theater-AG der jüngeren Schüler am Max-Planck-Gymnasium hat sich mit Erfolg an ein ungewöhnliches Stück gewagt. Das Ensemble hat Theodor Fontanes Krimi-Novelle "Unterm Birnbaum" überzeugend umgesetzt.

Lahr. Die Schüler hatten das Stück unter der Leitung der Lehrerinnen Eva-Maria Knittel und Karoline Weber einstudiert. Dabei haben sie das Problem, eine Geschichte in der Geschichte erzählen zu müssen, die dazu lange zurückliegt, geschickt gelöst: Die Figuren, die in der "Vorgeschichte" auftreten, ließen sie aus dem Bühnenkeller aufsteigen, indem sie eine Klappe im Bühnenboden öffneten. Anfangs wurden diese Schauspieler an unsichtbaren Fäden wie Marionetten geführt, bis sie sich "verselbständigten" und die Zuschauer in die Tiefen der Erzählung und menschlicher Abgründe mitgenommen haben.

Es geht um den Wirt und Kaufmann Abel Hradscheck und dessen Frau Ursel, die über ihre Verhältnisse leben und schon bald in finanzielle Schwierigkeiten kommen. Als Hradscheck eines Abends etwas unter dem Birnbaum im Garten vergraben will, stößt er auf die sterblichen Überreste eines französischen Soldaten, die er schnell wieder mit Erde bedeckt. Dabei kommt ihm eine böse Idee: Der Weinlieferant, bei dem er hohe Schulden hat, hat sich angekündigt, um sein Geld einzutreiben.

Hradscheck beschließt gemeinsam mit seiner Frau, den Weinhändler umzubringen. Das Vorhaben gelingt und dank eines ausgeklügelten Plans rückt Hradscheck auch aus dem Fokus der Ermittler. Nur die alte Mutter Jeschke, ein Tratschweib, wie es im Buch steht, gibt keine Ruhe und stichelt so lange, bis Hradscheck aus Angst vor Entdeckung die Leiche aus seinem Keller verschwinden lassen will, dabei aber von umstürzenden Fässern überrollt wird und ums Leben kommt.

Die Schüler haben den doch recht komplexen Inhalt beeindruckend umgesetzt. Angefangen von dem Orchester, das auf der Bühne in einer Ecke sitzend für eine Hochzeit probt und dabei auf die Geschichte zu sprechen kommt, über die genannte Bühnenklappe bis hin zur "Nachbarwohnung" von Mutter Jeschke, die auf die Tribüne verlegt wurde. Auch sprachlich haben die jungen Darsteller eine enorme Leistung gebracht. Klar und deutlich, ganz ohne technische Hilfe, waren sie bis in die hintereste Ecke des Saals zu verstehen.

Die Theater-AG am Max hat einmal mehr gezeigt, dass bei Bühnenaufführungen auch mit Kindern und Schülern ein hohes Maß an Professionalität erreicht werden kann.

INFO

Krimi-Novelle

Fontane verfasste die Novelle um 1885. Mit der Geschichte eines von einem Ehepaar begangenen Raubmords verarbeitete der Autor Kindheitserinnerungen – sein Vater hatte als Mitglied der Bürgergarde in Swinemünde mit ähnlichen Fällen zu tun, ist im Online-Lexikon Wikipedia nachzulesen. Obwohl der Leser bereits von Beginn an die Täter und ihre Motive kennt, wird durch Einbindung psychologischer Aspekte und die genaue Schilderung des Dorfmilieus der Spannungsbogen aufrechterhalten.