Thomas Seitz ist Staatsanwalt in Freiburg. Foto: Schabel

Landtagswahl: Thomas Seitz, Kandidat der AfD, im Redaktionsgespräch mit der "Lahrer Zeitung"

Von Herbert Schabel

"Wenn ich mit den Verhältnissen unzufrieden bin, muss ich etwas machen." So erklärt Thomas Seitz, weshalb er bei den Landtagswahlen für die AfD kandidiert.

Lahr. Seine Kritik richtet sich gegen etablierte Parteien, die "nur an die eigenen Pfründe denken", aber auch gegen einen aus seiner Sicht zu stark eingreifenden Staat. Seine politische Haltung nennt Seitz national-libertär. Ein "gesunder Patriotismus" und der Begriff der Freiheit seien ihm wichtig. Der Lahrer fordert mehr direkte Demokratie, aber etwa auch die Freiheit von Gender Mainstreaming und den GEZ-Gebühren.

Der Sohn eines Richters ist in Lahr aufgewachsen und hat 1987 am Scheffel-Gymnasium Abitur gemacht. Nach dem Jura-Studium in Freiburg und Lausanne war er von 1998 an Amtsrichter, seit 2008 ist er Staatsanwalt in Freiburg. Am 6. Februar hat er zum zweiten Mal geheiratet; aus der ersten Ehe hat er zwei Kinder. Als Hobby nennt Seitz die Arbeit auf einer größeren Streuobstwiese in Mahlberg, auf der er und seine Frau, eine Unternehmensberaterin, Obst und Gemüse anbauen.

Vertreter etablierter Parteien werfen der AfD vor, radikal zu sein. Eine Anschuldigung, die der Jurist im Redaktionsgespräch mit der "Lahrer Zeitung" von sich weist: "Keine andere Partei besteht so sehr auf Einhaltung des Rechts." So fordere die AfD in der Flüchtlingskrise die Rückkehr zur Drittstaatenregelung, wonach Personen, die über einen sicheren Drittstaat einreisen, kein Recht auf Asyl haben. "Es darf keiner mehr illegal reinkommen", so Seitz.

Ist er hartherzig? Seitz sagt, dass "individuelle Schicksale von Flüchtlingen tragisch" seien. Das Foto des toten Jungen am Strand habe auch ihn bewegt. Doch er plädiert dafür, das "große Ganze" nicht aus den Augen zu verlieren. Eine unkontrollierte Einwanderung würde Deutschland "finanziell und kulturell nicht verkraften". Außerdem habe Angela Merkel durch ihre Selfies mit Flüchtlingen viele andere überhaupt erst dazu veranlasst, sich auf die gefährliche Flucht zu begeben.

Die AfD sei glaubwürdiger als andere Parteien, betont er: "Die Bürger sollten vergleichen, was Politiker vor acht Monaten gesagt haben und was sie heute sagen. Dann sehen sie, wer aus Wahlkalkül und wer aus Überzeugung handelt."

Die Frage, ob die AfD eine Ein-Themen-Partei sei, die von der Flüchtlingskrise profitiere, verneint er. Seitz (48) nennt Forderungen zum Euro ("Ausstieg aus der Haftungs-, Schulden- und Transfergemeinschaft der EU"), zur Schulpolitik ("Erhalt und Stärkung des Gymnasiums") und inneren Sicherheit ("Verstärkung der Polizei, Ausschöpfung des Strafrahmens").

Manche Gegner werfen der AfD rassistische Tendenzen vor. "Es fehlt aber der konkrete Beleg für diese Behauptung", sagt Seitz, der meint, dass sich seine Partei für die Interessen der einheimischen Bevölkerung einsetze.

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