Probe zu "Orpheus reloaded" des Clara-Schumann-Gymnasiums mit "Eurydike" (Lucia Tietze) und Bühnenarbeitern Foto: Baublies Foto: Lahrer Zeitung

Schüler und Lehrer des Clara-Schumann-Gymnasiums führen am heutigen Freitag "Orpheus reloaded" auf

Von Endrik Baublies

Lahr. Wenn Eurydike Totsein cool findet, ist das eigentliche Drama noch ein wenig entfernt. Die Hauptdarsteller und einige Musiker haben an der Inszenierung "Orpheus reloaded" in der Stadthalle bei der Durchlaufprobe allerdings nur noch gefeilt.

Mit Solisten, dem Orchester, dem Chor und der gesamten Crew hinter der Bühne sind mehr als 100 Schüler und etliche Lehrer des Clara-Schumann-Gymnasiums (CSG) seit Monaten mit den Vorbereitungen beschäftigt. Daher stehen jetzt, kurz vor der einzigen Aufführung am heutigen Freitagabend, nur noch Details an.

Der Mythos des Orpheus’ und der später dazu erdichteten Eurydike behandelt die klassischen Themen Poiesis (Kunst), Eros (Liebe) und Thanatos (Tod). Der Sänger Orpheus möchte mit der Kraft seiner Musik Eurydike ins Leben zurückholen. Der Stoff, der zuerst in der Argonautensage auftaucht, wurde immer wieder unter anderem von den Römern Vergil und Ovid thematisiert. Orpheus und seine Geliebte Eurydike finden dabei erst in der Unterwelt nach dem Tod wieder zueinander.

Lucia Tietze spielt und singt die Rolle der Eurydike. Da sich die Probe am Mittwochnachmittag etwas verspätet hat, sitzt die Darstellerin mit Elias Kündiger, der den Orpheus im zweiten Akt gibt, am Bühneneingang der Stadthalle. Die beiden geben sich locker. Erfahrung auf der Bühne haben sie im Lauf der Jahre am CSG gesammelt. Ihre Aussage, dass das Sterben auf der Bühne seinen Reiz haben kann, will Tietze so doch nicht stehen lassen. "Das Leben ist auch schön."

Christian Wenzel, der für die musikalische Leitung zuständig ist, fängt dann mit den Solisten, Tietze und Kündiger sowie Johannes Heimburger (Hirte) und Katja Braun (eine Botin), mit ihren Soloparts an. Da der Orpheus des ersten Akts, Philemon Ragnit, noch nicht da ist, machen die anwesenden Solisten einen Sprung nach vorne im Drehbuch, das eine Zeitreise durch die Musikgeschichte darstellt und mehrere Vertonungen des Mythos’ umfasst. Sie fängt an mit dem venezianischen Renaissancekomponisten Claudio Monteverdi, geht über das Wien der Klassik mit Christoph Willibald Gluck, über das Paris des Jacques Offenbach bis hin zur Avantgarde des 20. Jahrhunderts, verkörpert durch Igor Strawinsky.

Derweil bauen Roland Lorch, der als Lehrer für das Bühnenbild verantwortlich ist, und Schüler die Kulisse um. Das, was die Unterwelt sein soll, ist schrill und grell. Tietze singt vor der sich bewegenden Kulisse eine Arie aus "Orfeo" von Monteverdi kurz an und nickt. Es stimmt alles. Es gibt einige Abstimmungen mit den Mikros, dann treten Kündiger, der Hirte und die Botin auf. Eine Bratsche und ein E-Piano sorgen für die Musik, der Orchestergraben ist noch leer. Chansons aus den 1930er-Jahren runden das Stück ab. Das schrille Bühnenbild verspricht eine spannende Reise – egal wohin.