Katja Spirgartis kümmert sich mit vielen anderen Helferinnen im Tierheim Lahr um herrenlose Vierbeiner. Foto: Werner

Katze, Hamster und Co. als Geschenke immer weniger gefragt. Vermittlungsstopp bewährt sich.

Lahr/Offenburg - Ein junger Hund oder ein kleines Kätzchen unter dem Weihnachtsbaum sorgen fast immer für Begeisterung. Nicht selten landen solche Geschenke jedoch später im Tierheim. Die "Lahrer Zeitung" hat nachgefragt.

Nicht nur Peta und der deutsche Tierschutzbund raten davon ab, Haustiere als Weihnachtsüberraschung zu verschenken. In den vergangenen Jahren haben sich auch immer mehr Tierheime in der Adventszeit einen Vermittlungsstopp auferlegt. Das bedeutet, dass vor Weihnachten grundsätzlich keine Tiere mehr abgegeben werden. In der Offenburger Tierherberge gilt diese Regelung schon seit Jahren. Die Sperrfrist dauerte zuletzt vom 12. Dezember bis zum 1. Januar. Ganz ähnlich verfuhr man im Tierheim in Lahr. Hat dieser Stopp ein Umdenken bewirkt?

Daniela Brodmann vom Tierheim in der Flughafenstraße in Lahr sagt, dass in der Adventszeit immer wieder mal Leute vorbei gekommen seien, die ein Tier mitnehmen wollten. Nachgefragt wurden vor allem Hunde, Katzen und Kaninchen, aber auch Hamster und Meerschweinchen.

Mensch und Tier müssen auch vom Charakter her zueinander passen

Dafür, dass man vor Weihnachten grundsätzlich keine Tiere abgebe, hätten die meisten dann aber Verständnis gezeigt. "Ein Tier zu verschenken, ohne dass der künftige Besitzer davon etwas weiß, halten wir nie für eine gute Idee, weder zu Weihnachten noch zu sonst einem Zeitpunkt", sagt die Mitarbeiterin des Tierheims. "Es ist wichtig, dass der neue Besitzer das Tier kennenlernt und eine Beziehung zu ihm aufbaut. Mensch und Tier müssen auch vom Charakter her zueinander passen. Darüber klären wir auf."

Auch Stefanie Götzenberger von der Tierherberge in Offenburg rät jedem Besucher davon ab, ein Tier zu verschenken, ohne dass der Beschenkte informiert ist. "Wir schlagen dann vor, eine Art Gutschein weiterzugeben und mit dem künftigen Besitzer zusammen ins Tierheim zu kommen. Das geht auch nach Weihnachten – im Januar ist es hier ohnehin meist sehr ruhig." Beide Tierpflegerinnen bestätigen, dass der Trend, Haustiere zu verschenken, in den zurückliegenden Jahren stark nachgelassen habe.

"Offensichtlich waren die entsprechenden Aufklärungskampagnen erfolgreich und haben zu einem veränderten Bewusstsein bei Tierfreunden geführt", sagt Daniela Brodmann, und Stefanie Götzenberger ergänzt: "Auch in den Zoofachgeschäften hat sich dadurch ein Verantwortungsbewusstsein entwickelt. Dort wird heute viel besser darüber aufklärt, dass Tiere sich nicht eignen, um jemandem eine Überraschung zu bereiten." Und das gelte nicht nur für die Weihnachtszeit.

Seit Weihnachten wurden weder in Lahr noch in Offenburg Tiere abgegeben, die ein Geschenk gewesen sind. Dazu sei es aber auch noch zu früh. "Meist wird den Leuten erst nach einigen Wochen oder wenn es in den nächsten Urlaub geht, bewusst, wie viel Mühe, Zeit und Geld so ein Tier kostet", erklärt Götzenberger. "Und wenn sie es dann zu uns bringen, nennen sie uns selten den wahren Grund dafür, dass sie es im Tierheim abgeben." Zumeist würden die Tiere dann ohnehin einfach ausgesetzt.

Bereit sein, die Verantwortung für ein Lebewesen zu tragen

"Mit einem Tier übernimmt man die Verantwortung für ein Lebewesen – und muss auch bereit sein, diese zu tragen, solange das Tier lebt", sagt auch Thomas Schröder, der Präsident des Deutschen Tierschutzbunds. Eltern müsse klar sein, dass ein Kind niemals allein die Verantwortung für ein Tier übernehmen könne. Oft bemerkten sie viel zu spät, dass ein Großteil der Versorgung, etwa das Füttern, das Säubern des Geheges oder das Spazierengehen, am Ende an ihnen hängen bleibt.

"Jedes Jahr nehmen die uns angeschlossenen Tierheime zusammen fast 300 000 neue Tiere auf – viele davon wurden unüberlegt angeschafft, oftmals zu Weihnachten", sagt Schröder. Auch der Tierschutzbund rät deshalb dringend dazu, ein mögliches tierisches Geschenk vorab mit dem Beschenkten zu besprechen – damit es keine bösen Überraschungen gibt.