General Harras (Gerd Silberbauer) zusammen mit seiner jungen Geliebten Diddo Geiss (Elisabeth Halikiopoulos) Foto: Haberer Foto: Lahrer Zeitung

Theater: "Des Teufels General" wirft Fragen nach Mitläufertum und Opportunismus auf

Von Jürgen Haberer

Lahr. Carl Zuckmayers Drama "Des Teufels General" sorgt auch 70 Jahre nach seiner Uraufführung für Unbehagen. Es geht um die Frage nach der Schuld von Mitläufern und Opportunisten, die durchaus wieder Brisanz entwickelt, obwohl die am Dienstag im Stadttheater gezeigte Aufführung keine aktuellen Bezüge herstellte.

Zuckmayers Theaterstück wirft einen Blick zurück. Es spielt im Spätjahr 1941. Das Drama ist an der Heimatfront in Berlin angesiedelt. Es erzählt die fiktive Geschichte des Fliegergenerals Harras, der sich gegen seine Überzeugung mit den Nazis eingelassen hat. Er gerät in Bedrängnis, weil er mit seiner unverhohlenen Geringschätzung gegenüber dem Regime nicht hinter dem Berg hält und weil er als Befehlshaber der Beschaffung der Luftwaffe für eine ganze Reihe unerklärlicher Verluste fabrikneuer Flugzeuge verantwortlich gemacht wird. Am Ende bleibt ihm nur der Freitod.

Das 1946 uraufgeführte Stück sorgte damals für eine erste intensive Auseinandersetzung mit der Nazizeit und dem Zweiten Weltkrieg, mit der Rolle der Mitläufer und Opportunisten. Das von der Konzertdirektion Landgraf neu aufgelegte Stück entwickelt beinahe ungewollt eine heute wieder aktuelle Brisanz. Rechte Populisten wittern nicht nur in Deutschland Morgenluft. Regisseur Klaus Kussenberg hat trotzdem der Versuchung widerstanden, das Drama zu aktualisieren. Die gestellten Fragen sind zeitlos und grundsätzlicher Natur.

Rund um den von Theaterschwergewicht Gerd Silberbauer verkörperten General wartet die Inszenierung mit einem Dutzend Figuren auf, Individuen mit einem unterschiedlichen Grad der Verstrickung in das System. Es herrscht ein rauer, durchaus aber fröhlicher, manchmal fast unbeschwerter Ton. Es wird viel getrunken, gesungen und gelacht, während sich die Situation selbst immer mehr zuspitzt. Genau hier liegt die Stärke der Aufführung. Sie erhebt keinen Zeigefinger, erlaubt sich eine gehörige Portion Situationskomik und skurrile Einsprengsel. Korrianke (Daniel Pietzuch), der schlagfertige Adjutant des Generals, hebt sich hervor, aber auch die Nazibraut Waltraud von Mohrungen (Martina Dähne), ein lasziver Vamp mit völkischer Gesinnung. Das Publikum kann sich amüsieren und wird doch immer tiefer in einen Strudel beklemmender Bilder und Dialoge hineingezogen, in denen die dunkle Seite des Menschen hervortritt. Jeder wird irgendwie zum Mittäter, selbst die, die sich wie der Flugzeugingenieur Oderbruch (Hans Machowiak) für den aktiven Widerstand entschieden haben.