Bezahlbarer Wohnraum ist auch in Lahr gefragt. Foto: Baublies Foto: Lahrer Zeitung

Runder Tisch: Mitarbeiter der Verwaltung und Gemeinderäte setzen sich mit dem Thema auseinander

Von Endrik Baublies

Rund 500 Sozialwohnungen und deutlich mehr als 1000 Wohngeldempfänger gibt es derzeit in Lahr. Da Handlungsbedarf besteht, hat die Verwaltung am Donnerstag im Pflugsaal einen runden Tisch zu dem Thema veranstaltet.

Lahr. Der Lahrer Gemeinderat wird im Spätjahr über die Lage in Lahr beraten. Der runde Tisch sollte Wege aufzeigen, wie das komplexe Thema angegangen werden kann. Martin Lange referierte über "Soziales Wohnen in Lahr – Analyse und Lösungsansätze". Fred Gresens, Vorsitzender des Architektenkammerbezirks Freiburg, sprach über "Sachverstand Wohnungswirtschaft – wo stehen wir". In einem Workshop wurden anschließend drei Themenkomplexe erarbeitet: Vorgabe für Neubauten, Reduktion der Leerstände und Sozialwohnungen als Modulhaus.

Lange stellte die Lage in Lahr detailliert vor. Nach dem derzeitigen Stand werde die Zahl der Sozialwohnungen in den kommenden Jahren sinken. Die Kosten der rund 1200 Wohngeldempfänger lägen aktuell bei etwa 1,6 Millionen Euro pro Jahr. Zurzeit leben 750 Flüchtlinge in der Stadt. Einige von ihnen tauchen in absehbarer Zeit auf dem sozialen Wohnungsmarkt auf, so Lange.

Die Bevölkerungsentwicklung in Lahr in den Jahren von 2014 bis 2020 beträgt laut Prognosen plus 7,2 Prozent. Die Zahlen für den Landkreis liegen bei 2,1 Prozent, die für das Land bei 3,5 Prozent.

Die Zahl der Leerstände liege in der Stadt bei 3,8 Prozent der Wohnungen. Etwa zehn Prozent der Leistungsempfänger lebten in Wohnungen, die eine Preisbindung haben. Laut Lange und Gresens liegen diese Mieten zehn bis 30 Prozent unter dem statistischen Durchschnitt der entsprechenden Kommunen.

Dass Lahr keine Mietpreisbremse hat, ist nach Ansicht von Gresens nicht besonders tragisch. Er zitierte mehrere Meinungen, die den Versuch, Mieten per Gesetz zu reglementieren, als völliges Versagen verurteilen. Der Referent sagte, der Staat habe seine Hausaufgaben nicht gemacht. "Mit Sozialwohnungen kann man kein Geld verdienen." In den Jahren 1990 bis heute habe die Zahl der Sozialwohnungen im Bundesgebiet um zwei Millionen auf 1,3 Millionen Einheiten abgenommen. Erstaunlich sei, ergänzte Gresens, dass sich die Nettokaltmieten im Vergleich zur Inflation nicht nennenswert unterschieden. Preistreiber seien Energiekosten mit Steigerungen von bis zu 100 Prozent. Dazu gebe es vonseiten des Gesetzgebers viele nicht immer sinnvolle Vorschriften. Da bestehe dringender Handlungsbedarf. "Wer Wohnungen sät, wird Einwohner ernten", formulierte es der Referent.

An dem runden Tisch nahmen Gemeinderäte und Mitarbeiter der Bauverwaltung sowie des Dezernats II teil. Bürgermeister Guido Schöneboom hatte zunächst das Ziel formuliert: Es gelte, die Zahl der mietpreisgebundenen Wohnungen in Lahr zu erhöhen.