Eva Schniedertüns-Gornik trug bei der Veranstaltung in der Mediathek Poesie vor. Foto: Haberer Foto: Lahrer Zeitung

Lesung: Mitglieder des Autorennetzwerks Ortenau/Elsass überzeugen mit Selbstgeschriebenem

Lahr. Rund 60 Autoren und Liedermacher aus der Region gehören mittlerweile dem 2013 gegründeten Autorennetzwerk Ortenau/Elsass an. Einige von ihnen stellten sich am Montagabend in der Lahrer Mediathek vor.

Sie schreiben Lyrik und Prosa, warten mit nachdenklichen und heiteren Geschichten und Texten auf, mit Romanen und Mundartliteratur. Einige verfassen Lieder, andere suchen nach neuen Formen des Schreibens und des Ausdrucks. Das Autorennetzwerk Ortenau/Elsass ist in nahezu alle Richtungen offen, im Zentrum steht aber stets der Kollektivgedanke, die Lesung einer ausgesuchten Gruppe von Mitgliedern. Das ist in Oberkirch, Rheinau oder Renchen so, im nahegelegenen Elsass und in der Lahrer Mediathek.

Der historische Roman, die schwärmerische Poesie, kann so auf die strenge japanische Gedichtform Haiku treffen. Oder auf ein bunt zusammengewürfeltes Schüttelmärchen, einen Text, der sich sozialkritisch mit dem Weltgeschehen auseinandersetzt und spürbar unter die Haut geht.

Der Lahrer Liedermacher und Satiriker Peter Winter schlüpfte am Montag in die Rolle des Gastgebers. Er hatte sieben Frauen und einen jungen Autoren eingeladen und die Veranstaltung in der Mediathek unter den Titel "Heiteres und Weiteres" gestellt. Winter selbst begnügte sich mit der Rolle eines Moderators, der hier und da mit einem Lied oder kurzen Versen aufwartete.

Zum Einstieg las Rita Lamm aus dem beim Drey-Verlag veröffentlichten Roman "Josefines Erbe". Die Autorin aus der Nähe von Freiburg tauchte ein in die dörfliche Welt vergangener Tage, in vordergründig idyllisch anmutende Bilder, die sie mit subtilem Humor würzt.

Ganz anders "Wilde Lilien", der 2015 erschienene Debütroman von Stephanie Kovacs. Er spielt im Hier und Jetzt, in einem städtischen Milieu, in dem die Erzählerin immer mehr in eine surreale Scheinwelt abzugleiten droht. Zwischen den beiden von ihr rezitierten Textpassagen platzierte sie einen kurzen Auszug aus dem Buch "You are nuts", einem literarischen Experiment, in dem sie mit den Ergebnissen arbeitet, die Übersetzungsprogramme abliefern.

Heidrun Hurst aus Kehl entführte die Zuhörer im Anschluss in die Welt des frühen 17. Jahrhunderts. Der historische Roman "Die Kinder des Bergmanns" markiert den Beginn einer Trilogie, die mit erzählerischem Tiefgang in eine längst vergangene Epoche eintaucht.

Den ersten Teil der Lesung rundete Brigitte Gutmann aus Kappelrodeck mit "Wortblitzlichtern" ab, in denen sie auf den Spuren wechselnder Versformen durch unterschiedliche Themenkomplexe wandert.

Nach der Pause folgte ein Beitrag der in Bühl lebenden Autorin und Künstlerin Eva Schniedertüns-Gornik, die am Montag mit Poesie und Hintersinn auf großen und kleinen Seitenpfaden der Liebe wandelte. Rosemarie Volz aus Kappelrodeck-Waldulm setzte im Anschluss mit kleinen Geschichten ein lyrisches Ausrufezeichen.

Verstörend und aufwühlend war das locker erzählte Flüchtlingsdrama, mit dem Sebastian Köhli aus Lahr einen bemerkenswerten Kontrapunkt setzte. Die von ihm gezeichneten Bilder aus dem Jahr 2012 gehen nicht nur aufgrund ihrer Aktualität und gesellschaftlichen Brisanz unter die Haut. Köhli beschreibt einen gefahrvollen Weg, den nur einer zu Ende geht. Karin Jäckle, die Gründerin des Autorennetzwerks, beruhigte zum Abschluss die von ihm aufgewühlten Gemüter mit einem schelmischen Schüttelmärchen als Ratespiel.