75 Prozent der kontrollierten Scheffel-Schüler waren mit Licht unterwegs, darunter auch diese junge Radlerin. Foto: Breuer

Polizisten und Mitarbeiter der Stadt prüfen, ob jugendliche Radler mit Licht fahren

An Nikolaus gibt es besonders für Kinder Lob und Tadel. So auch gestern früh am Scheffel-Gymnasium und an der Otto-Hahn-Realschule. Dort wurden Radfahrer vor Schulbeginn von Polizisten und Mitarbeitern der Stadt empfangen.

Lahr. Die Warnungen über Whatsapp war wohl nicht schnell genug – und selbst wenn, hatten die Schüler, die mit dem Fahrrad kamen, kaum eine Chance: An den Einfahrten der Fahrradabstellplätze wurden sie abgefangen. Und zwar nicht nur die, die ohne Licht unterwegs waren.

Die Stadtverwaltung nahm in Kooperation mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) und der Lahrer Polizei bereits zum zweiten Mal an der Nikolausaktion "Tu’s mit Liebe" der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen teil. Dafür wurde eine Kontrollstelle eingerichtet, bei der es allerdings kein Bußgeld für fehlendes Licht am Rad gab. Im Gegenteil: Wer mit korrekter Beleuchtung angefahren kam, erhielt ein Schokoladenherz aus den Händen von Bürgermeister Tilman Petters sowie von Martin Zehr und Michael Dutschke von der Stadtverwaltung.

Nichtsdestotrotz war den Schülern die Schrecksekunde anzumerken. Die ohnehin schon fast eingefrorenen Gesichter – es hatte drei Grad unter Null – , erstarrten regelrecht. Man konnte förmlich sehen, wie es in den Köpfen zu arbeiten anfing, wie sich die Radfahrer fragten, was sie falsch gemacht haben könnten. Einige versuchten gar – erfolglos –, um die Kontrolle herumzukommen. Das Empfangskomitee mit den uniformierten Beamten jagte den Jugendlichen schon einen gehörigen Schrecken ein.

"Bei dir ist es recht dunkel. Warum hast du kein Licht am Rad?" Auf diese Frage, die Polizeikommissar Fabian Kern den Jugendlichen stellte, kamen die tollsten Antworten. Von Akkus, die gerade den Geist aufgegeben hatten, bis hin zum kurz zuvor einfach abgefallenen Licht reichten die kreativen Antworten. Ein Schüler sah die Beamten nur verständnislos an und meinte: "Es ist doch alles hell erleuchtet. Warum brauche ich dann noch eine Beleuchtung am Rad?"

Liste der aufgeführten Entschuldigungen ist lang

Eine Schülerin, die ebenfalls ohne Licht angefahren kam, hielt hinter einem Mitschüler, der gerade kontrolliert wurde, an. "Ich melde mich freiwillig", sagte sie mit verzagter Stimme. Das erwartete Donnerwetter blieb aus. Es gab lediglich eine Ermahnung und den Hinweis, das Licht heute noch montieren zu lassen.

Es gehe nicht nur darum, zu sehen, sondern gesehen zu werden, versuchten die Beteiligten den Kindern und Jugendlichen klar zu machen. "Licht trägt entscheidend zur Sicherheit bei", sagte Petters und griff in den großen, roten Nikolausbeutel, um einen Radfahrer zu belohnen, der sein Licht eingeschaltet hatte.

Helme waren eine Seltenheit. Auch hier gab es tolle Antworten. Mal war es die gestylte Frisur, die den Helm nicht überleben würde, mal der kurze Schulweg, für den es sich nicht rentiere, einen Helm aufzusetzen, oder aber die Entscheidung für die Mütze mit warmen Ohren statt Helm mit kalten Ohren. "Der Gesetzgeber müsste den Helm verpflichtend einführen", fordert Felix Neulinger, Leiter des Lahrer Polizeireviers. "Wir begrüßen es, dass die Stadt an dieser Aktion teilnimmt", sagte er.

75 Prozent der Scheffel-Schüler waren mit Licht unterwegs. Für die Organisatoren der Kontrollstelle ein erfreuliches Ergebnis. Bei der Otto-Hahn-Realschule fiel das Ergebnis nicht so gut aus. "Zwei Drittel sind ohne Licht gekommen", berichtete Helmut Schönberger vom ADFC, der dort mit Tim Kühl von der Stadtverwaltung kontrolliert hatte.