Hier lagern Millionen Schuhe und Kleiderstücke: Das Herzstück des Zalando-Verteilzentrums, fünf Stockwerke hoch. Foto: Braun

Lahrer Unternehmen nimmt sein riesiges Verteilzentrum offiziell in Betrieb

Schon seit einem Jahr ist das Logistik-Zentrum des Versandriesen Zalando am Lahrer Flugplatz in Betrieb, für 130 Millionen Euro. Am Mittwoch wurde es in Betrieb genommen. Mehr als 700 Mitarbeiter sind angestellt, Hunderte weitere sollen 2018 folgen.

Lahr. Rund 100 geladene Gäste aus Politik und Verwaltung feierten mit dem Team von Zalando den Start des neuen Logistik-Zentrums. Das Berliner Unternehmen machte aber kein großes Tamtam um den offiziellen Termin. Es gab kurze Grußworte und Rundgänge durch die riesige Werksanlage. Und viele Informationen über den Riesenbau am Flugplatz.

Das Gebäude: Das Verteilzentrum ist am eindruckvollsten von der Autobahn aus zu sehen. Der riesige graue Klotz erstreckt sich hunderte Meter lang parallel zur A5. Er füllt 130 000 Quadratmeter Fläche. Auf bis zu fünf Stockwerken lagert die Ware von Zalando, in endlos langen Gängen.

Die Mitarbeiter: Schon mehr als 700 Mitarbeiter sind im Zalando-Verteilzentrum auf dem Flugplatzgelände angestellt. Die meisten davon sind Deutsche (40 Prozent). 30 Prozent kommen aus Frankreich und der Rest aus 40 weiteren Nationen. "Wir sind multikulti", sagt Geschäftsführer Simon Straub. Einen Betriebsrat gibt es nicht. Zalando bezahlt aber nach eigenen Angaben deutlich über dem Mindestlohn und kämpft auf dem Ortenauer Arbeitsmarkt mit anderen Großbetrieben wie etwa dem Europa-Park um Mitarbeiter. Bis zu 1000 Menschen will das Unternehmen bis Ende kommenden Jahres Arbeit bieten.

Der Umgang: Zalando ist ein junges Unternehmen. Der Chef ist für alle nur "Simon", heißt es in der hauseigenen Zeitschrift. Auffallend viele junge Kräfte arbeiten in den Verteilstraßen und rollen mit Spezial-Tretrollern durch die Gänge.

Die Schichten: Gearbeitet wird derzeit in zwei Schichten, von 6 bis 23.30 Uhr. Nur sonntags ruht der Betrieb. Wenn am Ende im Verteilzentrum alles läuft, sind drei Schichten geplant, rund um die Uhr.

Die Investition: In das Verteilzentrum wurden laut Geschäftsführer Simon Straub insgesamt rund 130 Millionen Euro investiert, den Bau eingeschlossen, der aber von einer anderen Firma ausgeführt - und bezahlt - wurde.

Die Kunden: Vor allem in den gesamten süddeutschen Raum, nach Frankreich und in die Schweiz gehen die Päckchen mit Kleidung und Schuhen. Zehntausende pro Tag. Und das soll noch gesteigert werden. "Da geht noch was!", deutet Simon Straub an. Konkrete Zahlen nennt er jedoch nicht.

Die Geheimnisse: Zalando gibt überhaupt nicht viele Details zu Zahlen heraus. Umsatz macht das Unternehmen rund 3,6 Milliarden Euro pro Jahr. Wieviel davon der Standort Lahr umsetzt, bleibt offen.

Das Chaos: Hinter dem Zalando-Verteilzentrum steckt ein eigenes Logistik-System, Zalos genannt. Das macht täglich eine Million Interaktionen möglich, für Wareneingang, Lagerung, Zustellung und anderes mehr. Die Einlagerung der Waren erfolgt dabei im chaotischen System. Das Rechnerhirn gibt vor, wo Schuhe und Co. in den Regalen abgelagert werden - und dann auch wieder zu finden sind. Also wild durcheinander und nicht wie daheim im Kleiderschrank alles schön geordnet. Chaotisch sortiert ist einfacher.

Die Auswirkungen: Zalando hat mit seinem riesigen Logistik-Aufkommen für kräftigen Schub in Verkehrsfragen gesorgt. Etwa der Ausbau der Autobahn-Ausfahrt Lahr wäre ohne die Firma nicht so schnell gekommen, erklärte OB Wolfgang G. Müller. Und 700 Menschen, die neue und gut bezahlte Jobs gerade auch im Bereich der einfachen Tätigkeiten gefunden hätten, würden auch Lahr insgesamt gut tun, für das soziale und kulturelle Leben der Stadt.

INFO

Wilde Schreie

Das Berliner Unternehmen wurde vor neun Jahren gegründet und wächst seither rasant. Bekannt wurde es mit dem Versand von Schuhe und dem Werbespot, bei dem Frauen beim Eintreffen des Postboten in wildes Schreien verfielen. Jetzt machen Schuhe nur noch einen Teil des Umsatzes aus, längst wird auch Bekleidung vertrieben.