Gemeinsam geht es besser: Gestern drehten die Schüler der Hauswirtschaftlichen Schulen im Mauerfeld einen Werbefilm für ihr Projekt, mit dem sie sich an einem Wettbewerb der Landesstiftung Baden-Württemberg beteiligen. Foto: Breuer Foto: Lahrer Zeitung

Wettbewerb: Berufsschülerinnen wollen mobil eingeschränkte und gesunde ÖPNV-Nutzer vernetzen

Von Christine Breuer

Das Berufliche Gymnasium im Mauerfeld nimmt als eine von acht Schulen an einem Wettbewerb der Landesstiftung teil. Sein Projekt: eine Vernetzung von mobil eingeschränkten und gesunden Menschen, die öffentliche Verkehrsmittel nutzen.

Lahr. Gestern fanden dazu Dreharbeiten für einen Werbefilm statt. Es ist eine Situation, wie man sie täglich beobachten kann: Behinderte, alte Menschen mit Gehhilfen oder Mütter mit Kinderwagen versuchen, in einen Bus oder Zug zu steigen, was oftmals schwierig bis unmöglich ist. Zwölftklässlerinnen des Gesundheits- und Sozialwissenschaftlichen Gymnasiums der Hauswirtschaftlichen Schulen im Mauerfeld arbeiten derzeit an einer Lösung – eine App (Computerprogramm) und eine dazu passende Internetseite, die das Prinzip der Mitfahrzentralen aufgreift. "GeMo" lautet das Motto.

Bei den Dreharbeiten am Bahnhof wird das Ziel schnell klar. Eine junge Frau sitzt im Rollstuhl an der Bushaltestelle, drückt auf den Knopf mit dem internationalen Zeichen für Behinderte und fordert Hilfe an, weil es zwischen Bordstein und Einstieg einen Höhenunterschied gibt. Der Busfahrer kommt, klappt die Rampe aus und hilft der jungen Frau in den Bus. Das jedoch bringt eine Zeitverzögerung mit sich.

Die Computerlösung könnte dem Abhilfe schaffen. "Die Idee ist, eine App und gleichzeitig auch eine Internetseite zu erstellen, auf denen sich Personen, die täglich mit öffentlichen Verkehrsmitteln reisen, mit ihren festen Fahrzeiten eintragen können", erklären die Schülerinnen. Über diese App würden die Anfragen weitergegeben. An Bahnhöfen und Haltestellen müsste es feste Areale für das Zusammentreffen geben. Die Mitglieder des Forums erklärten sich bereit, Hilfsbedürftigen beim Einsteigen, Aussteigen oder Gleiswechsel zu helfen. Das Programm soll, um auch Sehbehinderten nützlich zu sein, mit einer Sprachsteuerung ausgestattet werden.

SWEG unterstützt das Projekt

Die SWEG hat einen Bus inklusive Fahrer für die Dreharbeiten kostenlos zur Verfügung gestellt. Manuel Erfurt manövriert seinen Bus geduldig immer wieder um den Bahnhofsvorplatz herum, hält immer wieder an derselben Stelle an. Mal hilft der 23-Jährige der vermeintlichen Rollstuhlfahrerin Lisanne Lavoie, mal ist es Sarah Zoth, die mit weiteren Schülerinnen die Rolle eines Fahrgasts übernommen hat. Marie Lavoie ist Studentin der Filmhochschule in München. Sie hat das Drehbuch geschrieben und führt Regie, Elias Finkbeiner nimmt die Szenen mit der Kamera auf. Marie und Lisanne wurden von ihrer Schwester Michelle, die das Gymnasium besucht, zu den Dreharbeiten verpflichtet. Die Idee zum Projekt hatten Stefanie Kölble aus Steinach und Lorena Offenburger aus Kappel-Grafenhausen. Beide kommen mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Lahr zur Schule, haben die Situation der mobil eingeschränkten Menschen beobachtet und dabei die Lücke im System entdeckt.

Gemeinsam mit ihren Lehrerinnen Christina Seebeck und Carmen Kollmer werden die Gymnasiastinnen das Ergebnis ihrer Arbeit am 6. Mai bei der Preisverleihung in Stuttgart vorstellen.