Das Schaf weiß alles besser: Andrea Bongers bei ihrem Aufritt im Stiftsschaffneikeller. Foto: Baublies

Andrea Bongers lässt im "Keller" Puppen sprechen

Lahr. Das Kind ist aus dem Haus, die zweite Ehe glücklich geschieden, da kann die Mama doch die Puppen tanzen lassen. Genau das hat Andrea Bongers am Samstagabend im Stiftsschaffneikeller getan. Das Ganze war mitunter derb und schrill, sorgte aber für sehr viel Gelächter.

Mit dem gesungenen Versprechen "das letzte Kind trägt Fell" fing die Hamburger Kabarettistin an. Ein Hund, treu, brav – "notfalls auch mittels Klaps" – und kuschelig, wäre doch die Rettung vor allen Depressionen, die Mama halt so kriegen kann, war zu erfahren. Denn: "Wie viele Fünfen bei Klassenarbeiten haben wir zusammen ausgestanden?" Und wer habe in 20 Jahren Mutter-Sohn-Beziehung eigentlich die Hausaufgaben gemacht?

Bongers brachte das Thema Mutter und Sohn samt den dazugehörigen Dramen auf die Bühne. Das gelang am besten mit mehreren Handpuppen. Ganz besonders gelungen war der Sketch "Reife Frau von Welt, respektive allein gelassene Mutter, kauft als Trostpflaster Schuhe". Bongers saß dabei auf einem Stuhl auf der ansonsten schwarzen Bühne, eine Hand bewegte Maus und Tastatur, um Designerstücke im Internet zu ordern. In der anderen Hand der beißende Kritiker, das Kuscheltier – in Form eines Schafs.

Die Sprechrolle wechselte zwischen Schauspielerin und Puppe, wobei das Schaf bald der Meinung war, dass diese imaginären schwarzen Pumps nicht zu einer Frau passen würden, "die seit zehn Jahren 40 ist". "Fünf! Na gut – sieben."

Was machen Erzieher, wenn die süßen Kleinen partout ungesüßten Tee und Brokkoli bevorzugen? Was macht Mama, wenn sie mit Vorurteilen gegen Fast Food allein steht? Hilfe bieten die rund 1600 Erziehungsratgeber, die jedes Jahr allein auf den deutschen Buchmarkt drängen: "Ich lese sie alle."

Besucher lernen ein neues Wort kennen

Dass Andrea Bongers wunderbar mit der Sprache umzugehen vermag, zeigte sie mit dem Wort "Möh!", das (noch) nicht im Duden steht. Aber ein pensionierter Lehrer, respektive die Puppe, bietet "Möh-Workshops" an. Dass dabei alle Zuschauer – die Wortwahl sei verzeihen – mitblökten und dann Beifall spendeten, spricht für die Puppe und deren Schöpferin. Einzig der gesungene Versuch, "Stiefel san zum Laufen da", war so daneben, dass es fast schon an Genialität grenzte. Wie sollte man den völlig schrägen Versuch einer Hanseatin, bayerisch zu singen und dafür Applaus zu bekommen, sonst auch bewerten?

Dass Frau viele Frösche küssen muss, um einen Prinzen zu finden, ist eine Binsenweisheit. Der Frosch auf der Bühne gestand zuerst, dass er sich in die arme Mutti verliebt habe. Doch nach einem "Quickie" – Küsschen auf die Backe –, hatte das Biest das Interesse wieder verloren. Dem Publikum ging es da völlig anders, war es doch regelrecht hingerissen von der Schauspielerin.