Bet Williams Foto: Haberer Foto: Lahrer Zeitung

Das "Epiphany Project" um Bet Williams überzeugt im Rahmen der "Songs ’n’ Singers"-Reihe

Von Jürgen Haberer

Lahr. Die musikalischen Wurzeln liegen im Blues und Folk amerikanischer Prägung, auch wenn das "Epiphany Project" eine mit osteuropäischen und orientalischen Elementen durchsetzte Weltmusik spielt. Das vierte Gastspiel des Trios lockte rund 80 Zuhörer in den "Schlachthof".

Der Gesang der Amerikanerin Bet Williams wirkt schlichtweg betörend, obwohl die Frontfrau des "Epiphany Project" zwischendurch auch mit rauchiger Stimme dem Blues frönt, einen griffigen, mit lockeren Riffs gewürzten Folksong serviert. Das Trio um die blonde Frau mit einer vier Oktaven umfassenden Stimme macht keinen Hehl daraus, dass seine musikalischen Wurzeln in den USA liegen. Bet Williams und den New Yorker Pianist John Hodian hat es aber vor gut zehn Jahren nach Berlin verschlagen. Von hier aus brechen sie immer wieder auf zu einer musikalischen Spurensuche in ganz Europa und dem Nahen Osten.

Sie tauchen ein in fremde Kulturen und antike Sprachen, assimilieren sie in eine Art universelle Weltmusik, die aus der spirituellen Energie ganz unterschiedlicher Kulturen schöpft. Bet Williams’ Gesang überzeugt auf einer lautmalerischen Ebene, auf der sie Elemente der Folklore Armeniens, mit den Traditionen der Sufis in Pakistan und Nordindien mischt, dem Kehlkopfgesang Tuvas, der Liturgie antiker Religionen. Ihre Stimme ist dabei Teil einer subtil angelegten Klanglandschaft, in der das Klavier von John Hodian in einen Dialog mit den Rhythmusfiguren des New Yorker Schlagzeugers Mal Steinund der sparsam eingesetzten Akustikgitarre von Bet Williams tritt.

Nach drei Auftritten in Lahr noch immer als Geheimtipp der Reihe  "Songs ’n’ Singers" gehandelt, beeindruckte das Trio mit einem atmosphärisch ungemein dichten Auftritt, der den Auftakt einer gut ein Dutzend Konzerte umfassenden Deutschlandtournee markierte.

Das "Epiphany Project" agiert nach wie vor griffig genug, um sich ein breiteres Publikum zu erschließen. Gleich der zweite Song im erstmals gut besuchten "Schlachthof", taucht ein in die Gefilde des Blues. Die Stimme von Bet Williams röhrt, schlägt dann ein eher lockeres Timbre an, während die Sängerin erstmals zur Gitarre greift und mit ihren beiden Mitstreitern zwischen lockerem Rockriff und "Americana" pendelt. Dann wird erstmals die Bandbreite der Musik des Trios deutlich. Klavier und Schlagzeug finden auf der Ebene einer durchaus experimentellen Improvisation zueinander. Die Stimme von Bet Williams schwebt im Raum, pendelt zwischen der Folklore Armeniens und einer lautmalerischen Geste, in der sich die Musik immer mehr verdichtet, in eine fast mystische Sphäre abhebt.

Das seit dem letzten Auftritt im November 2012 deutlich überarbeitete Programm des Trios greift auf das aktuelle Soloalbum von Bet Williams zurück, aber auch auf die Musik des von John Hodian geleiteten "Naghash Ensembles", das traditionelle Musik aus Armenien ins 21. Jahrhundert überführt. Immer wieder taucht das "Epiphany Project" in dieses Spannungsfeld ein, überrascht mit Klangbildern, die sich weit abseits unserer hektischer Alltagswelt ansiedeln. Dann steht plötzlich wieder die Show im Vordergrund, der Kontakt mit dem Publikum, ein lockerer, griffiger Song, der von einem lateinamerikanischen Rhythmus, einer orientalischen Figur getragen wird.