Flüchtlinge und Einheimische wirken in dem Stück "Im Wartesaal der Träume" mit. Foto: Künstle Foto: Lahrer Zeitung

Theater: Gelungene Premiere der Baal-Novo-Produktion "Im Wartesaal der Träume" / Anhaltender Applaus am Ende

Das Theaterstück "Im Wartesaal der Träume" greift Flüchtlingsschicksale auf, thematisiert die Träume und Albträume, die sie mitgebracht haben. Die Produktion des Theaters Baal Novo greift aber auch das Hier und Jetzt auf.

Lahr. "Noch ein Flüchtlingsdrama, das Betroffenheit erzeugen soll, das Hundertste oder Tausendste?", interveniert Kirsten Schick gleich in der Eingangsszene der Premierenvorstellung am Freitag im Zeit-Areal. Sie zählt zu den drei "Deutschländern", in dem von Regisseur Horst Kiss und dem aus Griechenland stammende Dramaturgen Michalis Georgiou auf den Weg gebrachten "Theater der Migranten", einem Ableger des Regionaltheaters Baal Novo.

Das Projekt ist ein Stück gelebte Integration, bei dem Flüchtlinge und Migranten auf der Bühne stehen, aber auch ein paar Einheimische, die allesamt der Virus des Amateurtheaters befallen hat. Der Einwand von Kirsten Schick ist durchaus berechtigt. "Im Wartesaal der Träume" skizziert in persönlichen Rückblenden den Albtraum der Flucht, zeigt auf, warum junge Menschen aus Syrien, dem Iran und Irak ihre Heimat verlassen haben. Es gibt Szenen, die unter die Haut gehen, die Betroffenheit auslösen und nachdenklich stimmen. Waleed Bidan, Suliman Abu Ghaida, Behzad Rasooli Manzar, Shashtari Fayzaneh, Ahmad Hasan Aljasem, Kirsten Schick, Frank Leonhardt und Zacharias Walker begnügen sich aber längst nicht mit der Rolle von Zeitzeugen, die ihre eigene Geschichte szenisch aufbereiten. "Im Wartesaal der Träume" geht weit darüber hinaus. Das Stück erzählt auch von Herrschern, die ihr Land zu Grunde richten, von globalen Interessenkonflikten und arabischen Scheichs, die mit ihren Öldollars um sich werfen. Es thematisiert den Traum von einem selbstbestimmten Leben und den Hunger nach Freiheit, der am Ende der Flucht in der Warteschleife, in den Mühlen des bürokratischen Systems zu ersticken droht.

Der selbst erhobene, von Kirsten Schick vorgetragene Einwand zielt aber auch ins Leere, weil das Theater längst nicht nur als Ausdrucksmittel und Ventil dient. "Im Wartesaal der Träume" ist auch die Spielwiese eines in den vergangenen Monaten spürbar zusammengewachsenen Amateurensembles, das sich lustvoll ausprobiert. Große Dichter und Denker der Vergangenheit kommen immer wieder zu Wort. Romantisch verklärte Verse über Aufbruch und Neubeginn führen schelmisch ins Absurde.

Beim Deutschunterricht und anderen Szenen blühten auch satirische Schlaglichter auf. Der anhaltende Applaus des Premierenpublikums galt so nicht zuletzt auch der gelungenen Theaterarbeit des Ensembles.