Macht Musik voller Zwischentöne: die Lahrer Band "Bail" um den Sänger und Gitarristen Klaus Biehler (rechts) Foto: Künstle

Die Lahrer Band "Bail" und "Patty Moon" aus Freiburg überzeugen im "Schlachthof"

Die Freiburger Pianistin und Sängerin Patty Moon eröffnete mit melancholischen Songperlen ein Konzert der Lahrer Gruppe "Bail". Am Ende ihres Konzertes schlüpften Klaus Biehler und seine Truppe in die Rolle einer Begleitband.

Lahr. Hinter dem Namen "Patty Moon" verbirgt sich eine bereits 1998 gegründete Band, von der allerdings nur noch Frontfrau Judith Heusch (Klavier, Gesang) sowie der als Arrangeur und Multiinstrumentalist Tobias Schwab übriggeblieben sind. Die von klassischen Elementen, elektronischer Musik und Wave geprägte Klanglandschaft der Band hat sich im Lauf der Zeit auf fragile Songperlen reduziert, die von einer kaum zu überhörenden Melancholie geprägt sind. Judith Heusch scheint die musikalische Elegie zu lieben, sie tritt unter dem Titel Patty Moon mittlerweile immer öfter im Alleingang auf.

Das Doppelkonzert mit "Bail" am Samstagabend im "Schlachthof" ging auf das Betreiben der Lahrer Formation zurück. Frontmann Klaus Biehler (Gitarre, Gesang), liebt es, mit seiner Freiburger Kollegin zu kollaborieren, sie bei dem einen oder anderen Song zu begleiten.

Am Ende des Soloauftritts von Judith Heusch standen Biehler und seine Truppe mit auf der Bühne, verdichteten die Songs "Underwater" und "Landscape" in einem flimmernden Gitarrengewitter, gegen das Biehler und Heusch dann im Duo noch einmal einen fast zerbrechlich wirkenden Gegenpool setzten.

Atmosphärische Spannungsfelder prägten auch den mit surrealen Videobildern unterlegten Auftritt der Gruppe "Bail". Biehler ist hier die prägende Figur, das lange in der Schwebe verharrende Bandprojekt hat sich in den vergangenen Jahren aber zu einem Quintett mit klaren Konturen verdichtet. Gitarrist Toby Ventura, Schlagzeuger Jürgen Spänle, Kai Escher (Bass) und Bertram Hensle (Gitarre, Keyboards) warteten mit einer Musik voller Zwischentöne und feiner Nuancen auf. Biehlers Texte erzählen nur selten von den sonnigen Momenten des Lebens. Die von ihm entworfenen Klanglandschaften schlagen aber eine Brücke von der Poesie sphärisch angelegter Balladen, zu den schwirrenden Klangkaskaden verzerrter Gitarrenläufe und wilder Ausbrüche. David Bowie steht manchmal Pate, aber auch die raue Monotonie von "Velvet Underground", der Wave der 1980er-Jahre und eine kleine Prise Punk.

"Bail" verquirlt alles zu einer am Ende bemerkenswert eigenständigen Melange. Der Auftritt beeindruckte durch seine Geschlossenheit, die Konsequenz, mit der die Gitarren immer wieder von der Leine gelassen werden und einzelne Songs am Ende in einem schwirrenden Finale abheben.

Was im Zusammenspiel mit Patty Moon funktioniert, ließ später am Abend dann auch bei einem Duett von Biehler und seiner Frau Monika aufhorchen.