Bis zur Landesgartenschau sind drei Stationen mit 120 Rädern geplant
Die Stadt Lahr will einen großen Schritt bei ihrer Entwicklung zu einer fahrradfreudlichen Kommune tun: Zur Landesgartenschau plant sie ein öffentliches Pedelec-Verleihsystem. An drei Stationen sollen 120 Pedelecs bereitgestellt werden.
Lahr. Das hat seinen Preis: Für die erste Stufe der Umsetzung dieses Systems werden rund 700 000 Euro fällig, hinzu kommen Folgekosten in Höhe von rund 130 000 Euro pro Jahr, hat das Stadt- und Verkehrsplanungsbüro Kaulen aus Aachen, vom dem das Konzept für Pedelec-Verleihstationen stammt, ausgerechnet. An Unterstützung fehlt es trotzdem nicht: Der Technische Ausschuss und der Verkehrsausschuss begrüßten die Idee.
Noch vor der Landesgartenschau soll das Konzept für Pedelec-Verleihstationen umgesetzt werden. Die erste Realisierungsstufe des Konzepts sieht drei Stationen vor:
> den Bahnhof,
> das Rathaus und
> den Kleingartenpark auf dem Gartenschaugelände.
Die Pedelecs sollen sowohl von Pendlern als auch von Touristen oder Besuchern genutzt werden, so die Stadtverwaltung. Somit seien die beiden Standorte Bahnhof und Rathaus von besonderer Bedeutung. Das Leihfahrrad biete hier eine Alternative zum Auto (keine Parkplatzsuche), zum Bus (Unabhängigkeit von Fahrzeiten), aber auch zum eigenen Fahrrad (keine Anschaffungs- und Betriebskosten, keine Diebstahlgefahr).
Vom Kleingartenpark in die Innenstadt
Dritter Standort ist der Kleingartenpark mit dem Haupteingang der Landesgartenschau 2018. Besuchern der Gartenschau soll trotz der geringen Distanz zwischen Bahnhof und Kleingartenpark das Pedelec als alternatives Verkehrsmittel angeboten werden. Nach dem Besuch der Schau besteht die Möglichkeit, mit dem Pedelec weiter in die Innenstadt zu fahren. An der Station Rathaus kann das Pedelec dann abgestellt werden. Ein Abstellen außerhalb der Station ist während der Ausleihzeit auch möglich, die Rückgabe allerdings nur an einer der drei Stationen.
"Die Landesgartenschau bietet der Stadt Lahr eine gute Möglichkeit, ein Pedelec-Verleihsystem zu installieren, im Vordergrund der Realisierung steht aber der Betrieb nach der Landesgartenschau", so die Verwaltung. Konkret: Die 120 Pedelecs an den drei Stationen sollen nach der Landesgartenschau auf verschiedene Standorte in der Kernstadt, aber auch in den Stadtteilen verteilt werden. Auch an das Flugplatzgelände ist dabei gedacht.
Die Verleihstationen sollen ausschließlich mit Pedelecs und einem E-Lastenfahrrad versehen werden. Ein Verleihsystem mit elektrisch unterstützten Fahrrädern gelte als zukunftsweisend. Roland Hirsch (SPD) brachte das Ganze so auf den Punkt: "Wir machen das!"
INFO
Pedelec
> Ein Pedelec ("Pedal Electric Cycle") ist eine Ausführung eines Elektrofahrrads, bei der der Fahrer von einem Elektroantrieb nur dann unterstützt wird, wenn er gleichzeitig auch selbst die Pedale tritt. In Deutschland ist ein Pedelec einem Fahrrad rechtlich gleichgestellt, wenn es erstens mit einem maximal 250 Watt starken Motor ausgestattet ist und zweitens die Motorunterstützung konstruktiv auf eine Geschwindigkeit von maximal 25 Stundenkilometer begrenzt wird. In diesem Fall besteht keine Kennzeichen-, Haftpflichtversicherungs-, Führerschein- und Helmpflicht.
> Dagegen ist für Fahrräder mit Elektroantrieb über 25 Stundenkilometer ("S-Pedelec") die rechtliche Gleichstellung mit dem Kleinkraftrad vorgesehen. Sie benötigen somit eine Betriebserlaubnis und sind versicherungs-, kennzeichen- und fahrerlaubnispflichtig. Wenn der Motorbetrieb den zusätzlichen Pedalantrieb nicht erfordert, handelt es sich um ein Fahrrad mit Hilfsmotor.
> Mit einem E-Lastenfahrrad lassen sich Güter mit einem Gewicht von bis zu 300 Kilogramm transportieren, sodass es auch für größere Einkäufe und Besorgungen oder andere Transportzwecke genutzt werden kann.
Kommentar von Stefan Maier
Auf dem Weg zur Fahrradstadt
Das ist doch einmal eine richtig gute Idee: Ein Pedelec-Verleihsystem kann ein entscheidender Beitrag sein, dem Radverkehr in Lahr einen deutlich höheren Stellenwert zu geben. Die Stadt hat auf dem Weg zur fahrradfreudlichen Kommune schon einiges getan – von den Fahrradabstellboxen bis hin zu den Schutzstreifen, die für mehr Sicherheit von Zweiradfahrern im Straßenverkehr sorgen. Ein Fahrrad-Vermietungssystem ist dabei eigentlich schon lange fällig: Die Stadt Offenburg mit ihren 85 Mieträdern an 15 Stationen zeigt schon seit Jahren, wie es geht und dass dieses Angebot auch angenommen wird. Lahr kann jetzt noch einen Schritt weiter gehen: Mit einem Verleihsystem nicht mit herkömmlichen Rädern, sondern mit Pedelecs würden die Lahrer Maßstäbe setzen. Die batterieunterstützte Form der Fortbewegung auf zwei Rädern kann die Erfolgsaussichten des Verleihsystems nur erhöhen. Natürlich hat das seinen Preis. Wenn die Stadt dadurch ein zusätzliches und zugleich umweltfreundliches Mobilitätsangebot schafft, ist das Geld jedoch allemal gut angelegt. Weiter so!