Rockiges auf Alemannisch: die Gruppe "Luddi" aus dem Hochschwarzwald beim "Highmat-Abend" Foto: Künstle

"Orte für Worte": Zum Start der Reihe begeistern "Luddi" und Mundartautoren im "Schlachthof"

Von Jürgen Haberer

Der für Samstagvormittag angesetzte Auftakt von "Orte für Worte" fiel weitgehend der unbeständigen Witterung zum Opfer. Die zweite Auflage der Literaturtage nahm erst mit dem "Highmat-Abend" im "Schlachthof" richtig Fahrt auf.

Lahr. Ulrike Derndinger und Ruben Franz hätten eigentlich am Samstagvormittag auf dem Sonnenplatz mit Passanten auf Alemannisch ins Gespräch kommen sollen. Die Lahrer Mundartautorin und der junge Poetry-Slam-Künstler aus Oberschopfheim waren ebenso für die Auftaktveranstaltung der Reihe "Orte für Worte" gebucht wie Tausendsassa Helmut Dold und Sängerin Hannah Wilhelm. Der Förderkreis der Mediathek hatte aber aufgrund des Wetters umdisponiert. Der Bücherflohmarkt des Vereins wurde ins Foyer der Mediathek verlegt, das Rahmenprogramm kurzerhand gestrichen.

Das gesprochene und gesungene Wort kam so erst in den Abendstunden zum Zuge, beim "Highmat-Abend" der Stiftung "Bürger für Lahr", der Rockwerkstatt und des "Schlachthof"-Teams. Dabei wurde nicht nur mit viel musikalischem Schwung die Mundart gepflegt.

Sehnsucht nach der "guten alten Zeit"

Der Auftritt der Gruppe "Luddi" aus Birkendorf im Hochschwarzwald beleuchtete mit rockigem Unterton auch den Begriff Heimat und die Sehnsucht nach der "guten alten Zeit". Die Gruppe präsentierte sich als bodenständiges, aber immer auch kritisches Musikkollektiv, das mit viel Rock ’n’ Roll, Balladen, Blues und Ska kräftig für Stimmung sorgte.

Zwischendurch kamen Ulrike Derndinger, Ruben Franz und Kathrin Ruesch, die im Markgräflerland beheimatete Gewinnerin des Gerhard-Jung-Preises für junge Mundartliteratur, zu Wort.

Der Tenor des Abends war mehr als eindeutig: Die Heimat- und Schwarzwaldidylle vergangener Jahrhunderte hat Risse bekommen, die Mundart ist im Alltagsgebrauch auf dem Rückzug. Es gibt trotzdem noch immer reichlich Futter für einen echten "Highmat-Abend", verändert hat sich nur die Schreibweise und der Blickwinkel, der Ansatz der Akteure.

Kritische Untertöne schwingen mit

Bei "Luddi" geht aller Nostalgie zum Trotz die Post ab. Die Jungs hauen rein, singen dazu aber so, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Es gibt keinen Song, zu dem die beiden Frontmänner und Brüder Christoph Dörflinger (Gesang, Saxofon, Akkordeon) und Manuel Dörflinger (Gesang, Gitarre, Trompete) nicht auch eine passende Geschichte parat haben. Es geht dabei unter anderem um "Heimät", die Nähe des Almannischen zum Arabischen. Um all den "Glump" und "Kruscht", den die neue Zeit mitbringt, und die Naivität der "Hinterwäldler", die einer Wildfremden 800 "Schtutz" für einen Trip nach Amsterdam leihen.

Ruben Franz, Ulrike Derndinger und Kathrin Ruesch greifen immer wieder ein. Auch sie geben sich kritisch und fragen unter anderem die Alten am Stammtisch, warum sie nicht besser auf die "gute alte Zeit" aufgepasst haben.

"Luddi" hat so etwas ähnliches wie eine Antwort: Wenn das "Heigeiß", das große Fest nach der letzten Ernte des Jahres, stirbt, weil es kaum noch Landwirte gibt, muss eben ein Nachbarschaftsfest nach der letzten Runde mit dem Rasenmäher her.

INFO

Die nächsten Veranstaltungen

>  Eine interaktive Lesung des Kinderbuchs "Wir gehören zusammen" steht heute, Montag, von 9 bis 9.45 Uhr und von 10.30 bis 11.15 Uhr für Kindergartengruppen in der Buchhandlung Martin Schwab auf dem Programm.

> Buchneuheiten stellen Birgit König, Diana Dold und Helmut Dold als Gast heute, Montag, ab 19 Uhr in der Mediathek vor. Die Mischung der im Gewölbe präsentierten Titel ist bunt: Krimis von Andreas Pflüger oder Charity Norman gehören zur Auswahl, aber auch Bud Spencers "Was ich euch noch sagen wollte ...". Der Eintritt ist frei.

>  Um "Book-Crossing" geht es morgen, Dienstag, ab 19 Uhr im Café Süßes Löchle. Der Freundeskreis Süßes Löchle und die VHS laden Bücherfreunde zu einem Informationsabend über das Projekt "Book-Crossing" – auf Deutsch Büchertausch – und neue Wege eines Buchclubs im Internet ein. Interessierte bringen am besten Laptop, Tablet oder Smartphone und bei Interesse ein Buch zum Weitergeben mit, heißt es in der Ankündigung. Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.